020 - Die Geliebte des Teufels
Madison Avenue auf Mr. Hunter gestürzt und ihn zu erstechen versucht.«
Berkley wurde bleich. »Das ist unmöglich! Ich …«
»Jetzt hören Sie mir mal gut zu«, sagte Thompson scharf und beugte sich wütend vor. »Wir fanden bei Ihnen den Kassenbon eines Kaufhauses. Sie haben gegen Mittag ein Messer gekauft. Die Verkäuferin kann sich noch gut an Sie erinnern, und der Kioskbesitzer Ecke Madison Avenue erzählte uns, daß Sie mehr als eine Stunde vor dem KBCTV-Building warteten. Sie wirkten nervös. Sie kamen ihm nicht ganz geheuer vor. Und er sah alles.«
»Da muß eine Verwechslung vorliegen«, sagte Berkley.
»Blödsinn!« schnaubte Thompson. »Auf dem Messer befanden sich Ihre Fingerabdrücke. Jeder Zweifel ist ausgeschlossen. Versuchen Sie sich nicht auf Gedächtnislücken herauszureden!«
»Aber ich kann mich wirklich nicht erinnern«, sagte Berkley mit weinerlicher Stimme.
»Darf ich ihm einige Fragen stellen?« schaltete sich Morton ein.
Thompson nickte.
»Berkley«, sagte Tim, »erzählen Sie mir, was Sie heute getan haben! Von dem Zeitpunkt an, als Sie aufstanden.«
»Ich stand nach neun Uhr auf und machte mir ein Frühstück. Dann holte ich mir eine Zeitung. Nach zehn Uhr läutete das Telefon. Eine Bekannte rief mich an. Ich war sehr überrascht, da sie sich eigentlich nicht von selbst bei mir meldet. Ich ging zu ihr und blieb bis kurz nach elf Uhr dort. Dann ging ich in meine Wohnung zurück. Ja, und von da an erinnere ich mich an nichts mehr. Ich war unendlich müde, alles fiel mir schwer. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Alles war unwirklich.«
Tim und ich wechselten einen Blick. »Wie ist der Name der Frau, bei der Sie waren?« fragte Tim erregt.
»Das will ich nicht sagen. Sie ist verheiratet. Sie verstehen.«
»Berkley, Sie sitzen ordentlich in der Klemme, das ist Ihnen doch klar?«
Er nickte. »Aber was hat das mit dem angeblichen Überfall zu tun?«
»Was sind Sie von Beruf?« fragte ich.
»Bildhauer. Aber ich verstehe wirklich …«
»Wir wollen den Namen der Dame haben, bei der Sie gewesen sind«, sagte Thompson scharf.
»Meinetwegen«, brummte er mißmutig. »Miriam Dillon.«
Tim nickte. »Die Besitzerin der Druid Galerie.«
»Sie kennen sie?«
»Allerdings. Wie lange waren Sie bei ihr?«
»Ich kam gegen zehn«, sagte Berkley. »Sie hat einige Arbeiten von mir ausgestellt. Ich dachte, daß sie etwas verkauft hat, und stürzte wie ein Wahnsinniger hin. Die Galerie war abgesperrt. Sie öffnete und schloß hinter mir wieder zu. Das wunderte mich. Sie bot mir einen Kaffee an und sagte, daß sich ein Besucher der Galerie für meine Plastiken interessiert. Er wolle mich kennenlernen. Ich war außer mir vor Freude. Das müssen wir feiern, sagte Miriam. Wir gingen ins Büro, und sie bot mir einen Schnaps an. Na ja, und dann kam es eben dazu.«
»Sie meinen, daß Sie mit ihr geschlafen haben?«
Berkley nickte.
»Ging die Initiative von ihr aus?«
»Was sollen diese Fragen?«
»Antworten Sie!«
»Ja«, sagte Berkley. »Sie küßte mich plötzlich und riß mir fast das Hemd vom Leib. Ich war überrascht. Sie war sonst immer so zurückhaltend.«
»Und was geschah nachher?«
»Ich zog mich an«, sagte Berkley. »Sie war wieder verändert. Ganz kühl und abweisend. Sie warf mich hinaus. Ich war so müde. Ich konnte nicht denken. Das Zusammensein mit ihr war traumhaft gewesen, aber ihr Verhalten danach war wie eine kalte Dusche. Ich ging nach Hause und wollte schlafen. Da setzt mein Gedächtnis aus. Ich wachte in der Zelle auf und konnte mich an die letzten Stunden nicht mehr erinnern.«
»Das nehme ich Ihnen nicht ab«, sagte Thompson.
Ich glaubte Berkley jedes Wort. Mir wurden langsam die erschreckenden Zusammenhänge klar. Ich stand auf. Tim folgte meinem Beispiel.
»Berkley schwebt in großer Gefahr«, sagte ich. »Solange er der Kraft meines Amuletts ausgesetzt war, konnte ihn der Dämon nicht lenken, aber jetzt kann er ihn jederzeit wieder beeinflussen. Er darf nicht aus den Augen gelassen werden.«
»Ich werde das veranlassen«, sagte Tim.
Ich setzte mich auf eine Bank und rauchte eine Zigarette. Für mich gab es nun keinen Zweifel mehr. Miriam war die Besessene, wenn nicht gar der Dämon. Die anderen waren nur die Opfer. Und Miriam hatte sich denken können, daß ich mit Kingsley sprechen würde. Es war ein leichtes für sie gewesen, Berkley so zu beeinflussen, daß er mir auflauerte.
Doch der Gedanke, daß sie der Dämon war, wollte mir nicht zusagen. Ich
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