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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Hornbucht. Durch diesen Kanal waren Keren und die anderen gesegelt, nachdem sie eine Passage auf einer überfüllten Barke gebucht hatten. Die Mole, an der sie festgemacht hatten, lag auf der westlichen Seite der Landenge, und bei ihrer Fahrt nach Scallow hatte Keren auf der Ostseite eine Reihe größerer und stabilerer Kais gesehen, die aus schweren Pfählen und massiven Mauern errichtet waren.
    Viele der Gebäude dort waren auf oder um kleine Hügel errichtet worden. Auf dem höchsten thronte eine trutzige Burg, wohingegen das Westufer ziemlich flach war.
    Es war ihr erster Besuch in Scallow, und sie wusste nicht viel über die Stadt, außer dass sie für ihren Schiffbau und ihre Kriegsführung zur See berühmt war. Gilly hatte einen Ort namens
Wrackstadt
erwähnt, der angeblich aus geretteten Schiffen einer besiegten anghatanischen Flotte bestand, die zwischen einer Gruppe kleiner Inseln fest vertäut worden war. Ihre Decks und Kabinen waren zu Heimen, Tavernen und Werkstätten umgewandelt worden. Doch das Einzige, was Keren bei ihrer Ankunft gesehen hatte, waren einige dicht bebaute Brücken gewesen, welche die felsigen Inseln dieser Meerenge überspannten. Sie beobachtete gerade eine lange Rudergaleere aus Honjir, die von Norden kam, als Gilly sich zu ihr gesellte. Und mit ihm der Fischgestank.
    »Nette Leute, diese Fischer«, meinte er. »Sie sind sehr gastfreundlich und mitteilsam.«
    »Wie gastfreundlich?« Keren rümpfte die Nase.
    »Naja, ich habe ein oder zwei Hände geschüttelt…« Er runzelte die Stirn, roch an seinen Fingern und zuckte mit den Schultern. »Immerhin habe ich einiges herausgefunden …«
    Bevor Keren eine bissige Bemerkung machen konnte, stampfte Medwin auf sie zu. Seine Miene war umwölkt. »Was für ein verlogenes, betrügerisches Reptil!«, stieß er zwischen den Zähnen hervor. Er musste sich bemühen, seine Stimme zu dämpfen.
    »Ah, unser edler Kapitän«, erriet Gilly.
    »Was ist los?«, erkundigte sich Keren.
    »Er weigert sich, unsere Pferde herauszugeben«, erklärte Medwin. »Er behauptet, dass zwei nicht ordentlich an den Füßen gefesselt waren, in Panik gerieten und ihre Stalltüren herausgetreten hätten. Er will mich mit in den Frachtraum nehmen und es mir zeigen, aber ich wollte Euch zuerst mitteilen, was da vorgeht.« Er holte tief Luft. »Und um mich zu beruhigen. Ah, da ist er ja. Ich komme zurück, sobald ich die Wahrheit herausgefunden habe.« Mit diesen Worten schritt er zur Mole, wo der Kapitän, ein großer, dürrer Mann, mit ein paar Matrosen seiner Mannschaft wartete. Gilly schnaubte amüsiert.
    »Ich fürchte, die einzige Wahrheit, die Medwin herausfindet, wird die Entdeckung sein, dass alle Barkenkapitäne geborene Halsabschneider sind.«
    Der Magier kehrte mit dem Kapitän an Bord zurück und verschwand im Frachtraum. Einige Minuten später tauchten beide wieder auf, begleitet von Redrigh, dem Hauptmann ihrer Eskorte, der an Deck blieb, während Medwin zu Gilly und Keren zurückkehrte.
    »Und? Wieviel wollte er?«, fragte Gilly.
    »Anderthalb Regal«, erwiderte Medwin. »Als er mir den so genannten Schaden zeigte, hätte ich ihn beinahe ausgelacht. Die Türen waren tatsächlich zerlegt, aber selbst ich habe gesehen, dass sie ganz einfach wieder zusammengesetzt und eingehängt werden konnten.«
    »Zweifellos genauso einfach, wie man sie auseinandernehmen und aushängen konnte«, vermutete Keren. »Genau.« Medwins Ärger war verflogen, und er schüttelte den Kopf. »Einen Moment lang war ich versucht, die Niedere Macht einzusetzen, obwohl seine Mannschaft daneben stand, aber ich entschied mich dann doch dagegen und habe statt dessen bezahlt.«
    »Das war eine sehr kluge Entscheidung«, sagte Gilly. »Die Nachricht von einem solchen Vorfall hätte sich sehr schnell herumgesprochen, und die Rebellenclans hätten sich mit Freuden darauf gestürzt.«
    »Ich weiß«, sagte der Magier und sah sich um, als Hauptmann Redrigh zu ihnen trat. Sein Gesicht war dunkel vor Wut.
    »Meister Medwin, ich fürchte, es wird noch eine halbe Stunde dauern, bis diese Lümmel die Pferde an Land gebracht haben«, sagte er. »Wollt ihr warten oder einen Wagen suchen, der euch zum Ostufer bringt?« »Schade, dass wir den Wagen nicht mitnehmen konnten, nicht wahr?«, fragte Gilly.
    Medwin hob eine Braue, und Keren hüstelte.
    »Bevor wir an Bord dieses morschen Kahns gegangen sind, habe ich einen Botenvogel an die hiesigen Repräsentanten der Krone geschickt und sie von unserem Kommen

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