02 - Schatten-Götter
nur darauf, sich um das Banner von Hegrouns Sohn zu scharen und die Vergangenheit hinwegzufegen^« Azurechs Lächeln richtete sich wie ein Dolch auf Yasgur. »Hast du eine Antwort für sie?«
»Nur diese: In der letzten Schlacht vor meiner Stadt haben die Clans eine große Zahl Krieger verloren, wie auch viele Oberhäuptlinge.« Yasgur starrte den anderen Mann an. »Ich glaube kaum, dass Ihr eine Armee habt, die unsere Wälle nehmen kann.«
Azurech erwiderte den Blick des Lordregenten mit unverhüllter Belustigung.
»Deine Ignoranz ist erschütternd, Yasgur. Die Völker von Yularia und Anghatan sind mit Freuden zu den Bannern meines Gebieters geströmt. Ihre Armeen vergrößern sich jeden Tag und dürften bald genügen, um diese Länder durch ihre bloße Zahl zu verdunkeln.«
»Dann frage ich mich, warum Ihr Sklaven kauft, die aus den Flüchtlingslagern in Süd-Khatris entführt wurden?«, warf Atroc ein. »Vielleicht strömen sie ja doch nicht ganz so freudig, hm?«
Zum ersten Mal richtete Azurech seinen Blick auf Atroc, der zufrieden die Wut bemerkte, die in den Augen des anderen glomm.
»Ich hatte gehofft, mit dem Erzmagier Bardow zu verhandeln«, erwiderte Azurech. »Ich muss meine Zeit nicht mit einem armseligen Auguren verschwenden.«
»Ihr ehrt mich«, gab Atroc zurück. »Ich trage Eure Verachtung wie eine ehrenvolle Narbe aus einem siegreichen Gefecht.«
Der Mann mit Byrnaks Gesicht drehte sich abrupt zu Yasgur herum. »Wir benötigen deine Antwort nicht augenblicklich. Schätze deine Lage in aller Ruhe ein, überdenke die Folgen deiner Entscheidung, und solltest du bis zum Morgengrauen unseren Forderungen zustimmen, hisse dies hier an eurem höchsten Turm.« Aus seiner Robe zog er ein gefaltetes Tuch und entfaltete es zu einem großen, viereckigen Banner aus leuchtendgrünem Stoff, dass eine goldene Sonne mit Strahlen zeigte, die von zwei schwarzen Schwertern aufgespießt wurde. Sorgfältig hängte Azurech das Banner an einen Haken am Hauptpfahl des Zeltes, und drehte sich dann zu den drei verhüllten Gestalten um, die nach wie vor draußen warteten.
»Wenn du nicht auf meine Worte hören willst«, erklärte er und winkte zwei von ihnen in das Zelt, »beachtest du vielleicht vertrautere Stimmen.«
Atroc wappnete sich, als die beiden Kapuzen zurückgestreift wurden und die Gesichter von Ikarno Mazaret und der Frau enthüllten, die er vor den Toren Gorlas gesehen hatte. Suviel.
Es waren nur Geistschatten der eigentlichen Persönlichkeiten, die eine gefangen, die andere tot, aber auch dieses Wissen machte Yasgur und den Seinen ihren Anblick nicht erträglicher. Ihre Haut und ihre Haare waren kalkweiß, und ihre Augen blassgrau, ruhig und starr. Ihre Atemwolken waren so dünn, dass es schien, als wären sie selbst kalt bis auf die Knochen.
»Ihr solltet auf ihn hören«, sagte der Geistschatten Suviels. »Über welche Waffen Ihr auch verfügen mögt, seien sie magisch oder aus Eisen und Holz, sie werden nicht genügen.«
»Das stimmt«, fuhr der Mazaret-Schatten fort. »Ich war in beiden Zitadellen und habe die Armeen gesehen, die dort ausharren. Selbst Tapferkeit und Geschicklichkeit würden gegen ein solches Heer nichts nützen.« Ihre Stimmen klangen merkwürdig hohl, und während Atroc ihnen zuhörte, begriff er das Ziel dieses kleinen Marionettentheaters. Es sollte sie nicht überzeugen, sondern einschüchtern.
»Seht her, das haben wir Euren Tapfersten und Besten angetan. Welche Hoffnung bleibt da für Euch andere?«, lautete die Botschaft.
»Eine große Veränderung bahnt sich an«, sagte der Suviel-Schatten.
»Die Reiche werden ineinander fließen«, stimmte Mazarets Geistschatten ein. »Daraus wird eine Welt der Verzauberung und unübertrefflichen Schönheit erwachsen.«
»Ihr könntet ein Teil von dem werden, was sein wird«, spann der Suviel-Schatten das Garn weiter. »Oder aber …«
Es zuckte mit den Schultern und sah Azurech an, der ihm lächelnd zunickte. Ein eisiger Windstoß fuhr durch das Zelt, und während die beiden Geistschatten ihre Kapuzen wieder aufsetzten, betrachtete Azurech Yasgur und die anderen mit einer boshaften Genugtuung. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, sprach Yasgur. »Ihr werdet Besh-Darok nicht leicht erobern. Jeder Meter Boden, jedes Gebäude und jede Straße wird mit dem Blut Eurer Truppen getränkt werden, solltet Ihr gegen uns marschieren.«
»Das wissen wir«, erwiderte Azurech. »Von unseren umfassenden Mauern bis zur Küste wird über diese
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