0201 - Sternstation im Nichts
Außendruck von fünfzehn Atmosphären. Es mußte, das fiel ihm dabei ein, außer dem Schirmfeld, das die fremden Gebäude schützte, also noch einen unsichtbaren Mechanismus geben, der einen Druckausgleich zwischen dem Schirmfeldinnern und der Umwelt verhinderte. Denn innerhalb des Feldes hatte Conrad sich ohne Schutzhelm frei bewegen können, und er erinnerte sich, daß der Druck rund 0,9 Atmosphären betragen hatte.
Die Ebene vermittelte den Eindruck öder Verlassenheit. Es war schwer vorzustellen, daß sich jemals ein lebendes Wesen hier aufgehalten haben sollte. Berge und Ebene waren von der gleichen, eintönigen braunen Farbe, und nur der leuchtende Schutzschirm und die beiden dicht beieinanderstehenden Monolithen verliehen dem Bild ein wenig Abwechslung. Trotz der Leere aber empfand Conrad ein unwirkliches Gefühl der Gefahr, als ginge von den Bergen, von den Felsen und dem Schirmfeld eine geheime, unhörbare Drohung aus. Schließlich waren die Gebäude von jemand gebaut und der Schutzschirm von jemand errichtet worden. Der Schein trog. Diese Welt war nicht so tot, wie sie aussah. Jeden Augenblick konnte irgendwo ein Gegner auftauchen, und der Flugwagen, dessen Generatoren sich mit aller Macht gegen die würgende Kraft der hohen Gravitation stemmten, war so gut wie schutzlos.
Conrad entschloß sich zu einer drastischen Maßnahme; Er regulierte den Antigrav so, daß er von den 5,9 Gravos, die draußen herrschten, nur vier neutralisierte. Das brachte die Unannehmlichkeit mit sich, daß im Innern des Wagens nun eine Schwerkraft herrschte, die fast das Doppelte der normalen betrug.
Gleichzeitig erlaubte es aber den Generatoren, ein Schirmfeld der Nennstärke zu erstellen.
Nachdem er sich so gesichert hatte begann Conrad, sich um das Rätsel zu kümmern, das ihn von allen am meisten beschäftigte.
Wo war er, und wie war er hierhergekommen?
Er las die Aufzeichnungen ab, die die Meßinstrumente gemacht hatten. Er begann zu einem Zeitpunkt, als der Flugwagen sich noch im Innern des Transportfelds auf Power befunden hatte, und schritt von da an vorwärts. Der Chronometerstreifen zeigte eine glatte Linie, was Conrad befriedigte, weil er daraus ersehen konnte, daß keine Eigenzeitverzerrung eingetreten war. Der Zeitpunkt, zu dem er das Transportfeld verlassen hatte, konnte anhand der Spektrometeraufzeichnung genau ermittelt werden. Das kontinuierliche Spektrum des Feldes mit den hervorstechenden Linien des transformierten Wasserstoffs brach plötzlich ab. Noch aufschlußreicher jedoch waren die Erscheinungen, die der Hyperfeld-Sensor registriert hatte. Im Innern des Transportfelds hatte der automatische Schreibstift sich ständig am oberen Rand der Skala bewegt. Zur gleichen Zeit, da das Spektrometer aufhörte" das kontinuierliche Spektrum zu verzeichnen, hatte jedoch auch der Sensor etwas Neues wahrgenommen.
Conrad studierte den Streifen mit Sorgfalt und erheblichem Aufwand an Vorstellungskraft. Das Ergebnis zu dem er schließlich gelangte, bedurfte zwar noch der Bestätigung durch handfeste Beweise, jedoch erschien es plausibel, und Conrad zweifelte nicht daran, daß sich die Dinge so ereignet hatten, wie er es sich dachte.
Für den Transport der Planetenmaterie von Power bis zum Sonnenzwischenraum war nicht nur das Transportfeld notwendig gewesen, das seine Energie offenbar von der Zwillingssonne bezog, sondern auch ein steuernder Einfluß, der die Feldstärke regulierte und das Transportfeld am gewünschten Ort zur Wirkung kommen ließ. Es war leicht vorstellbar, daß es auch eine Ortereinheit gegeben hatte, die nach fremden Einflüssen oder Fremdkörpern im Innern des Feldes Ausschau hielt. Conrad glaubte, nicht fehlzugehen, wenn er annahm, daß dieser steuernde Einfluß ursprünglich von dem Pyramidendreieck ausgegangen war, das der Haluter Icho Tolot noch vor der Landung auf Power durch Desintegratorfeuer zerstört hatte. Das Twin-System war von so raffiniert ausgeklügeltem Aufbau, daß es leicht war, sich vorzustellen, die unbekannten Konstrukteure hatten für den Fall, daß eines der Steuerorgane ausfiel, vorgeplant. Das Transportfeld, das Power auffraß, bedurfte der Steuerung. Powers eigener Steuermechanismus war ausgefallen. Konnte es für eine Technologie dieses Stadiums allzu schwierig sein, sich in einem solchen Fall des Kontroll und Steuersystems eines anderen Planeten zu bedienen?
Mit anderen Worten: Ein Mechanismus auf einem anderen Planeten hatte die Aufgabe übernommen, das Power-Feld zu
Weitere Kostenlose Bücher