02 - Schwarze Küsse
sich sicher, dass hinter all dem mehr stecken musste, als nur ein missglückter Liebeszauber. Sie blickte auf, als sie von der Treppe das Geräusch von Schritten hörte. Beim Anblick des ernsten Ausdrucks auf Pipers Gesicht zog sich ihr Herz zusammen.
»Was ist passiert?«, fragte Phoebe.
Piper kniff die Lippen zusammen. »Prue hat sich ziemlich schlimm geschnitten, als sie das Abendessen zubereitete.«
»Muss die Wunde genäht werden?«
»Nein, aber ich glaube, irgendetwas stimmt mit ihr nicht«, antwortete Piper. »Sie zitterte am ganzen Körper, aber ich glaube nicht, dass es an dem Schnitt lag. Dann ist sie eingeschlafen, kaum dass sie das Kissen berührt hatte.«
»Okay, ich werde einen Arzt rufen.« Phoebe griff nach dem Telefonbuch. Nach ein paar Anrufen knallte sie den Hörer wieder auf die Gabel. »Jeder Arzt, den ich angerufen habe, ist ausgebucht. Den frühesten Termin für Phoebe hätte ich in zwei Wochen bekommen können. Sie haben vorgeschlagen, dass wir sie in die Notaufnahme bringen.«
Piper seufzte. »Prue schläft tief und fest. Was immer sie hat, ich glaube nicht, dass es nötig ist, sie gleich ins Krankenhaus zu schaffen.«
»Das ist gut«, sagte Phoebe. »Krankenhäuser machen mich nämlich nervös.«
Piper zog den Reißverschluss ihres Sweatshirts nach oben. »Wahrscheinlich war es sowieso eine dumme Idee, einen Arzt rufen zu wollen. Ich glaube, was immer Prue auch hat - es ist nichts, das die moderne Medizin heilen könnte.«
»Das denke ich auch«, stimmte Phoebe sofort zu. »Und das bedeutet, dass wir noch mehr Informationen brauchen - und zwar solche, die mit Medizin nichts zu tun haben.«
Piper setzte sich auf die Couch. »Vielleicht haben wir es hier mit zwei Zaubersprüchen zu tun«, dachte sie laut. »Vielleicht sind sie sich irgendwie ins Gehege gekommen.«
Phoebe schüttelte den Kopf. »Wie groß ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass eine Hexe gleichzeitig mit zwei Zaubersprüchen belegt wird? Nein, ich glaube, die Lösung ist viel einfacher. Es muss irgendetwas sein, mit dem wir es bis jetzt noch nie zu tun hatten. Und bevor wir nicht wissen, was das ist, können wir es nur noch schlimmer machen, wenn wir jetzt irgendeinen beliebigen Gegenzauber ausprobieren. Vielleicht sollten wir mit der einzigen Information anfangen, die wir bis jetzt haben.«
»Und das wäre?«
»Meine Vision«, erinnerte Phoebe sie. »Du weißt schon, Elena, die diese Tarot-Karte über Prue hält.«
»Ich möchte Piper jetzt nur ungern allein lassen«, sagte Piper und blickte ins erste Stockwerk hinauf. »Ich würde gerne hier sein, wenn sie irgendetwas braucht. Aber gleich morgen werde ich ins Railyard Café gehen und zusehen, was ich über Elena herausfinden kann. Dann werde ich es im Giovanni's versuchen. Prue sagte, dass sie das Büffet für Claibornes Party ausgerichtet haben, und wir wissen, dass
Elena auch da war. Vielleicht kann mir einer der Kellner sagen, was genau an diesem Abend überhaupt passiert ist.«
Phoebe stand auf. »Hört sich gut an. Wenn wir heute hier bleiben, können wir auch noch einen Blick in das Buch der Schatten werfen. Vielleicht finden wir darin etwas über diese Tarot-Karte.«
»Gute Idee«, sagte Piper.
Phoebe folgte Piper die Stufen hinauf bis auf den Dachboden. Zusammen gingen sie durch den Raum bis zu dem Podium, auf dem das Buch der Schatten ruhte. »Also los«, sagte Phoebe und schlug den Ledereinband auf.
Sie begann damit, die Seiten zu überfliegen. Keine leichte Aufgabe, denn im Laufe der Jahre hatten viele Vorfahren der Halliwells neue, handschriftliche Seiten beigetragen. Einige davon waren mit einer kunstvoll verschnörkelten Schrift verfasst worden, die sich von der zeitgenössischen so sehr unterschied, dass sie kaum zu entziffern war. Auf einigen Seiten war die Handschrift wiederum so klein und zusammengedrängt, dass man eigentlich ein Vergrößerungsglas gebraucht hätte, um sie lesen zu können.
Phoebe blätterte durch die Seiten, bis ihr Blick auf eine Abbildung fiel. Es war die Zeichnung eines überaus gut aussehenden Mannes mit dunklen Haaren. Aber seine Augen - irgendetwas im blauen Glanz seiner Augen schien das pure Böse auszustrahlen.
»Piper, schau dir das an«, sagte Phoebe und versuchte, dabei ruhig zu klingen. »Kommt dir dieser Kerl nicht irgendwie bekannt vor?«
Piper trat näher heran und blickte aufmerksam auf die Zeichnung. »Nicht wirklich«, antwortete sie.
Phoebe schüttelte den Kopf und berührte die Robe, die der Mann
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