0200 - Gangster, Girls und heißes Gold
dich bei deinen Freunden!«
Eine schwankende, fast gebrochene Frauenstimme rief schwach:
»Dan… ich bin hier, Ann. Lobs hat mich gezwungen, ihm alles zu sagen. Hilf mir, Dan!«
Was Webster sagte, ist unwiederholbar. Ein Wutanfall schüttelte ihn.
Carrel Beck kam vom Tor zu ihm.
»Es ist zwecklos, Dan«, sagte er. »Wir müssen uns mit ihm einigen. Je länger wir hier herumschreien, desto größer wird die Gefahr, daß irgendwer es hört. Schießen können wir auch nicht.«
»Ich denke nicht daran, mit diesem elenden Vorstadtganoven zu teilen.«
»Wir werden schon eine Gelegenheit finden, ihn ’reinzulegen, aber jetzt müssen wir gute Miene machen. Ich öffne das Tor.« Er bestätigte den Mechanismus. Das Tor setzte sich in Bewegung und rollte hoch.
Ich spannte die Muskeln. War das meine Chance? Sollte ich jetzt starten?
Ich drehte den Kopf. Claire Bright stand zu weit hinten, und vor dem Tor standen Lobs und seine Leute. Bei dieser Situation hatte die Frau keine Aussichten, Berry Lobs betrat die Halle. Seine rechte Hand umklammerte den Arm von Ann Laiter. Das Gesicht der Frau war geschwollen. Die Haare hingen ihr in Strähnen herunter. Ohne Zweifel war sie geschlagen worden. Hinter Lobs folgten die beiden Männer, die ich auch in der Kneipe gesehen hatte, der Breitgesichtige und der Schmale mit dem Fuchsgesicht.
Lobs grinste.
»Hallo, G.-man«, sagte er. »Ihr Burschen seid doch imer erstaunlich schnell zur Stelle. Anscheinend warst du ein wenig zu hitzig.«
Beck drückte den anderen Knopf. Das Tor glitt langsam abwärts. Die Falle schloß sich wieder.
Lobs gab Ann Laiter einen Stoß, daß sie vor Webster taumelte.
»Da hast du das Täubchen!«
Sie hob die Hände. »Dan…!« rief sie flehentlich, aber Webster wischte sie mit einer Armbewegung zur Seite.
Lobs Männer hielten Pistolen in den Händen. Ihr Chef drehte ihnen den Kopf zu.
»Steckt die Kanonen ruhig ein. Hier wird nicht geschossen!«
Sie gehorchten. Lyonei und Chalders kamen aus ihren Deckungen. Auch Webster war etwas zur Seite getreten, so daß seine Pistole mir nicht mehr ins Kreuz bohrte. Vorsichtig sah ich mich um. Bannister und Claire Bright standen etwas seitlich, und wenn jetzt noch Beck, Lobs und seine Leute näher kamen, dann mußte ich es wagen.
Sie taten mir den Gefallen. Lobs marschierte auf Webster zu. Seine Gorillas folgten ihm, und auch Beck räumte den Platz am Tor. Die Gangster standen so eng aneinander, wie ich es mir nur wünschen konnte.
Lobs sah den Lastwagen im Hintergrund. Lyönel und Chalders hatten die Plane zum Teil weggezogen, so daß der Kastenaufbau und die grüne und gelbe Lackierung der Chaldeway-Company zu sehen waren. Kühler und das Fahrerhaus waren noch verdeckt.
»Ist das Zeug noch darin?« fragte er.
Von den Webster-Leuten antwortete niemand. Lobs fuhr gelassen fort.
»Eine gute Sache, die ihr ausgekocht habt, aber ihr hättet ehrlicher mit mir spielen sollen. Mir habt ihr gesagt, es handele sich um einen Racheakt, und es spränge keine Beute dabei heraus, weil diese Panzeraustos einfach nicht zu knacken sind. Und am gleichen Abend muß ich in der Zeitung lesen, daß ich euch zu einer Beute von einer Million verholfen habe. Jedem vernünftigen Mann muß einleuchten, daß ich unter diesen Umständen nicht mit fünftausend Dollar zufrieden sein kann.«
Webster starrte ihn finster an. Lobs zeigte prächtige Laune.
»Na ja, Dan, ich habe mich gut daran erinnert, daß du damals, als du meinen Verein für ’nen Bankeinbruch anheuern wolltest, bei dem wir das Risiko tragen und du den Gewinn einstreichen wolltest, mit der schönen Ann Laiter zusammen warst. Ich dachte, daß die Freundschaft vielleicht noch bestünde und daß Ann mir erzählen konnte, wo du und das Gold zu finden sind. Ich holte mir Ann. Erst wollte sie nicht reden, aber keine Frau risiert ihr Gesicht, nicht einmal für eine Million in Gold.«
Dan Webster hielt noch immer die Pistole in der Hand.
»Ich könnte dich abknallen«, knirschte er.
Der Bowery-Gangster winkte ab. »Wem wäre damit geholfen? Meine Jungens knallen zurück, die Umgebung wird aufmerksam. Man alarmiert die Cops, und sie brauchen nur noch unsere Leichen und das Gold einzusammeln. Steck die Kanone ein und rede vernünftig, Dan.«
Webster steckte zwar nicht die Pistole weg, aber er fragte giftig:
»Wieviel?«
Lobs zog eine Zigarre aus der Brusttasche, biß die Spitze ab und schob sie sich zwischen die Zähne. Er schien sich ungeheuer sicher zu fühlen, denn er
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