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020 - Im Todesgriff der Schreckensmumie

020 - Im Todesgriff der Schreckensmumie

Titel: 020 - Im Todesgriff der Schreckensmumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Heftigkeit, die ihn
selbst erschreckte. Ann Wintersley zuckte zusammen wie unter einem
Peitschenschlag.
    »Aber Jonathan«, wisperte sie, und ihre dünnen, rissigen Lippen zuckten.
Sie fühlte beinahe körperlich die Veränderung, die ihr Bruder durchgemacht
hatte.
    »Entschuldige«, sagte er traurig.
    »Schon gut.« Sie war eine Seele von einem Menschen, und er konnte nicht
verstehen, dass er sie eben noch jäh gehasst hatte. Ihre Nähe störte ihn
plötzlich. »Ich verstehe das alles nicht, Ann.«
    »Du bist kränker, als du selbst denkst. Du solltest einen Spezialisten zu
Rate ziehen.« Er nickte. »Ja, morgen werde ich einen anrufen und mich
untersuchen lassen.«
    Der Professor wusste, dass er dieses Versprechen nicht einhalten würde. Er
konnte es nicht riskieren, den Fuß über die Schwelle zu setzen. Doch davon
ahnte Ann nichts. »Wirf bitte einen Blick auf die Straße hinunter«, flüsterte
er ihr zu. »Drüben, auf der anderen Straßenseite steht doch jemand, nicht
wahr?«
    Ann Wintersley ging an das Fenster und schob den Vorhang vorsichtig zur
Seite. »Nein, da ist niemand.« Der Baum, an dem er den schwarzen Schatten
gesehen hatte, stand einsam und kahl in der Dämmerung vor ihm.
    »Seltsam«, murmelte er. »Ich hätte schwören können, dass dort eben noch
jemand gestanden und herübergeblickt hat.«
     
    ●
     
    Zeitgleich, zweihundert Meter von dem alten hohen Mietsblock entfernt,
stieg eine junge Frau in ein wartendes Taxi. »Es ist gut«, sagte sie in einer
Sprache, die niemand in London – vielleicht nur bruchstückweise Jonathan
Wintersley – verstanden hätte.
    Der Chauffeur ließ den Motor an, nickte und erwiderte: »Dann fahren wir
zurück, ehrwürdige Khto-Ysiro.«
    Das Taxi fuhr durch menschenleere Straßen.
    Als es etwa fünfhundert Meter von dem ursprünglichen Standort entfernt war,
näherte sich von der Ecke der Seitenstraße her ein schwarzer Bentley.
    Philip Daumer, Sergeant bei Scotland Yard, verfolgte den Wagen auf eigene
Faust. Das Taxi war kaum mehr wahrzunehmen, nur die beiden Rücklichter waren im
Nebel vor ihm hin und wieder zu sehen.
    Philip Daumer war ein junger Mann, noch keine fünfundzwanzig. Zu jung, um
schon zu sterben. Ihm war etwas in den Protokollen, die er in den beiden
letzten Tagen studiert hatte, aufgefallen.
    Die Nachbarin des Gelehrten Jerome T. Pratch, der sich aus dem vierten
Stock seiner Wohnung gestürzt hatte, behauptete, dass ihr aufgefallen wäre, wie
am Tag zuvor eine junge, sehr hübsche Frau in der menschenleeren Straße
mehrmals gesehen worden sei. Schließlich sei sie wieder verschwunden. Am Tag
des Unglückes aber wäre die Fremde noch einmal aufgetaucht.
    Philips Ehrgeiz war bekannt. Er hatte sich vorgenommen, die Umgebung des
Hauses von Professor Wintersley, der mit Pratch in Verbindung gebracht werden
musste, genau zu beobachten. Dabei wurde er auf das Taxi aufmerksam und auf die
junge Frau in dem schwarzen Cape. Die Beschreibung passte haargenau! Es war
eine Araberin, wie die Zeugin behauptet hatte.
    Mit seinem Alleingang wollte der junge Sergeant seinen Vorgesetzten
beweisen, dass es nicht gut war, nur die sturen Vorschriften zu beachten.
Versprach die Spur, die er verfolgte, ein Erfolg zu werden? Die mysteriöse Frau
interessierte ihn. Woher kam sie, und vor allen Dingen: Für wen arbeitete sie?
    Er folgte dem Taxi. Die Fahrt ging mitten durch London. Dann bog der Wagen
in Richtung Hafen ab, änderte noch einmal seine Richtung und fuhr durch ein
altes, verrufenes Viertel. Die Verfolgungsfahrt nahm insgesamt vierzig Minuten
in Anspruch. Während dieser Zeit stand Philip Daumer unter gespannter
Aufmerksamkeit. Er achtete auf alles, stellte sich auf jede Veränderung ein und
glaubte, dass bis zu diesem Zeitpunkt weder der Fahrer noch die seltsame Fremde
darauf aufmerksam geworden waren, dass sie verfolgt wurden.
    Das Auto fuhr in einen abzweigenden Weg. Ein Schild wies darauf hin, dass
es sich um einen Privatweg handelte. In der Finsternis zeichnete sich eine
kahle dunkle Mauer ab, dahinter ein flaches Backsteingebäude.
    Philip Daumer wusste, wer hier am Rande von London wohnte – Eldin Jameson,
der umstrittene und geheimnisumwitterte Gelehrte.
    Zufällig kannte der junge Mann die Geschichte des Hauses, in dem Jameson
lebte. Dort sollte vor zweihundert Jahren eine Frau existiert haben, die der
Hexerei angeklagt wurde. Eldin Jameson vermutete in diesem Haus geheime
Schriften und Utensilien, mit der sie ihr Hexenhandwerk ausübte. Er hatte

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