02 - Schwarze Küsse
sicher.«
Der Klang des Zweifels in seiner Stimme ließ Piper zusammenzucken.
»Gestern Nacht ist mir etwas sehr Seltsames passiert«, fuhr er fort. »Ich habe eine wunderschöne Frau zu einer Premiere ausgeführt. Dann habe ich mich für eine Sekunde umgedreht - und schon war sie verschwunden. Wie bei David Copperfield. Puff! Pure
Magie. Einfach in Luft aufgelöst. Was ist passiert, Piper? Warum bist du gegangen?«
Piper zuckte erneut zusammen, als sie den verletzten Ton in seiner Stimme hörte. »Oh, Jake. Es tut mir so Leid.«
»Ich kam mir vor wie ein Volltrottel, Piper. Wenn du gar nicht hättest gehen wollen, hättest du einfach etwas sagen können.«
»Aber ich wollte ja gehen. Aber dann ist etwas passiert, und ich musste los. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.«
»Wie geht es Billy?«, fragte Jake. Piper glaubte, jetzt etwas Verärgerung in seiner Stimme zu hören.
»Es geht ihm sehr schlecht, Jake«, antwortete Piper. »Mittlerweile wohne ich fast in diesem Krankenhaus.«
»Bist du sicher, dass zwischen euch beiden nichts läuft?«, fragte
er.
»Was meinst du damit?«, fragte Piper leicht verärgert. »Er ist wirklich schwer krank. Und er ist mein Freund. Das ist alles.«
»Tut mir Leid«, sagte Jake. »Du hattest mir gesagt, dass ihr beide euch sehr nahe steht. Ich wusste nur nicht mehr, was ich davon halten sollte, nachdem du mich einfach so hast stehen lassen.«
»Ich kann alles erklären«, sagte sie leise. »Eine Frau war auf mein Kleid getreten, während wir beide weitergegangen sind. Na ja, mein Kleid ist zurückgeblieben. Tut mir Leid, aber ich musste einfach da weg. Hast du denn am nächsten Morgen nicht in die Zeitung geschaut?«
»Ich komme normalerweise nicht dazu, die Zeitung zu lesen«, antwortete Jake. »Aber es tut mir Leid, dass ich das verpasst habe«, ergänzte er mit einem Lachen.
»Mir nicht«, sagte sie kleinlaut. »Es war so demütigend.«
Jake musste wieder lachen. »Ich schätze, an deiner Stelle hätte ich mich auch verdrückt«, gab er zu.
»Tut mir Leid, dass ich nicht angerufen habe, um alles zu erklären. Ich hoffe, dass du mir eines Tages eine neue Chance geben wirst«, sagte Piper und überkreuzte die Finger, während sie den Hörer in der Hand hielt.
»Ich hatte gehofft, dass du mir eine neue Chance geben würdest«, sagte er. »Wie wäre es mit morgen Nachmittag?«
Sie strahlte. »Morgen? Das wäre perfekt!«
»Großartig. Dann treffen wir uns morgen um drei im Park vor dem Presidio für ein Picknick.«
Mit einem leichten Schwindelgefühl legte Piper den Hörer auf. Sie war glücklich, dass Jake es noch einmal mit ihr versuchen wollte. Diesmal würde sie dafür sorgen, dass alles glatt verlief.
Sie drehte sich wieder um, und ihr Hochgefühl war mit einem Schlag verschwunden. Phoebe hatte sich über ihre Entwürfe gebeugt und versuchte hektisch, die Symbole zu übermalen, die sie gerade erst zu Papier gebracht hatte. Aber die seltsamen geometrischen Formen schienen immer wieder durch die Farbschichten durchzudringen, so als ob nichts sie jetzt, wo sie erst einmal erschaffen worden waren, mehr überdecken oder rückgängig machen könnte.
Piper kniete sich neben ihre Schwester. »Phoebe?«, fragte sie. »Was tust du da? Was ist denn los?«
Phoebe antwortete nicht.
Piper packte ihre Schwester an den Schultern und zog sie nach oben. »Nun rück schon heraus mit der Sprache«, sagte sie. »Was ist denn los mit dir?«
»Ich. ich hatte eine Vision«, stammelte Phoebe. »Ich habe Prue gesehen. Sie lag auf dem Dachboden - und starb! Elena, die Kartenlegerin, schwenkte eine Karte über sie - die mit dem Schwarzen Turm.« Phoebe blickte wieder zurück auf die Symbole auf der Skizze. »Ich glaube, ich habe mich geirrt - oder nicht die volle Wahrheit erkannt. Es kann schon sein, dass Robert tatsächlich einen Liebeszauber über Prue verhängt hat, aber hier geht auch noch irgendetwas anderes vor. Ich weiß nicht genau, was, aber es hat etwas mit Elena zu tun, dieser Turm-Karte und der sterbenden Prue!«
»Aber warum?« Piper versuchte Phoebes Worten irgendeinen Sinn abzugewinnen, aber sie konnte es nicht. »Warum sollte Elena das tun? Sie ist doch nur eine Tarot-Kartenlegerin. Sie kennt uns doch nicht einmal.«
»Da können wir nicht so sicher sein«, entgegnete Phoebe.
»Wir sind die Zauberhaften, erinnerst du dich? Elena wird uns nicht gerade auf die Nase binden, dass sie eine Hexenmeisterin ist, wenn sie eine ist.«
Piper fühlte, wie Kälte in ihr
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