020 - Die Geliebte des Teufels
Lebenszeichen von sich gegeben. Ich habe keine Ahnung, wo sie steckt. Aber anscheinend ist sie nicht in Gefahr, denn Phillip hat keinen Hinweis in dieser Richtung gegeben, und zwischen ihm und Coco bestehen enge Bande.«
»Willst du dich von Coco trennen?«
»Nein«, sagte ich entschieden. »Aber sie hat völlig recht. Wir müssen zu einer neuen Art des Zusammenlebens kommen. Ich mache mir noch nicht viele Gedanken darüber. Die werde ich mir erst machen, wenn sie zurück ist.«
»Ich reiße alte Wunden auf, was?«
Ich lächelte schwach. »Wenden wir uns lieber den Dillons zu. Was hat die Polizei herausbekommen?«
Tim beugte sich vor und legte seine Hände auf die Schenkel.
»Sehr wenig. Laut Obduktionsbefund war Roland Culver mindestens zwei Tage tot. Und das kann auf keinen Fall stimmen. Als ich die Leiche fand, war sie noch warm. Meiner Meinung nach konnte er nur wenige Minuten vor meinem Eintreffen ermordet worden sein. Unterbrich mich nicht, Dorian! Ich habe mich nicht geirrt. Culvers Körper war warm.«
»Wann wurde Culver zuletzt gesehen?« fragte ich.
Tim grinste. »Einige meiner Freaks haben Nachforschungen angestellt, und dabei ist etwas Überraschendes herausgekommen.« Er legte eine Pause ein.
»Mach es nicht so spannend!« drängte ich.
»Culver wurde vier Stunden, bevor ich ihn fand, noch lebend gesehen.«
»Hm. Das ist allerdings seltsam. Und der Arzt bleibt bei seinem Befund?«
»Ich habe ihn nicht mehr gesprochen«, sagte Tim. »Ich habe auch die Polizei nicht informiert. Offiziell habe ich ja mit der Aufklärung dieses Falls nichts zu tun. Ich bin ziemlich sicher, daß Culver von einem Dämon getötet wurde.«
»Möglich. Aber bis jetzt weist eigentlich nur wenig darauf hin. Hast du noch etwas auf Lager?«
»Sonst hätte ich dich kaum angerufen. Ich habe mich mit Miriam Dillon unterhalten, und sie erzählte mir einige recht ungewöhnliche Dinge über ihren Mann.«
»Bevor wir dazu kommen, Tim, hätte ich noch einige Fragen. Seit wann hat Miriam Dillon die Druid Gallery?«
»Seit etwa drei Jahren. Vor zwei Jahren habe ich den Bronze-Torso bei ihr gekauft, der im Vorzimmer steht. Ich habe mich mit Miriam und Elton ein wenig angefreundet. Gelegentlich schaute ich bei ihr vorbei, trank einen Schluck, plauderte mit ihr und sah mir die Bilder an.«
»Wie sieht es mit Miriams Verdienst aus? Wirft die Galerie Geld ab?«
»Das ist schwer zu sagen«, meinte Tim. »Sie widmet sich vor allem dem künstlerischen Nachwuchs. Viel wird dabei nicht herausspringen, aber ihr Mann verdient genügend. Er ist Unterhaltungschef bei KBCTV, Kingsley Broadcasting Company.«
»Also ist die Galerie quasi ihr Hobby.«
»So kann man es sagen.«
»Hm. Wie ist die Ehe?«
»Das ist für einen Außenstehenden schwer zu sagen«, meinte Tim und runzelte die Stirn. »Bis zu jenem Tag, als ich den Toten in der Galerie fand, hätte ich gesagt, sie führen eine glückliche Ehe. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Es wird Verschiedenes gemunkelt.«
»Hat Miriam tatsächlich mit Brian Hustin wegen einiger Bilder verhandelt?«
Tim nickte. »Hustin hat Miriams Angaben bestätigt. Er hat drei Bilder gekauft und ist kurz nach elf Uhr gegangen.«
»Und danach?«
»Sie kann sich an nichts erinnern.«
»Hat Elton irgendwelche Zeugen, daß er zu Hause war?«
»Keine Zeugen. Aber das spielt für die Polizei keine Rolle. Sie nehmen ja an, daß Culver zwei Tage vorher ermordet wurde. Und für diese Zeit haben beide ein hieb- und stichfestes Alibi. Sie waren gemeinsam auf einer Party.«
»Wer ist eigentlich dieser Roland Culver?«
»Ein junger Maler. Ging noch auf die Kunstakademie. Er besuchte Miriam häufig. Es spricht alles dafür, daß der Junge in sie verliebt war.«
»Gut«, sagte ich. »Und jetzt erzähle mir bitte die ungewöhnlichen Dinge über Elton Dillon.«
»Miriam sagte mir, daß Elton plötzlich rasend eifersüchtig sei. Er spioniert ihr nach. Er verfolgt sie und macht ihr grundlos heftige Eifersuchtsszenen. Sein Gesundheitszustand ist besorgniserregend. Er magert zusehends ab, trinkt viel und schläft kaum. Seit Roland Culvers Tod ist er wie ausgewechselt.«
»Es ist jetzt vier Tage her, seit du Culver gefunden hast?« unterbrach ich ihn.
Tim nickte zustimmend. »Zwei Tage später kam es zum ersten merkwürdigen Zwischenfall. Miriam wachte in der Nacht auf. Das Schlafzimmer war verwüstet. Ein eineinhalb Meter großes avantgardistisches Kruzifix war total verbogen. Elton führte sich wie ein
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