02 Titan
Hybrida, das Gesetz der Popularen abzulehnen und die Verteidigung von Rabirius zu unterstützen. Außerdem erklärte er sich einverstanden, ein Viertel seiner Einkünfte als Statthalter in Macedonia an Cicero abzutreten. Cicero versprach im Gegenzug, dass er sein Bestes tun werde, um Hybridas Amtszeit als Statthalter auf zwei oder drei Jahre zu verlängern, und dass er als sein Verteidiger auftreten werde, sollte er danach wegen Korruption angeklagt werden. Beim letzten Punkt zögerte Cicero, weil das Risiko eines Prozesses gegen Hybrida angesichts dessen Charakter natürlich sehr hoch war, aber schließlich sagte er doch, ich solle den Passus mit aufnehmen.
Als das Geschacher beendet war, zückte Hybrida wieder das Fläschchen, und diesmal erklärte sich Cicero zu einem kleinen Schluck bereit. An seinem Gesichtsausdruck konnte ich sehen, dass es sich um unverdünnten Wein handelte und dass er ihm nicht schmeckte, obwohl er das Gegenteil behauptete. Dann lehnten sich die beiden Konsuln zurück, anscheinend waren sie zufrieden mit ihrem Abkommen.
»Ich war immer der Meinung«, sagte Hybrida und unterdrückte einen Rülpser, »dass du die Auslosung der Provinzen manipuliert hast.«
»Wie hätte ich das tun sollen?«
»Ach, da gibt es jede Menge Möglichkeiten, wenn der Konsul eingeweiht ist. Du kannst das entscheidende Täfelchen in der Hand verstecken und dann gegen das austauschen, das du gezogen hast. Oder der Konsul kann es selbst vertauschen, wenn er bekanntgibt, was du gezogen hast. Dann hast du also an der Sache wirklich nichts gedreht?«
»Nein«, sagte Cicero leicht indigniert. »Macedonia ist vollkommen korrekt an mich gefallen.«
»Wirklich?« Hybrida brummte und hob das Fläschchen. »Tja, das ist ja nun geregelt. Trinken wir auf das Schicksal.«
Wir hatten die Ebene erreicht, und zu beiden Seiten der Straße erstreckten sich flache, kahle Felder. Hybrida fing an vor sich hin zu summen.
»Da fällt mir etwas ein«, sagte Cicero nach einer Weile. »Hast du vor ein paar Tagen einen Sklavenjungen verloren, Hybrida?«
»Einen was?«
»Einen Jungen. Etwa zwölf Jahre alt.«
»Ach, der«, sagte Hybrida leichthin, als ob er alle Tage einen Sklaven verlöre. »Du hast davon gehört?«
»Ich habe nicht nur davon gehört, ich habe gesehen, was man ihm angetan hat.« Cicero schaute Hybrida plötzlich durchdringend an. »Als Zeichen für unsere neue Freundschaft … erzählst du mir, was passiert ist?«
»Ich bin mir nicht sicher, ob ich das tun sollte«, sagte Hybrida und schaute Cicero verschlagen an. Er mochte ein Säufer sein, aber er war auch gerissen, selbst in Weinlaune. »Du hast in der Vergangenheit ein paar harte Sachen über mich gesagt. Ich muss mich erst daran gewöhnen, dir zu vertrauen.«
»Wenn du damit andeuten willst, irgendetwas von dem, was du mir vertraulich sagst, könnte nach außen dringen, dann kann ich dich beruhigen. Wir sind jetzt aneinander gebunden, Hybrida, egal, was früher einmal zwischen uns vorgefallen ist. Ich werde nichts tun, was unser Bündnis gefährden könnte, es ist für mich genauso kostbar wie für dich, selbst wenn du mir erzählen würdest, dass du selbst den Jungen getötet hast. Aber ich glaube, dass ich Bescheid wissen sollte.«
»Hübsch gesagt.« Hybrida rülpste und nickte in meine Richtung. »Und dein Sklave da?«
»Er hat mein vollstes Vertrauen.«
»Dann lass uns noch einen Schluck trinken«, sagte Hybrida, hielt Cicero wieder die Flasche hin und wedelte damit, als dieser zögerte, vor dessen Gesicht herum. »Na los, Menschen, die nüchtern bleiben, wenn andere trinken, kann ich nicht ausstehen.« Also überwand Cicero seinen Widerwillen und trank noch einen Schluck Wein, während Hybrida die Geschichte von dem Jungen in so vergnügtem Ton erzählte, als handelte es sich um einen Jagdausflug. »Er war aus Smyrna. Sehr musikalisch. Den Namen habe ich vergessen. Er hat bei Abendgesellschaften für meine Gäste gesungen. Gleich nach den Saturnalien habe ich ihn für ein Fest an Catilina ausgeliehen.« Er nahm wieder einen Schluck. »Catilina hasst dich zutiefst, stimmt’s?«
»Vermutlich.«
»Ich nehme ja von Natur aus alles etwas lockerer. Aber Catilina … der nicht. Der ist ein Sergius durch und durch. Der kann den Gedanken nicht ertragen, dass ihm ein normaler Bürger das Konsulat weggeschnappt hat. Und noch dazu ein Provinzler.« Er schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf. »Als du die Wahl gewonnen hast, ich schwöre, da ist er
Weitere Kostenlose Bücher