020 - Im Todesgriff der Schreckensmumie
darüber, dass Professor Bunters schwerer Wintermantel an der
Seite des Schrankes hing. Auf diese Weise erhielt er in seiner Nische einen
zusätzlichen Schutz.
Der Fremde schlich durchs Zimmer, direkt zu der reglosen Gestalt im Sessel,
verharrte in der Bewegung, hob dann langsam den Kopf und sog hörbar die Luft ein.
Dann wich er zurück, blickte schließlich auf den Boden und ging langsam um den
mit Blut gezogenen Kreis herum und wagte nicht, ihn zu überschreiten. Und doch
schien er größtes Interesse daran zu haben, in unmittelbare Nähe des toten
Gelehrten zu gelangen. Aber er wagte es nicht einmal, seine Hand über den Kreis
zu strecken.
Damit Larry den geheimnisvollen Fremden weiter beobachten konnte musste er
sich ein wenig nach vorn beugen. Eine Augenblick achtete er nicht auf seine
Bewegung, und damit begann das Fiasko.
Der schwere Mantel an dem Kleiderhaken kam ins Rutschen. Larry versuchte
noch, ihn mit seiner Schulter zurückzudrängen, doch dazu war es schon zu spät.
Dumpf schlug der Mantel vor ihm zu Boden. Larry sprang sofort nach vorn, um
einem eventuellen Angriff seines Gegners zuvorzukommen.
Zwei Meter trennten die Gegner voneinander.
Gefährlich funkelten die Augen des Eindringlings. Wie durch Zauberei hielt
er ein Messer in der Hand. Larry schätzte seine Chance und seine Position
richtig ein. Sein Gegenüber war kräftig und muskulös. X-RAY-3 setzte sich weder
mit einem Messer noch mit seiner Pistole zur Wehr. Als ausgebildeter Taekwondo-
und Aikidokämpfer standen ihm Mittel und Wege zur Verfügung, im Nahkampf seine
bewaffneten Gegner blitzschnell und wirkungsvoll kampfunfähig zu machen. Er
warf sich auf die Seite, während der Fremde in den direkten Angriff überging.
Larry wich dem Stich aus, fasste sofort nach, erwischte das Handgelenk des
Arabers und drehte diesen herum. Das Messer wirbelte durch die Luft und blieb
zitternd im Fußboden – noch außerhalb des mit Blut gezogenen Kreises – stecken.
X-RAY-3 bereitete es keine Mühe, seinen Gegner zu stellen und starrte in ein
bleiches, verschwitztes Gesicht. Der Araber mochte etwa dreißig Jahre alt sein.
Sein Bart war dick und gepflegt.
»So, mein Junge«, presste Larry hervor. »Ich habe ein paar Fragen an dich!
Deine Reaktion diesen Zeichnungen und Symbolen gegenüber war vorhin so
ungewöhnlich, dass ich das Ganze noch einmal sehen möchte. Man fürchtet doch
nicht etwas Lebloses?« Larry verstärkte seinen Druck. Nur noch wenige
Zentimeter trennten den Araber von dem Blutkreis. Ein Zittern lief durch den
Körper des Mannes. Er schien Höllenqualen auszustehen. Dann spannte sich sein
Körper, und ein ungeheurer Kraftstrom schien ihm mit einem Mal zur Verfügung zu
stehen. Er warf seinen Kopf nach vorn und rammte damit Larrys Stirn.
Der PSA-Agent taumelte zurück und lockerte kurz seinen Griff. Der Araber
suchte sein Heil in der Flucht. Er wandte sich um, rannte auf die Tür zu, riss
sie auf und stürzte auf den Gang hinaus.
Larry setzte sofort nach.
Der Flüchtende wandte sich nach rechts und bog um die Ecke. Da war Larry
schon hinter ihm. Zu seinem Erstaunen sah er, dass die Tür zu seinem Zimmer
halb geöffnet war.
Hatte er sie nicht hinter sich zugezogen?
Der Araber stürzte in das dunkle Zimmer und machte sich an der Balkontür zu
schaffen, die er nicht auf Anhieb öffnen konnte.
X-RAY-3 sah nicht den Schatten neben dem Türpfosten. Ein harter Gegenstand
knallte von der Seite her auf seinen Kopf und traf ihn an der linken Schläfe.
Wie vom Blitz getroffen stürzte der PSA-Agent zu Boden.
●
Als er zu sich kam, dauerte es eine Weile, ehe er wieder klar zu denken
vermochte.
Er fühlte das verkrustete Blut und betastete die angeschwollene Stelle
unmittelbar über seiner Schläfe. Der Schlag hätte ihm den Tod bringen können.
Es bereitete Larry Brent Mühe, auf die Beine zu kommen. Er nahm sich nicht die
Zeit, erst das Blut aus seinem Gesicht zu waschen und darauf zu warten, bis er
wieder völlig zu Kräften kam. Während er auf die Tür zutaumelte, fingerte er in
seiner Jackentasche herum. Die vierarmige Figur der Göttin, die er Professor
Bunter hatte zeigen wollen, war verschwunden!
Larry presste die Lippen zusammen, hastete mit noch unsicheren Schritten
durch den langen Flur, dabei torkelte er wie ein Betrunkener.
Professor Bunters Zimmer war abgeschlossen. Abermals öffnete X-RAY-3 die
Tür mit dem Universalschlüssel und prallte zurück.
War alles nur ein Traum gewesen?
Auf dem Tisch stand ein
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