02 - Schwarze Küsse
besonders, nachdem Phoebe herausgefunden hatte, dass er einen Zauberspruch über mich verhängen wollte.
Sie funkelte ihn an. »Ich habe nichts gegen dich«, sagte sie, mühsam um jedes Wort kämpfend.
Robert versuchte es noch einmal. »Tut mir Leid, dass ich so unangemeldet hereinplatze, aber ich habe gerade ein Geschäftsessen abgesagt. Und da habe ich mich gefragt, ob ich statt dessen heute Abend mit dir ausgehen könnte.«
Prue versuchte krampfhaft einen Grund dafür zu finden, warum er so hartnäckig war. Sie hatte doch wohl klar genug durchblicken lassen, dass sie keinerlei Interesse daran hatte, mit ihm auszugehen. Warum dachte er, dass sie ihre Meinung ändern könnte? Hatte er wirklich einen Bann auf sie gelegt? Ein gemeiner Gedanke blitzte in ihr auf. Wenn das wirklich so war, dann hatte der Zauberspruch vielleicht verkehrt herum gewirkt, sodass er jetzt sie lieben musste und nicht sie ihn.
Sie massierte ihre Stirn, hinter der sich ein stechender Kopfschmerz zusammenbraute. »Ich verstehe das nicht, Robert. Warum fragst du immer wieder, ob ich mit dir ausgehen will? Warum gibst du nicht einfach auf?«
Mit einem selbstsicheren Grinsen beugte er sich zu ihr vor. »Weil du mich liebst«, sagte er. »Du weißt es nur noch nicht.«
Diese Worte drehten Prue fast den Magen um. Er glaubt immer noch, dass ich unter seinem Liebeszauber stehe, dachte sie. »Da könntest du gar nicht falscher liegen«, erklärte sie. Sie drückte ihre Handfläche gegen seine kräftige Brust und schob ihn durch die Tür zurück auf die Veranda. »Gute Nacht!«
»Prue.«
Sie warf die Tür zu.
»Prue, mach die Tür auf!«, rief er.
»Träum weiter«, murmelte sie und machte sich wieder auf den Weg in die Küche. Jetzt konnte sie sicher sein, dass Robert kein Hexer war. Würde ein Hexer sich durch eine Tür schubsen lassen? Nein. Wie Piper schon sagte, hatte er wahrscheinlich einen Liebeszauber aus irgendeinem Buch ausprobiert und das Ganze völlig verpatzt.
Sie blickte auf ihre Uhr. Roberts Kurzbesuch hatte ihren ganzen Zeitplan durcheinander gebracht. Sie wollte, dass das Essen auf dem Tisch stand, die Kerzen brannten und der Wein eingeschenkt war, wenn Eugene eintraf.
Sie geriet leicht ins Stolpern, als sie durch das Wohnzimmer ging, und musste sich an einem Stuhl abstützen. Ihre Beine fühlten sich seltsam an - ein wenig zitterig.
Phoebe blickte von der Couch auf. »Alles in Ordnung?«, fragte sie.
»Mir geht es gut«, zischte Prue, »aber es würde mir noch viel besser gehen, wenn du und Piper mich endlich in Ruhe lassen würdet!«
Phoebe hob abwehrend die Hände. »Wenn dein heißes Date hier aufkreuzt, werde ich mich auf mein Zimmer verziehen. Oder war er das gerade schon an der Tür?«
»Nein, das war Robert.«
»Was wollte er denn?«, fragte Phoebe mit einem Unterton von aufrichtiger Sorge in ihrer Stimme.
»Vielleicht wollte er noch einen Liebeszauber bei mir versuchen. Ich weiß es nicht, und es interessiert mich auch nicht. Er ist ganz bestimmt nicht der, nach dem ich suche!«, blaffte sie hervor.
Phoebe sah sie nur verblüfft an.
Prue legte sich ihre Hand auf die Brust, versuchte, sich zu beruhigen, und schnappte nach Luft. Robert, Phoebe, Piper, dachte sie. Sie stehen mir nur im Weg. Sie versuchen alle nur, mir den Abend zu ruinieren.
Sie schloss die Augen und holte tief Luft, dann ging sie ganz langsam weiter in Richtung Küche. Ich verliere die Kontrolle, dachte sie, überrascht über dieses ungewohnte Gefühl. Vielleicht arbeite ich wirklich zu viel. Woran sollte es sonst liegen, dass sie in letzter Zeit so erschöpft und launisch war? Der arme Eugene. Heute Abend würde er wohl nicht mehr bekommen als Abendessen und einen Kuss.
Wieder musste sie sich abstützen, diesmal an der Spüle. Vielleicht habe ich mir eine Erkältung eingefangen, dachte sie.
Das Bild von Eugene blitzte vor ihrem inneren Auge auf, und ihre Lippen prickelten. Er war so süß - und dazu hatte er so einen extrem gut gebauten, muskulösen Körper.
Sie wollte einen leidenschaftlichen Kuss, der alle ihre Nerven zum Vibrieren bringen würde, einen Kuss wie den, den sie um Mitternacht am Silvesterabend bekommen hatte. Besonders, weil es diesmal keine furchtbaren Visionen von sterbenden Menschen geben würde. Diesmal war der Bann gebrochen.
Prue stieß sich von der Spüle ab, ließ etwas Butter in eine Bratpfanne gleiten und stellte den Herd an. Dann griff sie nach einem großen Schneidemesser und begann, Zwiebeln und Knoblauch für
Weitere Kostenlose Bücher