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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Hofmauern sah Keren kleine, luxuriöse Gärten, geschmückte Lauben, Balkone und von Pfeilern gestützte Arkaden. Das alles stand in starkem Kontrast zu den Fassaden der Residenzen mit ihren einfachen Steinwänden, den spärlichen Fenstern und den unauffälligen Fronttüren. Es war völlig anders als die Holzgebäude im Brückenbezirk.
    »Astalen?«, fragte sie. »Haben wir auf unserem Weg hierher eigentlich die Wrackstadt durchquert?« »Nein, Mylady. Die Wrackstadt ist der westliche Teil des Südlichen Brückenbezirks. Ihr hättet es sofort an seinem heruntergekommenen Erscheinungsbild erkannt, den umherstreifenden Banden von wilden Kindern und natürlich dem Gestank.«
    Keren wechselte einen amüsierten Blick mit Medwin. »Das liegt wohl nicht auf der Route unserer Stadtrundfahrt…«, flüsterte sie.
    Medwin hüstelte und sagte laut: »Freund Astalen, gehe ich Recht in der Annahme, dass die Gespräche zwischen dem Mondkonzil und den Rebellenclans sehr bald stattfinden sollen?«
    »Genau so ist es, Meister Magier. Die Gespräche wären fast abgebrochen worden, da einige der Rebellen erst kämpfen und später reden wollten. Dann hat jedoch der Hevrin verkündet, dass er teilnehmen würde, und die anderen sind ihm gefolgt.«
    Keren blickte stirnrunzelnd hoch. »Der Hevrin?«
    »Sein voller Name ist Rikketh Cul-Hevrin, aber als Hoher Admiral des Stammes Hevrin nennt man ihn einfach nur den Hevrin.«
    »Verstehe.« Keren spürte die Umrisse des Beutels unter ihrem Arm, in dem sich die Kopie des Kodex befand. »Bevor ich Besh-Darok verließ, habe ich einen Kaufmann namens Yared Hevrin kennen gelernt. Ich frage mich, ob es zwischen den beiden eine Verbindung gibt.«
    Als sich Astalen umdrehte, sah er sie respektvoll an. »Yared Hevrin ist in Scallow sehr bekannt und genießt großen Respekt, Mylady. Er ist ein Kusin des Hevrin. Weil er das Mondkonzil unterstützt, wird er vom Stamm der Hevrin und seinen Verbündeten verachtet.«
    »Kein Blut ist so vergiftet wie das zwischen zerstrittenen Verwandten«, erklärte Medwin. »Wird das negative Auswirkungen auf die Gespräche haben?«
    »Ohne jeden Zweifel, Meister Medwin«, erwiderte Astalen. »Yared Hevrin wird irgendwann morgen eintreffen und seine Stellungnahme abgeben.«
    Ein kalter Wind blies aus Norden und brachte einen leichten Nieselregen mit sich, der auf das lederne Dach der Kutsche prasselte. Keren schüttelte sich, als sie über das nachdachte, was Astalen ihnen gesagt hatte, und sich fragte, ob ihre Rolle in dieser Aufgabe wirklich notwendig war. Sie wusste nichts von Dalbar und Scallow und der Politik. Und ihr Vertrauen in ihre eigene Kampfkraft war nicht mehr so groß wie früher. Was ihre magischen Fähigkeiten anging, schienen sie trotz des Optimismus, den Bardow und Medwin an den Tag legten, eher winzig zu sein.
    Der Erzmagier war von ihrem Potenzial fest überzeugt, und in unregelmäßigen Abständen hatte Medwin auf ihrer Reise einige Stunden darauf verwendet, sie die ersten Gedankengesänge zu lehren. Aber etwas in ihr sehnte sich immer noch nach der versiegten Macht, dieser uralten, unerbittlichen Macht der Dämonenbrut. Und dieser Teil würde sie immer wieder in Versuchung führen.
    Regenböen peitschten auf sie ein, als sie über einen Marktplatz fuhren. Um sie herum duckten die Städter sich unter den Markisen der Buden oder traten in schützende Torwege, als der Hagel mit einem prasselnden Geräusch einsetzte, das sich unter dem Dach von Kerens und Medwins Kutsche besonders laut anhörte. Sie hatten fast die andere Seite des Marktplatzes erreicht, als eine Gruppe von schmutzigen, durchnässten Männern mit grünen Schärpen und Stöcken in den Händen aus einer Gasse auf Kerens Seite gelaufen kam. Der Anführer lief geradewegs auf die Kutsche zu, sprang auf das Trittbrett und beugte sich so weit in das Innere der Kutsche, dass Keren seine Bierfahne riechen konnte.
    Es war ein junger Mann mit einem kohlschwarzen Bart und vom Regen verfilztem Haar. Seine Miene war feindselig, doch seine Angriffslust verflog rasch, als Keren ihren Mantel zurückschlug und ihr Schwert halb aus der Scheide zog. Astalen beschimpfte ihn und befahl ihm, abzuspringen, aber der Schärpenträger ignorierte die Tirade, schnaubte verächtlich, hämmerte mit dem Stock an die Seite der Kutsche und stieß ein merkwürdiges Heulen aus, als er hinuntersprang. Während Astalen die Pferde mit der Peitsche antrieb, hörten sie hinter sich weitere Rufe.
    »Es ist sicherer, wenn wir uns

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