0202 - Bring mir den Kopf von Asmodina
sagte mein Gegenüber.
Maddox prustete los. »Wie sagt man noch, Geisterjäger? Vom Regen in die Traufe gekommen.«
Das war ich tatsächlich. Ich war in der Tat in eine Zwickmühle geraten.
»Ich gebe dir Zeit, dich zu entscheiden«, sagte der Todesengel. »Aber nicht lange.«
Da kannten sie kein Pardon. Sie hatten mich wirklich in eine aussichtslose Position gebracht. Und Maddox, der Dämonenrichter, hatte seine diebische Freude. Er kicherte und gluckste, denn er wusste, dass mir im Prinzip nichts anderes übrig blieb, wenn ich überleben wollte.
»Hast du dich entschieden?« Der Todesengel stellte die Frage. Seine Stimme klang flach, emotionslos.
Ich schaute in die Runde.
Die anderen rothaarigen Wesen hatten ihre Bögen halb erhoben. Sie lagen waagerecht, die Pfeile zielten auf mich, die Sehnen waren gespannt. Wenn sie losgelassen würden, fanden die Pfeile mit tödlicher Präzision ihr Ziel.
Ich hob die Schultern. Eine bezeichnende Geste, die auch der Dämonenrichter mitbekommen hatte.
»Sinclair kuscht«, sagte er.
Da explodierte etwas in mir. Schon die gesamte Zeit über war mir dieser Widerling mit seinen dreckigen Bemerkungen auf den Geist gefallen. Ich hatte einiges hinter mich gebracht, die Wut war bei mir zu einem Pulverfass geworden, und der Hieb mit dem Handrücken kam so plötzlich, dass Maddox davon überrascht wurde.
Ich hörte noch, das Klatschen, dann war der Dämonenrichter verschwunden. Er lag am Boden und brachte kein Wort hervor, so konsterniert war er.
Ich schaute auf ihn hinab. Er drehte sich zur Seite und stand langsam auf.
»Beim nächsten mal schieße ich!« warnte ich ihn.
Da schwieg er.
Fragend wandte ich mich an die Todesengel. »Mir bleibt keine andere Wahl. Was habt ihr vor?«
»Wir werden dich auf dem schnellsten Wege zu ihnen bringen«, erklärte mir das Wesen. »Um Asmodina steht es nicht gut.«
»Das wollte Maddox auch.«
»Auf uns kannst du dich verlassen«, bekam ich zur Antwort.
»Gut. Und dann?«
»Wirst du dich nicht gegen Asmodina, sondern gegen die anderen stellen.«
»Und wenn nicht?«
»Wird dein Rücken mit Pfeilen gespickt. Denke immer daran, wir bleiben in der Nähe.«
Das war deutlich genug. Ich hatte auch nichts anderes erwartet und nickte. »Und was geschieht mit ihm?« Dabei deutete ich auf den Dämonenrichter.
»Er wird mitgenommen. So eine Geisel bekommen wir nicht alle Tage!«
Maddox stieß einen Knurrlaut aus. Er war wütend. Die Sache hier gefiel ihm nicht. Seine Blicke wieselten in die Runde. Einen Ausweg gab es nicht. Er starrte nur auf die Bögen und die dazugehörigen Pfeile.
Dann begann er zu keifen. »Der Spuk wird mich rächen, das schwöre ich euch. Er wird euch vernichten, ihr habt keine Chance, glaubt mir. Er ist viel stärker, und er befehligt Legionen von Echsenköpfigen, die sich auf meine Seite stellen und nur darauf warten, euch endgültig zu töten. Glaubt mir! Kehrt um, noch ist Zeit! Tötet Sinc…«
Zwei Todesengel schossen. Die beiden Pfeile zischte so nahe an Maddox Kopf vorbei, dass sie sogar noch seine Haare berührten…
Da schwieg der Dämonenrichter. Diese Aktion hatte ihm gezeigt, was die anderen von seinem Vorschlag hielten. Die beiden abgeschossenen Pfeile wurden sofort durch zwei andere ersetzt.
»Wie weit müssen wir laufen?« wollte ich wissen.
»Überhaupt nicht laufen«, erwiderte der Sprecher der Todesengel.
»Wir nehmen dich mit.«
Das Spiel kannte ich. Ich hatte schon »Sehnsucht« danach bekommen.
Vier Todesengel bewegten ihre dunklen Flügel. Dicht über dem Boden schwebten sie auf mich zu.
Ich steckte die Waffe weg. Im nächsten Augenblick wurde ich gepackt und hoch gezerrt. Wieder einmal befand ich mich in den Klauen meiner Gegner. Und Feinde blieben sie, obwohl wir eine Allianz geschlossen hatten.
Auch Maddox wurde gepackt. Um ihn kümmerten sich ebenfalls vier dieser Wesen. Sie rissen ihn hoch, während die restlichen vier unseren Weg begleiten und die Flanken absichern würden.
An das seltsame Gefühl vom Boden abgehoben zu werden, hatte ich mich gewöhnt. Mir machte es nichts mehr aus, wenn ich durch die Luft gezerrt wurde. Auch das Rauschen der Flügel kannte ich. Es war die richtige Begleitmusik.
Die Todesengel würden mich nicht reinlegen, wie Maddox es wahrscheinlich versucht hatte. Mit ihnen flog ich zu dem Platz, wo die Entscheidung stattfinden den sollte.
Ich war gespannt und hatte gleichzeitig Angst…
***
Solo Morasso hatte das Kreuz mit großer Wucht geschleudert. Er
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