0201 - Im Zentrum des Schreckens
Widerspruch«, sagte Myxin.
Suko gab ihm recht.
»Du vergisst Nostradamus«, warf Kara ein. Der Magier schaute die schwarzhaarige Frau an. »Er hat sich ja nicht gemeldet.«
»Trotzdem.«
»Wir sind da auf dem Holzweg«, meinte Suko. »Zwischen John und Nostradamus gibt es keine Verbindung, glaubt mir.«
»Genau weißt du es aber nicht«, hielt ihm Kara entgegen.
Der Chinese stand auf. »Wie sollte es? John Sinclair hat noch nie Kontakt mit dem Geist des großen Sehers gehabt. Ich wüsste das, wirklich, Freunde.«
»Es ist aber nicht ganz von der Hand zu weisen«, mischte sich Tanith ein. »Ich habe schon einmal gesagt, dass sich die Geister nicht so ohne weiteres melden. Sie sind sehr sensibel, glauben Sie mir. Es ist nicht ausgeschlossen, dass Lucille wirklich die Wahrheit gesagt hat. Das meine ich jedenfalls.«
»Wenn ich nur wüsste, wie wir das erfahren können«, murmelte Suko. »Wenn ich das nur wüsste.«
Er blickte seine Freunde an. Niemand konnte ihm eine Antwort geben. In Shaos Augen funkelten Tränen…
***
Wir stießen hinab. Da war der Nebel, dieser alles zerfressene Smog. Die ersten mussten jetzt hineintauchen und…
Nein, Asmodina überlegte es sich anders. Kurz bevor sie den Nebel erreichte, schwenkte sie wieder hoch. Dabei flogen die Engel mit ihr einen eleganten Bogen, und auch ich wurde hochgerissen und weiterhin festgehalten, ohne mit dem Nebel in Berührung gekommen zu sein. Wir blieben in der Luft. Ich atmete auf.
Asmodina gab die Befehle. Vier ihrer Engel sollten die Insel betreten. Aus dem Pulk lösten sie sich und glitten pfeilschnell ihrem Ziel entgegen. Ich schaute ihnen gespannt nach. Sie tauchten in den Nebel ein, und es geschah nichts mit ihnen. Sanft landeten sie auf der Insel. Von meiner Sicht aus wirkten sie nicht größer als kleine Spielzeugpuppen. Auf dem Boden blieben sie stehen, sprachen miteinander und verteilten sich dann. Die Waffen hielten sie schussbereit. Die Sehnen der Bögen waren gespannt, die Pfeile lagen auf. Sollte sich ein Gegner zeigen, würden sie mit tödlicher Präzision treffen.
Wir warteten. Vier Todesengel teilten sich und durchsuchten die Insel. Ich ließ meinen Blick wandern. Er glitt über das weite Meer. Und fern am Horizont, wo Himmel und Wasser zusammenwuchsen, glaubte ich, ein Schiff zu sehen.
Die vier Engel hielten mich weiterhin fest. An die schmerzhaften Griffe hatte ich mich ebenso gewöhnt wie auch daran, keinen Boden unter den Füßen zu wissen.
Die anderen durchsuchten die Insel. Und da geschah es. Ich hatte gedacht, der Nebel würde ihnen nichts aus machen. Es war eine Täuschung. Auch die Todesengel konnten ihm nicht widerstehen, allerdings dauerte bei ihnen die Wirkung länger.
Die beiden ersten gerieten ins Taumeln. Sie warfen die Arme hoch, die Waffen wurden zu Boden geschleudert, dann brachen die Todesengel zusammen. Ihre Flügel lösten sich dabei zuerst auf, und als sie auf der Erde lagen, verschwand die Kleidung ebenso wie die Haut dieser Wesen. Es war grauenhaft. Zwei blieben übrig. Sie hatten nicht gesehen, was mit ihren beiden Artgenossen geschehen war. Es erwischte sie auch so überraschend wie die ersten. Taumeln, das Hochreißen der Arme, Zusammenbruch aus…
Asmodina hatte mit ansehen müssen, was mit ihren vier Dienerinnen geschehen war. Sie tobte. Ihre Stimme kreischte vor Hass.
»Solo Morasso!« brüllte sie laut. »Das zahle ich dir heim. Verdammter Bastard, du wirst meine Rache zu spüren bekommen!«
Ihre Worte hallten über das Meer, und sie verhallten nicht ungehört, denn hoch über uns, weit in den Wolken, ertönte mit einemmal ein herrisches Lachen. Wir blickten hoch. Zuerst sah ich nichts, dann jedoch schälte sich eine Gestalt hervor, die die Umrisse eines gewaltigen Dämons hatte. Es war der Spuk!
»Asmodina!« schrie er mit donnernder Stimme, als sein Lachen verklungen war. »Du suchst doch Solo Morasso, nicht wahr?«
»Ja, den suche ich!«
»Ich weiß, wo er sich befindet.«
»Sag es mir!« kreischte die Teufelstochter, hob den rechten Arm und zeigte den Nagel.
»Er ist bei mir! Du kannst ihn dir holen!« Wieder lachte der Spuk, und in sein Lachen schallte Asmodinas Antwort.
»Und ob ich ihn mir hole, Spuk. Darauf habe ich gewartet. Dr. Tod wird vernichtet…«
ENDE des zweiten Teils
Weitere Kostenlose Bücher