020 - Die Geliebte des Teufels
Miriam nicht in Ruhe gelassen. Sie haben ihr nachgestellt, weil Sie sie ganz für sich wollten. Doch Sie hatten kein Glück. Ihr Haß gegen Elton steigerte sich.«
Seine Augen sagten mir, daß ich auf der richtigen Spur war.
»Haben Sie sie gezwungen?«
»Nein!« schrie er. »Nein! Das stimmt alles nicht. Sie war es, nicht ich. Sie wollte. Ich war ganz überrascht. Ich hatte schon jede Hoffnung aufgegeben. Ich …« Er brach ab, und sein Körper wurde wie von Krämpfen geschüttelt. Er war ein Schwächling.
»Ich liebe Miriam – seit ich ein Junge war«, gestand er nach einiger Zeit. »Ich wollte sie haben, doch sie lachte mich nur aus. Aber ich liebte sie weiter. Verstehen Sie? Ich liebte sie. Es war für mich ein entsetzlicher Schock, als sie Elton heiratete. Ich glaubte, überschnappen zu müssen. Aber ich gab die Hoffnung nicht auf. Auf Ihren Wunsch hatte ich Elton eingestellt, doch sein Anblick verursachte mir Magendrücken. Es stimmt, ich kann ihn nicht leiden. Aber vor einigen Tagen änderte sich plötzlich alles.«
»Was?« fragte ich.
»Das kann ich nicht sagen«, flüsterte er und wischte sich den Schweiß von der Stirn.
»War es nicht so, daß sich Miriam Ihnen an den Hals warf?«
Seine Lippen bewegten sich. Plötzlich sprang er auf und stieß den Stuhl zurück. »Hinaus mit Ihnen!« brüllte er, und seine Stirnader schwoll an. »Ich habe genug von Ihren Fragen. Ich kenne meine Rechte. Ich brauche keine Fragen zu beantworten. Verschwinden Sie endlich!«
Ich stand langsam auf. Er war ans Fenster zurückgewichen und hatte die rechte Hand ausgestreckt. Die Finger wiesen auf mich.
»Gehen Sie endlich!«
Ich holte mein Amulett aus dem Hemd und hielt es zwischen den Fingern. Seine Augen weiteten sich, sein Mund verzerrte sich, und er krallte sich im Vorhang fest. Dann entspannte sich sein Körper von einer Sekunde zur anderen, er atmete wieder ruhig, sein Blick trübte sich, und er sah mich verwundert an und schüttelte langsam den Kopf.
Ich kannte diese Symptome. Er hatte unter dem Einfluß eines Dämons gestanden, der sich beim Anblick des Amuletts zurückgezogen hatte. Jetzt erhob sich für mich die Frage, ob er vorher die Wahrheit gesagt hatte oder ob der Dämon aus ihm gesprochen hatte.
»Können Sie sich an die eben geführte Unterhaltung mit mir erinnern, Mr. Kingsley?« fragte ich ihn.
»Undeutlich«, sagte er. »Sehr undeutlich.« Er kam langsam näher und setzte sich. »Ich bin plötzlich unendlich müde. Bitte gehen Sie!«
»Ich würde mich aber gern weiter mit Ihnen unterhalten.«
»Nicht jetzt«, sagte er schwach. »Ich habe unerträgliche Kopfschmerzen. Kommen Sie abends wieder!«
»Wann?«
»Nach zwanzig Uhr«, sagte Kingsley. »Ich werde Anweisung geben, daß man Sie zu mir lassen soll. Bitte gehen Sie jetzt!«
»Auf Wiedersehen, Mr. Kingsley!« Ich verließ das Zimmer, nickte der Vorzimmerdame flüchtig zu und trat in den Aufzug.
Kingsleys Erzählung war ähnlich wie die von Uzan gewesen.
Hatten die beiden die Wahrheit gesprochen? Oder waren sie beeinflußt worden und sagten nur das, was der Dämon wollte, das ich erfahren sollte? Vielleicht sollte ich auf eine falsche Spur gelockt werden? Nur eine Person konnte mir auf meine Fragen eine Antwort geben: Miriam Dillon. Und diesmal würde sie nicht so einfach davonkommen.
Ich trat aus dem Aufzug und durchquerte die Halle. Die Tür öffnete sich, und ich verließ das Gebäude. Nach zwei Schritten blieb ich stehen, holte eine Packung Player's hervor, steckte mir eine Zigarette zwischen die Lippen und suchte nach dem Feuerzeug. Aus den Augenwinkeln sah ich eine Bewegung. Ich wandte den Kopf. Ein schwarzhaariger Bursche sprang auf mich zu. Seine rechte Hand griff in die Brusttasche. Ein Messer kam zum Vorschein.
Blitzschnell sprang ich einen Schritt zur Seite. Das Gesicht des Schwarzhaarigen war schweißbedeckt und unmenschlich verzerrt. Die dunklen Augen schienen zu lodern. Ich versuchte, seinen Stich abzublocken, was mir nur teilweise gelang. Das Messer raste auf mich zu, stieß gegen mein Amulett und glitt ab. Ein stechender Schmerz durchzuckte meine linke Brust bis zur Schulter. Blut rann über mein zerfetztes Hemd.
Endlich gelang es mir, das Handgelenk des Burschen zu packen. Ich riß seinen Arm hoch und trat ihm mit dem rechten Knie in die Weichteile. Doch er brach nicht zusammen. Er keuchte nur.
Die Passanten wichen angstvoll zurück. Niemand kam mir zu Hilfe. Der Schwarzhaarige entwickelte unglaubliche Kräfte. Mit der
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