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0201 - Duett für Maschinenpistolen

0201 - Duett für Maschinenpistolen

Titel: 0201 - Duett für Maschinenpistolen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duett für Maschinenpistolen
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dem Umgangston hier anpaßte.
    »Klar«, kaute er rüde zwischen den Zähnen hervor. »Wir sind doch kein Kindergarten.«
    »Dann bring uns zwei Stück und laß uns in Ruhe!«
    »Gemacht, Bruder«, erwiderte er ungerührt und stiefelte davon.
    Wir hatten uns in eine Nische gesetzt, die sinnigerweise mit zwei Sätteln und einem Pferdehalfter so geschmückt war, daß man von draußen kaum hereinblicken könnte, während man selbst einen guten Einblick in das Lokal hatte.
    Der Cowboykellner brachte uns den Whisky in zwei Wassergläsern, die er ohne Tablett trug. Als er uns die Dinger so auf den Tisch knallte, daß ich um die Existenz der Gläser fürchtete, bellte er: »Macht genau einen Zehner.«
    Phil japste nach Luft. Ich schluckte und verzichtete darauf, etwas zu diesem Preis zu sagen, denn wir hätten ja doch nur eine grobe Antwort erhalten. Also schob ich ihm den Zehner über den Tisch.
    »Augenblick, Bruder«, sagte ich, als er davonstiefeln wollte.
    Er drehte sich um, legte die Hände auf seine beiden garantiert ungeladenen Colts und blickte finster. »Is’ was?« knurrte er.
    »Eine Kleinigkeit«, nickte ich. »Wir brauchen eine Auskunft. Wie heißt die Bardame in dem lila Kleid?«
    »Das ist Ann.«
    »Und die Schwarze da in der Mitte?«
    »Das ist Raggy.«
    »Und die Rote da hinten?«
    »May.«
    Ich nickte zufrieden. »Danke, das war’s.«
    Er grinste sich eins und wandte sich der nächsten Nische zu, von wo er gerufen wurde.
    Phil lachte. »Das hast du geschickt gemacht, Jerry. Jetzt bildet sich der Kerl ein, wir möchten uns die Mädchen anlachen.«
    »Das will ich ja auch«, sagte ich ernst. »Die Spesenabteilung wird zwar fluchen, wenn wir die Rechnung dieses Abends vorweisen, aber was hilft’s? Wenn wir nämlich dieser May West gleich den Dienstausweis vor die Nase halten, wird sie so schweigsam wie ein Lautsprecher ohne Strom.«
    »Aber wenn wir das Mädchen allein einladen, könnte sie auch Verdacht schöpfen.«
    »Deswegen wirst du dir eine der beiden anderen aufs Korn nehmen.«
    Phil wurde blaß. »Du lieber Himmel!« seufzte er. »Dann steht mir ja etwas bevor!«
    »Sobald wir den Whisky ausgetrunken haben, setzen wir uns an die Bar und kippen zwei Schnäpse, als ob wir uns Mut machen müßten. Dann laden wir zwei der drei Mädchen ein. Welche sagt dir am meisten zu?«
    Phil bog den Kopf zur Seite und schielte zur Bar hin. Nach langem Zögern entschied er sich für die schwarzhaarige Raggy. Aber kaum hatte er mich vom Ergebnis seiner Wahl verständigt, da rutschte er schon tiefer in die Nische. Er rief mir leise zu: »Setz dich ein Stück zurück! Weißt du, wer gerade gekommen ist?«
    Ich saß mit dem Rücken zur Eingangstür und konnte es also nicht wissen. »Keine Ahnung. Wer denn? Was Berühmtes?«
    »Ein Chemiker namens Ferra.« Ich zuckte die Schultern. »Warum soll er sich abends nicht auch mal ein bißchen amüsieren?«
    »Sicher«, sagte Phil gedehnt. »Aber das Mädchen, das er sich da aufgeladen hat, gefällt mir nicht. Die gehört zu der Sorte, für die man verdammt viel Geld ausgeben muß, wenn man sie halten will.«
    Ich drehte mich um und peilte vorsichtig zu Dr. Ferra hin.
    Er hielt seiner Dame gerade den Stuhl zurecht. Sie mochte 25 bis 27 Jahre alt sein, trug ein enges Abendkleid von grünschillernder Farbe, hatte ein sehr hübsches Gesicht und eiskalte Augen.
    Phils Eindruck war sicherlich richtig. »Interessant«, murmelte ich. »Auch die Tatsache, daß Ferra in dieser Bude hier verkehrt, hat vielleicht etwas zu bedeuten. Ich glaube, wir halten uns im Hintergrund, bevor wir uns an der Bar diese May West vornehmen.«
    Wir blieben bis zwei Uhr früh in unserer Nische und konnten den Chemiker beobachten, ohne daß etwas für uns Interessantes geschehen wäre. Ferra tanzte ein paarmal mit dem Mädchen, blieb aber immer mit ihr allein an dem kleinen Tisch am rechten Rand der kreisförmigen Tanzfläche. Immerhin sahen wir, daß er drei Flaschen Champagner bestellte, zwei Kännchen Mokka und zweimal eine Schachtel Zigaretten. Der Abend mußte ihn an die 100 Dollar kosten, vielleicht auch mehr. Ich sagte es Phil.
    »Irrtum«, korrigierte mein Freund und tippte mit dem Zeigefinger auf das abgegriffene Blatt Papier, das auf unserem Tisch lag und das ich bisher noch nicht beachtet hatte.
    Ich zog das Blatt heran. In krakeliger Schrift hatte jemand »Weinkarte der Indian Bar« darauf gekritzelt. Um es stilecht zu machen, war ab und zu ein Wort falsch geschrieben, durchgestrichen und

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