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02 Titan

02 Titan

Titel: 02 Titan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Harris
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Regierungssystems. Das bringt das ganze Gleichgewicht durcheinander.«
    »Caesar sagt: ›Was ist falsch daran, dem Volk zu vertrauen? ‹«
    »Aber das ist nicht das Volk, das ist der Pöbel, gesteuert von Vatinius.«
    »Nun«, sagte Pompeius, »jetzt verstehst du vielleicht, warum ich heute Nachmittag den Augur für ihn gemacht und den Himmel beobachtet habe. Natürlich hätte ich ablehnen sollen. Aber ich muss das größere Bild im Auge behalten.«
    Cicero stützte den Kopf auf die Hände und dachte dar über nach. »Darf ich einigen meiner Freunde deine Gründe erklären?«, sagte er schließlich. »Sonst werden sie noch glauben, dass ich deine Unterstützung verloren habe.«
    »Wenn es sein muss – aber nur unter strengster Vertraulichkeit. Und du kannst ihnen sagen, Aulus ist mein Zeuge, solange Pompeius Magnus in Rom ist und noch Leben in sich hat, wird Marcus Tullius Cicero kein Leid geschehen.«

    Auf dem Heimweg war Cicero in Gedanken versunken. Anstatt sich sofort in seine Bibliothek zurückzuziehen, drehte er schweigend noch mehrere Runden im dunklen Garten, während ich mich mit einer Lampe an einen Tisch setzte und schnell alles notierte, was mir von seiner Unterhaltung
mit Pompeius noch in Erinnerung war. Als ich damit fertig war, forderte Cicero mich auf, mit ihm nach nebenan zu Metellus Celer zu gehen.
    Ich machte mir Sorgen, dass wir Clodia über den Weg laufen könnten, aber sie ließ sich nicht blicken. Celer saß allein in seinem Speisezimmer, das von einem einsamen Kandelaber beleuchtet war, und kaute missmutig an einem kalten Hühnchen herum. Neben seinem Teller stand ein Krug Wein. Cicero lehnte zum zweiten Mal an diesem Abend eine Einladung zum Mittrinken ab und forderte mich auf vorzulesen, was Pompeius gerade gesagt hatte. Wie vorauszusehen, war Celer schockiert.
    »Das heißt also: Er ist in Gallia Cisalpina, und ich bin in Gallia Transalpina, wo alle Kämpfe stattfinden werden, und trotzdem befehligt jeder von uns zwei Legionen?«
    »Ja, nur dass er für fünf Jahre, ein ganzes lustrum, Statthalter seiner Provinz sein wird, während du am Ende des Jahres deine verlassen musst. Du kannst dir sicher sein, wenn es da irgendwelchen Ruhm einzuheimsen gibt, wird ihn Caesar für sich allein beanspruchen.«
    Celer heulte vor Wut auf und schlug mit beiden Fäusten auf den Tisch. »Wir müssen ihn aufhalten! Ist mir egal, dass die zu dritt sind, wir sind Hunderte!«
    Cicero setzte sich neben ihn auf das Sofa. »Wir müssen gar nicht alle drei in die Knie zwingen«, sagte er ruhig. »Einer reicht schon. Du hast gehört, was Pompeius gesagt hat. Wenn wir Caesar irgendwie in den Griff bekommen, dann glaube ich nicht, dass Pompeius sich einmischen wird. Für ihn ist es nur wichtig, dass seine eigene Stellung nicht angetastet wird.«
    »Und was ist mit Crassus?«
    »Wenn Caesar erst mal aus dem Spiel ist, sind er und Pompeius keine Stunde mehr Verbündete – beide können sich nämlich nicht ausstehen. Nein: Der Stein, der diesen
Bogen zusammenhält, ist Caesar. Nimm ihn heraus, und das Gemäuer stürzt ein.«
    »Was also schlägst du vor?«
    »Festnehmen und einsperren.«
    Celer schaute Cicero scharf an. »Aber Caesars Person ist unantastbar, sogar doppelt, als Pontifex Maximus und als Konsul.«
    »Wenn er an unserer Stelle wäre, glaubst du, er würde sich um Gesetze scheren? Jede seiner Handlungen als Konsul war rechtswidrig. Entweder halten wir ihn jetzt auf, solange wir noch Zeit haben, oder wir lassen es und warten einfach ab, wie er sich einen nach dem anderen von uns vom Leib schafft, bis keiner mehr übrig ist, der sich ihm entgegenstellen könnte.«
    Was ich da hörte, verblüffte mich. Ich bin mir sicher, bis zu jenem Nachmittag hätte Cicero niemals auch nur für einen Augenblick an eine derart verzweifelte Aktion gedacht. Dass er jetzt darüber sprach, zeigte, wie tief der Abgrund war, in den er zu schauen glaubte.
    »Und wie soll das ablaufen?«
    »Du bist der Einzige mit einer Armee. Wie viele Männer hast du?«
    »Zwei Kohorten lagern vor der Stadt und treffen Vorbereitungen, mit mir nach Gallien zu marschieren.«
    »Wie ergeben sind sie dir?«
    »Mir? Absolut ergeben.«
    »Wären sie bereit, Caesar nach Einbruch der Dunkelheit aus seinem Amtssitz zu holen und irgendwo festzuhalten?«
    »Wenn ich den Befehl dazu gebe, keine Frage. Aber wäre es nicht besser, ihn einfach zu töten?«
    »Nein«, sagte Cicero. »Es muss einen Prozess geben. Darauf bestehe ich. Ich will keine

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