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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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natürlich keinen Toten vermutet und stießen ein verwundertes „Uff“ aus, als sie einen regungslosen menschlichen Körper vor sich erblickten. Hätten sie vermutet, daß er hier getötet worden sei, so wären sie gewiß mit weniger Eile auf ihn zugeschritten; sie schienen aber anzunehmen, daß er sich verwundet aus dem Handgemenge bis hierher geschleppt habe, bückten sich unverzüglich auf ihn nieder und stießen, als sie ihn und seine Entstellung erkannten, ein unterdrücktes Wutgeheul aus.
    Das war der geeignete Augenblick für uns. Im Nu hatten wir die Pferde, welche sie im Schrecken losgelassen hatten, bei den Riemen, saßen auf und jagten im Galopp den Unsrigen zu. An einem Kampf konnte uns nicht gelegen sein; es war genug, daß wir, fast waffenlos, wie wir waren, den dreifach Überlegenen entkamen und außer dem Skalp des feindlichen Anführers noch eine Anzahl Pferde mitbrachten.
    Mit sehr verzeihlichem Vergnügen dachte ich an die verdutzten Gesichter, welche die Betrogenen uns jedenfalls nachschnitten, und selbst der so ernste Winnetou konnte ein lachendes „Uff“ nicht unterdrücken. Zugleich aber war eine kleine Sorge um Old Firehand sicher gerechtfertigt, da er ebensogut wie wir mit einer Truppe der Verschlagenen zusammengetroffen sein konnte.
    Und diese Sorge erwies sich als gerechtfertigt; denn wir fanden ihn bei unserer Rückkehr zu dem Platz des Überfalles nicht vor, trotzdem seit unserer Entfernung eine geraume Zeit vergangen sein mußte.
    Der Kampf war beendet; die Weißen, die uns geholfen oder vielmehr nicht geholfen hatten, trugen die toten Indianer zusammen; die verwundeten Roten waren natürlich mit den unbeschädigten fort. In der Nähe derjenigen Stelle, an welcher die Steine auf den Schienen lagen, brannten zwei hochlodernde Feuer, welche die nötige Helle verbreiteten und zugleich dem Zugpersonal als Signal dienten.
    Es wurde bemerkt, und bald kam der Train herbei, um bei den Feuern zu halten. Die Beamten sprangen herab und erkundigten sich nach dem Resultat des Kampfes. Als ich es ihnen gesagt hatte, erteilen sie uns ihr Lob, welches sie besser hätten unterlassen mögen, und der Conductor versprach uns, in seinem Bericht uns rühmend zu erwähnen und dafür zu sorgen, daß unsere Namen überall genannt würden.
    „Ist nicht nötig, Sir“, entgegnete ich ihm. „Wir sind einfache Westmänner und verzichten gern auf solchen Ruhm. Wenn es Euch aber gar so sehr drängt, Euch erkenntlich zu zeigen, so posaunt die Namen dieser andern tapferen Gentlemen in den Staaten aus. Sie haben viel Pulver verknallt, und ich denke, es ist nur billig und gerecht, wenn sie dafür eine Anerkennung erhalten.“
    „Ist das Euer Ernst, Sir?“ fragte er, da er aus dem Ton, in welchem ich dies sagte, nicht recht klug werden konnte.
    „Allerdings.“
    „Sie sind also tapfer gewesen?“
    „Über alle Maßen.“
    „Freut mich ungemein. Werde also ihre Namen notieren und veröffentlichen. Aber wo ist denn Old Firehand? Ich sehe ihn nicht. Ich will nicht hoffen, daß er bei den Gefallenen liegt!“
    Hierauf antwortete Winnetou:
    „Mein Bruder Old Firehand hat verloren die Fährte Parranohs und wird auf neue Feinde gestoßen sein. Ich werde mit Old Shatterhand gehen, ihn zu suchen.“
    „Ja, wir müssen schnell wieder fort“, stimmte ich bei, „denn es steht zu vermuten, daß er sich in Gefahr befindet. Hoffentlich seid Ihr noch hier, wenn wir wiederkommen.“
    Wir beide, Winnetou und ich, nahmen unsere Gewehre und Tomahawks, welche wir vor der Verfolgung Parranohs weggeworfen hatten, wieder auf und eilten fort, natürlich in der Richtung, in welcher wir vorhin gewesen waren, weil dies diejenige war, in welcher wir Old Firehand zu suchen hatten.
    Sehen konnten wir ihn auf größere Entfernung nicht; dazu war das Mondlicht zu bleich und schwach. Wir mußten uns also mehr auf unser Gehör als auf unsere Augen verlassen. In den ersten Minuten war auch dies vergeblich, weil der Lärm, welcher vom Bahnzug ausging, jedes andere Geräusch unvernehmlich machte; aber als wir uns soweit entfernt hatten, daß dieser nicht mehr zu hören war und die tiefe Stille der Nacht um uns herrschte, blieben wir von Zeit zu Zeit stehen, um zu lauschen. Auch dies war lange ohne Erfolg, und schon wollten wir wieder umkehren, weil wir glaubten, daß Old Firehand sich nun wieder an der Bahn befinden werde, als wir einen Ruf vernahmen, welcher aus der Ferne zu uns drang.
    „Das muß unser Bruder Old Firehand sein, denn den

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