0202 - Bring mir den Kopf von Asmodina
Nebel wurde dichter. Hatte er zuvor nur als lange Fahnen über der Vulkanerde gehangen, so wurden aus den Fahnen regelrechte Wolken, die zu leben schienen, denn mich erreichten ferne Stimmen.
Ich konnte leider nicht verstehen, was sie sagten oder mir sagen wollten, doch die Umgebung war erfüllt von einem geheimnisvollen Wispern und Raunen.
Manchmal glaubte ich, Namen zu verstehen. »Morasso - Asmodina der Spuk - Kampf…«
Waren sie schon dabei?
Maddox schlurfte weiter. Unter unseren Füßen befand sich noch immer schwarzer, rauer und poröser Vulkanboden. Wo das dämmerige Licht herkam, wusste ich nicht. Es war einfach da, und es schuf einen Dämmerzustand, der es mir ermöglichte, Konturen als auch Umrisse zu erkennen.
Geheimnisvoll war das Licht. Mal warf es Schatten, ein paar Schritte, weiter nicht.
Einmal besaß es einen hellgrauen Ton, dann wurde es richtig dunkel.
Fast schwarz. Wo gab es schwarzes Licht? Nur in diesen unheilvollen Dimensionen.
Maddox und ich sprachen nicht. Ich achtete nur darauf, dass er keine dumme Bewegung machte, und ich schaute mich auch des öfteren um, ob nicht irgendwo das Verhängnis lauerte, denn einer aus der Dunkelheit geschleuderten Lanze konnte ich kaum entgehen.
Bisher ließ man uns in Ruhe.
Es war eine tückische Stille. Mir war bekannt, dass das Verhängnis lauerte. Es hatte uns eingekreist, dies spürte ich genau. Im Laufe der Zeit hatte ich dafür eine Antenne bekommen, meine Nerven reagierten wie Seismographen, die ein Erdbeben anzeigten.
Da war etwas…
Plötzlich hatte ich das Gefühl, von zahlreichen Augen beobachtet zu werden, und ich fragte mich, ob ich es jemals schaffen würde, Dr. Tod oder Asmodina zu erreichen.
Maddox schien nichts zu merken. Und wenn, dann würde er mir sicherlich nichts sagen. Nach wie vor trottete er mit gesenktem Kopf vor mir her und machte keinerlei Anstalten, sich aus dieser Lage zu befreien. Mir war er einfach zu folgsam.
»Wann sind wir da?« sprach ich ihn an.
»Es dauert nicht mehr lange!« lautete die dumpfe Antwort. »Der Nebel wird dichter, ein Zeichen, dass wir unser Ziel bald erreicht haben.«
»Welches Ziel?«
»War es dir nicht egal?«
Da merkte ich, dass er mich reinlegen wollte. Mit zwei Schritten stand ich dicht hinter ihm, streckte den rechten Arm aus und drückte ihm die Mündung gegen den Kopf.
Der Dämonenrichter blieb sofort stehen. Angst hatte er doch. »Was ist?«, fragte er.
»Ich habe das Gefühl, dass du mich hintergehen willst! Aber komme mir nicht mit so etwas. Ich will endlich wissen, wo meine Gegner stecken.«
»Dahin führe ich dich.«
»Das glaube ich dir eben nicht, Maddox. Du kennst dich hier aus. Ich nicht. Du kannst mich…«
Das gefährliche Sirren war ein Geräusch, das ich fürchtete. Es kam aus dem Nebel. Ich duckte mich unwillkürlich, kreiselte mit der Beretta im Anschlag herum und sah, wie ein Pfeil dicht vor meinen Füßen gegen den Boden prallte.
Steif blieb ich stehen.
Mindestens ein Dutzend Todesengel lösten sich aus den Nebelschleiern. Sie hielten ihre Bögen schussbereit, die Pfeile zeigten auf uns. Eine Chance besaßen wir nicht, denn die Todesengel hatten uns eingekreist…
Plötzlich schlug mein Herz bis hoch zum Hals. Ich überlegte fieberhaft und dachte darüber nach, wie viele von ihnen ich noch mitnehmen konnte, bevor mich einer der Pfeile tötete.
Drei, vier?
Mehr bestimmt nicht, denn die Todesengel waren Meister in der Handhabung ihrer Waffen.
Auch Maddox hatte mitbekommen, was geschehen war. Er wandte mir jetzt nicht mehr den Rücken zu, sondern stand neben mir und schaute den Todesengeln entgegen.
Asmodina, hatte nicht ihre gesamte Streitmacht verloren. Es waren noch einige übrig geblieben. Die hatten sich der neuen Situation gut angepasst.
»Jetzt sind wir wohl beide dran!« sagte Maddox und lachte trotzdem.
»Auch dich können die Pfeile töten?«
»Sicher, aber der Spuk würde mich schrecklich rächen. Glaub mir, Sinclair.«
Eine Antwort bekam Maddox trotzdem nicht von mir. Die neuen Gegner interessierten mich viel mehr. Es war wirklich eine seltsame Situation. Maddox und ich waren Feinde. In diesem Fall jedoch wurden wir von einem dritten Gegner bedroht, der unser gemeinsamer Feind war. Wie sollten wir uns verhalten?
Mich wunderte es nur, dass die Todesengel noch nicht geschossen hatten. Sie standen da wie Statuen und schauten uns starr an.
Wie viel Zeit verging, konnte ich nicht sagen. Auch ich rührte mich nicht, hatte den rechten Arm
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