0201 - Sternstation im Nichts
war eine imponierende Gestalt. Dreieinhalb Meter groß, mit schwarzer Haut und sechs Gliedmaßen erschien er Bert Hefrich wie ein lebendig gewordener Alptraum. Der mächtige, halbkugelförmige Schädel saß wie die Drehkuppe eines Panzergeschützes auf den Schultern, und die drei rotglühenden Augen, eines davon hoch oben in der Stirn, starrten unergründlich, ohne daß ein normaler Mensch hätte ergründen können, wohin sie sahen. Icho stak wie üblich in seiner grünen Kombination, die ihn vom Schädelansatz bis auf die Knöchel der kurzen, dicken Beine bedeckte. Auch die vier Arme waren von dem merkwürdigen Stoff umschlossen, dessen Qualität die Erfolge der irdischen Textilindustrie als Kindereien erscheinen ließen, wie Bert Hefrich sich überzeugt hatte. Icho Tolot trug überdies seinen Waffengurt und sah überhaupt so aus, als erwarte er, in näher Zukunft einen schweren Kampf bestehen zu müssen.
In einer Geste, die er von den Terranern gelernt hatte, verzog er den schmallippigen Mund zu einem freundlichen Grinsen.
„Treten Sie ein, meine Freunde", dröhnte seine tiefe, volle Stimme. „Ich habe sie erwartet."
Icho sprach Interkosmo. Das Erlernen der Sprache hatte ihm keinerlei Schwierigkeiten gemacht. Er beherrschte sie fehlerfrei.
Das einzige, was ihm zu schaffen machte, war, daß er nicht laut sprechen durfte, wie er es gewohnt war, sonst hätten die Wände angefangen zu zittern.
Der Raum besaß nur wenige Möbelstücke. Drei davon waren bequeme Sessel terranischer Bauweise, auf denen Icho Tolot bestanden hatte, weil er seine Besucher stilvoll empfangen wollte.
Außerdem gab es ein Gestell von den Ausmaßen eines herrschaftlichen Bücherschranks, auf dem Icho zu sitzen pflegte, wenn er Besuch hatte. An der Wand prangte der übliche Bildschirm. In der Nähe des Portals, auf einem hochbeinigen Tisch stand der Interkom. Das war alles. Icho Tolot liebte die Einfachheit.
Er bat seine Besucher, Platz zu nehmen. Erst als Perry Rhodan und Bert Hefrich sich gesetzt hatten, ließ auch er sich auf seinem Gestell nieder. Dann erklärte er, noch bevor jemand anderes etwas sagen konnte: „Sie kommen wegen des Wassers, nicht wahr?"
Bert horchte auf. Icho Tolot hatte vom Verschwinden des Wassers gehört, aber von dem mißlungenen Versuch, neues Wasser herzustellen hatte ihm noch niemand berichtet.
„Ja, wir kommen wegen des Wassers", antwortete Perry Rhodan, und es schien Bert, als wäre er selbst ein wenig überrascht. „Sie wußten das?"
„O ja, natürlich", antwortete Icho. „Als ich davon hörte, daß alles Wasser verschwunden war, machte ich mir ein paar Gedanken darüber. So etwas ereignet sich nicht ohne weiteres. Niemand hat unsere Tanks angezapft. Was konnte also geschehen sein? Als die Tanks geöffnet wurden, fand man in ihnen hauptsächlich Sauerstoff. Der Wasserstoff war weg. Wohin? Durch die Tankwände diffundiert. Es ist ziemlich schwierig, Wasserstoff wirksam einzusperren. Die Verbindung, die Sie Wasser nennen, war also aufgespalten worden. Wodurch?" Mit dem längeren seiner zwei rechten Arme machte er eine weitausholende Geste. „Das will ich Ihnen jetzt erklären."
Dann fing er an, von Wellenfunktionen zu reden, von Quantenzahlen und Entartungen. Er entwickelte ein völlig neues Bild des Wasserstoffatoms, wie es unter dem Einfluß eines Feldes entstand, das nach seiner Meinung von den beiden Sonnen ausging und mit der Zerstörung von Power zu tun hatte. Er halte den deformierten Zustand des Wasserstoffs für eine vorübergehende Erscheinung, erklärte er. Ein gewisser Effekt, der bei der Entstofflichung des Planeten Power eine Rolle spielte habe die neue Wasserstoffversion erzeugt - so etwa, wie aus normaler Materie durch den Beschuß von Neutronen radioaktives Material entsteht. Um bei dem Beispiel zu bleiben, fuhr er fort, dürfe man nicht damit rechnen, daß der deformierte Wasserstoff sich beim Fortfall des Effektes sofort wieder in seine ursprüngliche Form zurückverwandle. Es sei vielmehr mit einer gewissen Zerfallszeit zu rechnen, und je nach dem, wie lang dies war, könne diese Erscheinung für das Schiff und seine Besatzung eine erhebliche Gefahr bedeuten.
Sodann erging sich Icho in weitschweifigen, jedoch wohlfundierten Hypothesen darüber, weshalb trotz des Verschwindens allen Wassers die Besatzung noch am Leben sei, obwohl doch der größte Teil ihrer Körpermasse aus Wasser bestand. Ohne es zu wissen, war Icho Tolot zu denselben Schlüssen gekommen wie Conrad Nosinsky,
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