0201 - Duett für Maschinenpistolen

Paar blitzende Augen, die unter der Krempe eines abgetragenen Hutes hervorleuchteten.
    »Los, ihr beiden!« sagte der Kerl. »Jetzt haben wir euch endlich! Kommt raus!«
    »Spiel dich nicht so auf, Miniatur-Capone! Wir sind froh, daß wir sitzen!« sagte Phil und schob mit einer lässigen Handbewegung die Waffe beiseite.
    »An eurer Stelle würde ich jetzt ganz schnell aufstehen!« kam es dumpf unter dem Halstuch hervor. »Los, Tempo!«
    »Mit deiner Feuerspritze kannst du nicht einmal einen Hund hinter dem Ofen hervorlocken!« sagte Phil grinsend. »Versucht woanders, Jesse James!«
    Mir fiel ein, daß wir den beiden Burschen ihre Nummer schon einmal verdorben hatten, indem wir sie zu ernst genommen und schlafen geschickt hatten. Jetzt sollten wir ihnen eigentlich die Nummer nicht schon wieder verpatzen, indem wir sie überhaupt nicht ernst nahmen.
    Daran, daß die richtige Nummer als ein besonderes Duett angekündigt worden war, heute abend aber keine Ankündigung erfolgt war, daran dachte ich leider in diesem Augenblick nicht…
    Ich gab Phil ein Zeichen.
    Er stutzte, zuckte die Schultern und brummte: »Na, meinetwegen. Weil wir sie letztens niedergeschlagen haben, will ich ihnen den Gefallen tun.«
    Wir reckten also unsere Arme in die Höhe und kamen aus der Nische heraus. Im Lokal herrschte Totenstille. Die beiden Banditen spielten ihre Rolle so echt, daß sich wohl die meisten Gäste fragten, ob das nun Wahrheit oder Spiel sei.
    Ich sah den Kellnercowboy, der für unsere Ecke zuständig war, weiter hinten zur Kapelle hin stehen und verrückte Gesten machen. Aber ich verstand nicht, was er meinte.
    »Los, raus!« kommandierte der erste Bandit.
    Gehorsam marschierten wir vor ihnen über die leere Tanzfläche. Der Geschäftsführer hob die Arme, als wir an ihm vorbeikamen. Er spielte also auch mit.
    Wir mußten an der Bar vorbei. Ich fing einen Blick von May West auf. Es war ein Blick, in dem Haß und Triumph sich mischten.
    Triumph? Worüber?
    Ich runzelte die Stirn, während ich gehorsam vor den beiden Kerlen die Treppe vor dem Haus hinabstieg. Links von mir ging Phil. Vor der Treppe erstreckte sich der kleine parkartige Vorgarten, der zu dem Lokal gehörte.
    »Links ums Haus herum!« knurrte einer hinter uns.
    »Jetzt ist aber Schluß!« sagte Phil. »Wir haben drin mitgespielt, weil wir euch letztens eure Nummer verpatzten und wir euch dafür entschädigen wollten. Aber hier draußen können wir das Theater wohl lassen.«
    Phil nahm seine Hände herunter.
    Im selben Augenblick hörte ich hinter mir das knackende Geräusch, wenn einer eine Tommy Gun spannt. Ich gab Phil einen kräftigen Stoß, der ihn seitwärts in die Büsche warf, während ich gleichzeitig zur anderen Seite hinsprang, mich Uberschlug und in einer Rolle wieder auf die Beine kam.
    Und da ratterten auch schon zwei Maschinenpistolen ihr mörderisches Lied durch die Nacht, umzuckt vom Mündungsfeuer der beiden Salven.
    ***
    Mein 38er lag fest in meiner Hand. Von dem kühlen Gewicht der Waffe ging ein Gefühl von Sicherheit aus, das über den Arm gleichsam in meinen ganzen Körper einsickerte.
    Sie hatten also wirklich geschossen!
    Es konnten folglich nicht die beiden Boys sein, die ihre Nummer im Lokal spielten.
    Mit den Fingerspitzen der linken Hand zupfte ich die Zweige des Busches ein wenig auseinander, hinter dem ich in Deckung gegangen war. Phil mußte irgendwo weiter rechts im Gebüsch liegen.
    Die beiden Tommy-Gun-Gangster kauerten an der Freitreppe. Die Entfernung zwischen ihnen und mir betrug etwa 15 Schritte. Im Lokal hörte man die Kapelle lärmen. Hier draußen war es auf eine unheimliche Weise still. Wenn ich mich nicht täuschte, flüsterten die beiden Gangster miteinander.
    Jetzt gab es zwei Möglichkeiten.
    Wir konnten abwarten, was sie zu unternehmen gedachten. Oder wir konnten sie auffordern, ihre Tommy Guns wegzuwerfen, die Arme zu heben und sich zu ergeben. Tat man dies, mußte sich einer von uns durch seine Aufforderung verraten. Sie brauchten dann nur mit den Maschinenpistolen in die Richtung zu halten, aus der seine Stimme kam, um ihn mit Sicherheit zu treffen. Die Streuung der Tommy Gun macht genaues Zielen unnötig und sorgt trotzdem für Wirkung.
    Da Phil sich ruhig verhielt, entschied auch ich mich erst einmal fürs Abwarten.
    In die beiden Gangster kam plötzlich Leben. Sie liefen geduckt am Haus entlang zur rechten Ecke. Sie mußten wahrscheinlich an Phil vorüber. Denn auf einmal hörte ich das helle Peitschen eines