0201 - Im Zentrum des Schreckens
Dr. Tod hat bereits zu seinem großen Schlag gegen dich und damit auch gegen mich ausgeholt.«
»Aber das tut er nie. Das traut er sich nicht.«
»Wie dumm bist du eigentlich? Sieh endlich ein, dass Dr. Tod ein Feind von dir geworden ist. Und zwar ein Todfeind. Das solltest du dir ein für allemal merken.«
Die Teufelstochter schwieg.
Auch ich sagte nichts. Ich wollte mich auf keinen Fall in ihren Streit einmischen, das konnte nur gefährlich werden. Als vorsichtiger Optimist glaubte ich allerdings, dass ich einen Aufschub erhalten hatte. Ich konnte für die nächste Zeit weiterleben. Dabei kam es natürlich darauf an, wer für Asmodina wichtiger war. Dr. Tod oder ich.
Sie dachte lange nach. Meine innere Spannung steigerte sich. Sie stand sogar dicht vor dem Siedepunkt. Ich spürte das Zittern in meinen Armen und Beinen. Wann würde sich Asmodina entscheiden? Wie ein Wurm wand sie sich, konnte nicht richtig stehenbleiben und trat von einem Fuß auf den anderen. Schließlich kam das Thema doch wieder auf mich.
»Aber was ist mit Sinclair? Ihn wollte ich auch töten. Er ist mir am nächsten, er…«
»Wer ist denn gefährlicher?« drang die Frage aus dem Feuerrad.
»Ich weiß es nicht.«
»Sinclair hat sein Kreuz nicht mehr…«
»Das hat Morasso«, sagte die Teufelstochter schnell.
»Was?«
»Ja, man hat es dem Geisterjäger weggenommen.«
Die Stimme des Teufels klang drohend. »Und dann wagst du es, noch nach der Gefährlichkeit zu fragen? Sinclair kannst du jetzt, wo er praktisch waffenlos ist, nebenbei erledigen. Morasso ist und bleibt der wichtigere und auch gefährlichere von beiden. Sieh zu, dass du ihn zu Boden zwingst. Du hast doch den Nagel. Schlag ihn Morasso in seinen verdammten Schädel.«
Das hörte sich nach einem Befehl an, es war auch einer. Asmodina kuschte, das bewiesen ihre nächsten Worte.
»Was machen wir dann mit Sinclair?«
Der Teufel drehte sich um, so dass ich in das Feuerrad blickte. Ein glutroter, zuckender Streifen befand sich zwischen dem Galgengerüst, auf dem ich saß, und dem Teufel.
»Ihn nehmen wir mit. Er soll auch seinen Triumph haben und erleben, wie Solo Morasso vernichtet wird, denn ihm muss einmal gezeigt werden, dass die Hölle unbesiegbar ist.«
»Ich bin einverstanden«, erklärte Asmodina.
»Es wäre dir auch nichts anderes übrig geblieben. Und jetzt hol deine Helfer, damit wir gerüstet sind!«
»Ja«, erwiderte die Teufelstochter und verschwand.
Ich aber sah weiterhin einem ungewissen Schicksal entgegen. Mein Tod war nicht aufgehoben, sondern nur aufgeschoben. Die Frage war: für wie lange? Ich hoffte allerdings, in der Zwischenzeit noch eine Chance zu erhalten, auch wenn meine Zukunftsaussichten mehr als trübe waren…
***
Shao kam aus der Küche. Sie balancierte ein Tablett mit Orangensaft. Die gelbe Flüssigkeit füllte die hohen Gläser jeweils bis über die Hälfte.
Das Team war deprimiert. Ihre Gesichter sprachen das aus, was die Menschen fühlten. Resignation! Das erging Suko ebenso wie Shao, Kara oder Myxin. Auch Tanith, sie war erschöpft von der letzten Seance, erholte sich nur mühsam.
»Trinken Sie«, sagte Shao und reichte ihr ein Glas Orangensaft. »Das wird Ihnen gut tun.«
Tanith hob den Kopf. »Ja, danke«, erwiderte sie und nahm das Glas. Sie trank nur einen kleinen Schluck und fühlte, dass die Blicke auf sie gerichtet waren.
Die Astrologin hob ihre Schultern. »Ich weiß, was Sie denken«, sagte sie leise. »Aber es ist für mich unmöglich, noch einmal mit John Sinclair Kontakt aufzunehmen.«
»War es so schwer?« fragte Kara leise.
Tanith nickte. Da schlug das Telefon an. Suko spritzte förmlich in die Höhe, schnappte den Hörer und meldete sich. Sir James war am Apparat.
»Haben Sie etwas erreicht?« fragte er sofort. »Einen minimalen Erfolg.«
»Wie dies?«
»Zumindest wissen wir jetzt, dass John Sinclair noch am Leben ist. Wir haben ihn sogar gesehen.«
Der Superintendent war so überrascht, dass er vergaß, etwas darauf zu sagen. »Soll ich es berichten, Sir?«
»Natürlich. Worauf warten Sie? Reden Sie!«
Der Chinese erzählte. Er malte nichts aus, berichtete nur die Fakten, und trotzdem dauerte das Gespräch fast fünfzehn Minuten. Wie immer zeigte sich Sir James als guter Zuhörer.
»Das ist es, Sir, was ich Ihnen sagen wollte.«
»Mehr haben auch Myxin und Kara nicht erreicht?«
»Nein. Sie sind sogar schwächer als die Wahrsagerin gewesen. Zwischen der Kugel, dem Kelch sowie Myxin und Kara scheint es
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