Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
02 - Von dir kann ich nicht lassen

02 - Von dir kann ich nicht lassen

Titel: 02 - Von dir kann ich nicht lassen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
Vom Netzwerk:
hast du mich dann herbeigewinkt und wirktest kalt und
hochmütig, gerade so, als wäre ich dein Hund, der bei Fuß gerufen wird. Warum
sollte ich mich von dir küssen lassen, wo du doch keinen Pfifferling auf mich
gibst?«
    »Keinen
Pfifferling?«, sagte er. »Ich mag Pfifferlinge nicht einmal, Jane. Ich mag
dich.«
    »Geh«,
wies sie ihn an. »Du spielst mit mir. Es gibt vermutlich Vieles, wofür ich dir
danken sollte. Ohne dich wäre ich jetzt in Cornwall in einen Kampf mit Sidney
und dem Earl of Durbury verstrickt. Aber ich bin nicht überzeugt davon, dass du
nicht nur um deines Stolzes willen geholfen hast. Du warst nicht da, als ich
dich wirklich brauchte, um mich dir anzuvertrauen. Du ...«
    Er
streckte die Hand aus und legte einen Finger auf ihre Lippen. Sie brach jäh ab.
    »Lass
es mich erzählen«, sagte er. »Wir sind uns während dieser Woche nahe gekommen,
Jane. Näher als ich jemals jemand anderem gewesen bin. Wir haben Interessen und
Unterhaltungen geteilt. Wir haben Behaglichkeit und Gefühle geteilt. Wir wurden
sowohl Freunde als auch Liebende. Mehr als Freunde. Mehr als Liebende. Du hast
mich, ohne mir eine Moralpredigt zu halten, davon überzeugt, dass ich mir und
auch meinem Vater das vergeben musste, was in der Vergangenheit geschehen war,
um vollständig zu werden. Du hast mich davon überzeugt, dass ein Mann zu sein
nicht bedeutet, sich alle subtileren
    Empfindungen
und zärtlicheren Gefühle zu versagen. Du hast mich gelehrt wieder zu fühlen,
mich der Vergangenheit zu stellen, mich daran zu erinnern, dass es in meiner
Kindheit ebenso Freude wie Schmerz gab. Und das alles hast du getan, indem du
einfach da warst. Indem du einfach Jane warst.«
    Sie zog
den Kopf zurück, aber er wollte ihr nicht erlauben zu sprechen. Noch nicht. Er
umfasste ihr Kinn.
    »Du
hast mir gesagt«, fuhr er fort, »dass du dich mir ebenso anvertraut hättest,
wie ich mich dir anvertraut habe, wenn ich nicht genau zu dem Zeitpunkt die
Wahrheit über dich herausgefunden hätte. Ich hätte dir glauben sollen, Jane.
Und selbst als ich die Wahrheit erfahren hatte, hätte ich weitaus anders
reagieren sollen, als ich es getan habe. Ich hätte zu dir kommen sollen. Ich
hätte dich in die Arme nehmen sollen, wie du mich in der vorangegangenen Nacht
in die Arme genommen hattest, dir erzählen sollen, was ich entdeckt hatte, und
dich ermutigen sollen, mir alles zu erzählen, mir zu vertrauen, dich auf mich zu
stützen. Ich wusste, wie schwer es war, Erinnerungen erneut zu durchleben. Ich
hatte diese Schwierigkeit gerade in der Nacht zuvor überwunden und hätte
weitaus einfühlsamer sein müssen. Ich habe mich enttäuscht, Jane. Und,
verdammt, ich habe dich enttäuscht.«
    »Nicht«,
sagte sie. »Du bist verachtenswert. Ich kann nicht gegen dich ankämpfen, wenn
du so sprichst.«
    »Kämpfe
nicht gegen mich an«, sagte er. »Verzeihst du mir, Jane? Bitte?«
    Sie
suchte seinen Blick, als wollte sie seine Aufrichtigkeit prüfen. Er hatte sie
noch niemals so wehrlos erlebt. Sie versuchte nicht einmal, ihre Sehnsucht
danach zu verbergen, ihm glauben zu können.
    »Jane«,
sagte er sanft, »du hast mich gelehrt, dass es wirklich Liebe gibt.«
    Zwei
Tränen lösten sich aus ihren Augen und rannen ihre Wangen herab. Er wischte sie
mit den Daumen fort, nahm ihr Gesicht in beide Hände, beugte sich dann vor und
küsste die getrockneten Stellen auf beiden Wangen.
    »Ich
dachte, du würdest sterben«, brach es plötzlich aus ihr heraus. »Ich dachte, wir
kämen zu spät. Ich dachte, ich würde einen Schuss hören und dich tot vorfinden.
Ich hatte es hier im Gefühl.« Sie pochte auf ihr Herz. »Eine Vorahnung. Ich
wollte dich verzweifelt erreichen, um dir all die Dinge zu sagen, die ich dir
niemals gesagt hatte, um ... um ... Oh, warum kann ich niemals ein Taschentuch
finden, wenn ich es am nötigsten brauche?« Sie betastete die taschenlosen Säume
ihres Kleides und schniefte unvornehm.
    Er
reichte ihr ein großes weißes Taschentuch.
    »Aber
du hast mich rechtzeitig erreicht«, sagte er, »und du hast alle jene Dinge
gesagt. Lass einmal sehen, ob ich mich richtig erinnere. Ein hassenswerter
Mensch? Anmaßend? Starrköpfig das war garstig, Jane. Du verabscheutest
mich? Ich sollte dir niemals wieder nahe kommen? Habe ich etwas vergessen?«
    Sie
putzte sich die Nase und wusste dann anscheinend nicht, was sie mit dem
Taschentuch anfangen sollte. Er nahm es ihr aus der Hand und steckte es wieder
in seine Tasche.
    »Ich
wäre gestorben, wenn du

Weitere Kostenlose Bücher