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02 - Winnetou II

02 - Winnetou II

Titel: 02 - Winnetou II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aufmerksam zu machen. Darum forderte ich Hawkins auf:
    „Greift zu, Sam; wir wollen die Indsmen unsichtbar machen!“
    „Habt recht, Sir! Ist notwendig das, meine ich. Aber der kleine Sir mag doch ein wenig hinter die Büsche treten; ich wette meine Mokassins gegen ein paar Ballettschuhe, daß es in kurzer Zeit hier rote Männer geben wird.“
    Harry folgte der Warnung des Alten, und wir verbargen die Leichen, welche wir vorsichtigermaßen nicht in das Wasser stoßen durften, unter dem Uferschilf. Als wir damit fertig waren, meinte Hawkens:
    „So, das wäre getan, und nun geht Ihr mit dem kleinen Sir nach der ‚Festung‘ und warnt unsere Leute, während ich diese Spuren zurückgehen werde, um etwas mehr zu erfahren, als die beiden Braunen uns gesagt haben.“
    „Mögt nicht lieber Ihr zum Vater gehen, Sam Hawkens?“ fragte Harry. „Ihr versteht besser mit den Fallen umzugehen und vier Augen sehen mehr als zwei.“
    „Hm! Wenn der kleine Sir es nicht anders will, so muß ich's schon tun, meine ich; aber wenn ‚der Stock anders schwimmt‘, als er es jetzt denkt, so mag ich nicht die Schuld haben.“
    „Habt sie auch nicht, Alter! Wißt schon, daß ich nicht gern etwas anderes tu, als was mir beliebt. Euern Skalp habt Ihr; muß sehen, daß ich mir mein Teil auch hole. Kommt, Sir!“
    Er ließ den kleinen Trapper stehen und wand sich durch das Dickicht weiter vorwärts. Ich folgte ihm.
    Obgleich es die Umstände erforderten, daß ich meine volle Aufmerksamkeit auf die Umgebung richtete, konnte ich doch nicht umhin, an das Verhalten des Knaben zu denken, welcher mit der vollständigen Gewandtheit eines erfahrenen Waldläufers sich geräuschlos durch das Gestrüpp arbeitete und in jeder seiner Bewegungen ein Bild der angestrengtesten Vorsicht bot.
    Es war nicht anders möglich, er mußte schon von Jugend auf mit dem Leben im ‚Jagdland‘ vertraut sein, mußte Eindrücke empfangen haben, welche seine Sinne geschärft, sein Gefühl gehärtet und dem Lauf seines Schicksals eine so ungewöhnliche Richtung gegeben hatten.
    Wohl beinahe eine Stunde lang waren wir ununterbrochen vorwärts gedrungen, als wir an eine zweite Biberkolonie kamen, deren Bewohner aber nicht außerhalb ihrer Wohnungen zu erblicken waren.
    „Hier hatten wir die Fallen gestellt, welche wir den Rothäuten abgenommen haben, Sir, und weiter droben teilt sich der Bee-fork ab, wo wir ursprünglich hinwollten. Doch wird's wohl anders kommen; denn seht, die Spuren laufen nach dem Wald, aus welchem sie gekommen sind. Wir müssen sie verfolgen.“
    Er stand im Begriff weiterzugehen, als ich ihn zurückhielt.
    „Harry!“
    Er blieb stehen und sah mich fragend an.
    „Wollt Ihr nicht lieber umkehren und das andere mir allein überlassen?“
    „Wie kommt Ihr auf diesen Gedanken?“
    „Kennt Ihr die Gefahren, welche unser da vorn vielleicht warten?“
    „Warum sollte ich nicht? Sie können unmöglich größer sein als diejenigen, denen ich schon getrotzt und die ich überwunden habe.“
    „Ich möchte Euch erhalten!“
    „Das will ich und das werde ich ja auch. Oder glaubt Ihr etwa, daß mich der Anblick eines buntbemalten Mannes zu erschrecken vermöge?“
    Wieder ging es vorwärts. Wir entfernten uns jetzt vom Fluß und schritten leicht zwischen den schlanken und freien Stämmen des Hochwaldes hin, welcher ein dichtes, grünes Dach über den mit feuchten Moosen überzogenen Boden wölbte, infolge dessen weicher Beschaffenheit wir die Fußeindrücke ohne besonderen Scharfsinn erkennen konnten.
    Da blieb Harry, welcher immer noch voranschritt, stehen. Es waren jetzt die Spuren nicht von zwei, sondern von vier Männern zu erkennen, welche zusammen gegangen waren und sich hier getrennt hatten. Die beiden von uns unschädlich gemachten hatten die vollständige Kriegsbewaffnung getragen, und da ich annahm, daß eine größere Anzahl ihrer Stammesgenossen vorhanden sei, die nur durch ein wichtiges Unternehmen veranlaßt sein konnten, einen so weiten Weg durch das Gebiet feindlicher Horden zu machen, so kam ich jetzt auf den Gedanken, daß dieses Unternehmen vielleicht mit dem gestörten Bahnüberfall in Verbindung stehe und einer jener Rachezüge sei, bei denen die Indianer alles aufbieten, um eine erlittene Beleidigung oder einen gehabten Verlust quitt zu machen.
    „Was tun?“ fragte Harry. „Diese Spuren führen in der Richtung nach unserem Lager, welches wir der Entdeckung nicht aussetzen dürfen. Verfolgen wir sie, oder teilen wir uns,

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