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02 - Schatten-Götter

02 - Schatten-Götter

Titel: 02 - Schatten-Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Cobley
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Meilen von Feldern und Ackerland eine Sturzflut von Tod und Verderben hinwegfegen, wenn wir zum Angriff reiten. Du allein kannst dies verhindern, Yasgur Feuerspeer.«
    Er drehte sich um und legte dem vierten und bis dahin verhüllt gebliebenen Mitglied seiner kleinen Gruppe die Hand auf die Schultern.
    »Ich überlasse dir dieses letzte Argument«, erklärte er, bevor er mit den beiden Geistschatten zurück zu den Pferden ging. Jeder Soldat und Offizier im Fort sah ihnen nach. Die vierte Person stand reglos da, hielt den verhüllten Kopf leicht gesenkt, und die Hände in die weiten Ärmel des jeweils anderen Arms geschoben. Atroc runzelte die Stirn und näherte sich dem Fremden, der, wie er jetzt bemerkte, leicht zitterte. »Wer seid Ihr?«, fragte er misstrauisch. Er verfolgte aus den Augenwinkeln, wie Azurech und seine Gefährten aufsaßen und den Pfad von dem Kamm hinuntertrabten. Dann bemerkte Atroc etwas an dem schweigenden Fremden, das ein Kribbeln auf seiner Haut auslöste.
    »Hat er etwas gesagt, Alter?« Yasgur machte sich bereit, mit Yarram an seiner Seite das Zelt zu verlassen. »Wartet, mein Prinz!« Atroc hob die Hand, und der Lordregent blieb abrupt stehen. »Wir haben es mit Schwarzer Hexerei zu tun…«
    Alle blieben wie angewurzelt stehen und verfolgten, wie Atroc die Hand ausstreckte und die Kapuze des Fremden zurückschob.
    Der Kopf des Mannes war vollkommen haarlos. Er starrte furchtsam auf etwas Unsichtbares, und seine Kopfhaut und sein Gesicht waren schweißgebadet. Sein Schädel wackelte leicht, und Atroc sah zu, wie Schweißperlen von seiner Stirn zu seinem Kinn hinabliefen und von dort zu Boden tropften.
    »Wie heißt Ihr, Herr?«, fragte Atroc ruhig. »Woher stammt Ihr?«
    Der Kopf des Mannes ruckte hoch, und sein brennender Blick richtete sich auf den Seher.
    »Suche … Domas sagte, suche nach … Dem Untoten …« Der Blick schweifte unstet ab, als sähe er Erinnerungen. »Aber sie fingen mich … bin nicht länger Qael … Ich bin … Ich bin …« Die Adern auf seinem kahlen Schädel schwollen an, als er tief Luft holte und brüllte: »Kriegsblut!«
    Eine Hand fuhr aus seinem weiten Ärmel. Sie hielt ein bösartig gebogenes Messer. Atroc schrie auf und sprang zur Seite, verlor seinen festen Stand und stürzte zu Boden, doch der Mann setzte sich das Messer an die eigene Gurgel. Der Schnitt war schnell und geschickt, und es strömte kein Blut aus der Wunde, sondern flüssiges, silbernes Feuer.
    Es rann über seine Brust und entzündete sofort die Vorderseite seiner Robe. Die Zuschauer schrieen vor Entsetzen auf und fluchten, und Atroc sah wie betäubt zu, als das feurige Blut immer weiter strömte und den Mann in einen lodernden Umhang aus Flammen hüllte.
    Dennoch blieb er unversehrt. Seine Haut platzte nicht auf und wurde auch nicht schwarz, noch schmolz ihm das Feuer die Augen aus den Höhlen. Er stand nur da, starrte geradeaus und schüttelte sich heftig, als befände er sich im Griff eines schrecklichen Fiebers. Dann sank er auf die Knie, als ein Netz aus hellen Linien wie Bruchstellen über seinen Kopf und sein Gesicht lief. Atroc wich zurück, als der Mann sein schmerzverzerrtes Gesicht zum Himmel wandte und zwischen den Zähnen ein gequältes Stöhnen herauspresste.
    Plötzlich trat Yarram mit gezücktem Schwert vor und trennte dem Mann mit einem einzigen Hieb den Kopf von den Schultern, bevor Atroc etwas sagen konnte. Der brennende Körper erlosch wie eine Kerze im Luftzug, fiel zu Boden und blieb reglos liegen. Den immer noch brennenden Kopf spießte Yarram mit seinem Schwert auf und schleuderte ihn zur Seite. Alle zuckten zusammen, als er in einem flammenden Blitz verging, während er im hohen Bogen durch die Luft segelte.
    »Freund Yarram«, sagte Atroc heiser, während er sich aufrappelte. »Was hat Euch zu dieser Tat veranlasst? Woher wusstet Ihr, dass …?«
    »Ich wusste es nicht, Seher.« Das Gesicht des Lordkommandeurs war eine Maske aus Wut und Erschöpfung. »Ich fand es nur … schwer zu ertragen, meinen Herrn Mazaret und seine Lady von diesem Abschaum Azurech so entehrt zu sehen. Dann hat er diesen armen Kerl zurückgelassen, damit er vor unseren Augen starb … Ich musste ihn einfach von seinem Leid erlösen.«
    »Ihr habt ein gutes Herz, Lordkommandeur«, sagte Yasgur, der neben den qualmenden Kadaver trat. »Und das hat einige von uns vor dem sicheren Tode bewahrt.« Er sah Atroc an. »Kennst du das, Alter? Ist das eine Tücke aus Kriegen längst vergangener

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