0202 - Die Rache der Toten
die Gedankenimpulse der Meeghs und des Dämons waren wie fortgeblasen.
Trotz seines dichten grauen Pelzes fror der Wolf. Hier oben, gut eineinhalb Tagesmärsche nach menschlichem Maßstab von Sestempe entfernt an der Nordgrenze des Binnenmeeres war er dem Tod nah wie niemals zuvor.
Denn Fenrir war fündig geworden.
Er hatte die verborgene Lenkzentrale der Meeghs entdeckt. Hier befand sie sich, eingetarnt in einem Schutzfeld, das sie unsichtbar machte und das jetzt auch den anfliegenden Spider förmlich geschluckt hatte. Ein Feld, das alles abschirmte. Deshalb hatte man die Lenkzentrale auf anderen Wegen nicht finden können. Ein sechster Sinn hatte den Wolf in diese Richtung geführt, ein Instinkt, über den kein Mensch verfügte. Nur der Wolf hatte diesen Ort finden können.
Den Ort des Todes.
Vorsichtig, furchtsam und mit gesträubtem Fell, kroch Fenrir zurück.
Wehe ihm, wenn ihn die Meeghs entdeckten. Und wehe ihm, wenn sie feststellten, daß er sie gefunden hatte.
Erst, als er im Schutz eines Hügels sicher zu sein glaubte, begann er wieder zu laufen. Und während er lief, unterrichtete er Zamorra davon, was er entdeckt hatte.
Jeden Moment fürchtete er, die Meeghs auftauchen zu sehen, weil sie die telepathische Sendung orteten.
Doch es geschah nicht! Ein Zufall rettete den Wolf. Denn die Meeghs hatten in diesem Moment völlig andere Probleme als die, einem harmlosen grauen Räuber nachzuspüren…
***
Dreizehn nutzte jede Gelegenheit für einen Befreiungsversuch. Aber all seine Versuche waren vergebens. Zu wachsam waren die Meeghs, die er auch aus nächster Nähe nicht als das erkennen konnte, was sie wirklich waren. Auch jetzt, unter greller Beleuchtung, sahen sie wie körperliche, aufrecht gehende Schatten von Menschen aus.
Dreizehn vermochte auch ihre Gedanken nicht zu erkennen. Dabei gehörte er nicht gerade zu den schwächsten Dämonen des ORTHOS. Aber es war, als ob die Meeghs auf eine völlig andere Weise als die ihm bekannte dachten. Er fühlte nur, daß da etwas war, mehr aber auch nicht. Sie unterhielten sich auf diese seltsame Art miteinander, ohne daß Dreizehn mehr zu erfassen vermochte als die Unterhaltung an sich. Worum es ging, glitt irgendwie über seinen Horizont hinweg.
Jetzt hüllte ihn wieder eines der unzerreißbaren Netze ein. Nur die hinteren Läufe konnte er bewegen, und mit ihnen allein kam er, der an das raubtierhafte Laufen auf sechs Beinen gewohnt war, nicht weit. Zwei Meeghs hatten ihn hochgerissen und schleppten ihn jetzt durch die Gänge und Korridore eines Raumschiffes, das größer war als alle anderen, die der Dämon bisher gesehen hatte.
Ein Dämonenraumschiff… Dreizehn wußte, daß es vielleicht noch eine Million Jahre dauern würde, bis die Sterblichen der SdG imstande sein würden, Schiffe zu konstruieren, mit denen man nicht die Wellen durchpflügen, sondern zwischen den Sternen dahineilen konnte. Und das, obgleich sie bereits jetzt mit Lasern umzugehen vermochten und ihre fliegenden Teppiche, von Magie getrieben, den Luftraum durcheilten.
Aber die Entwicklung dieser Welt ging ihre eigenen Wege – wenn sie nicht jetzt durch die Invasion der Meeghs brutal beendet wurde. Und Dreizehn ahnte, daß an einem solchen Ende nicht allzuviel fehlte. Denn er fürchtete, daß die Meeghs, wenn es ihnen nicht gelang, die versiegelten Weltentore zur Erde zu öffnen, die SdG einfach vernichten würden.
So zumindest würde ein haßerfüllter, rachsüchtiger Dämon handeln…
»Aha!« dröhnte etwas in ihm auf. »So also handelt ein Dämon. Ist es das, was euch auszeichnet? Gefühle?«
Er schrak aus seinen Überlegungen auf.
Vor ihm standen sieben dieser Schattenmänner. Groß und mächtig ragten sie vor ihm auf. Gigantisch dehnte sich die Halle aus, in der sie sich befanden, weitaus größer als die Beobachtungskuppel des ORTHOS!
Dreizehn stöhnte unwillkürlich auf.
Wie konnte dieser riesige Saal in einem Meegh-Spider Platz finden?
Schon in jenem Spider, mit dem er hierhergebracht worden war und aus dem sie ihn diesem offensichtlichen Kommandoschiff überstellt hatten, war es ihm aufgefallen, aber er hatte sich nicht den Raubtierkopf darüber zerbrochen. Irgendwie mußten die Meeghs noch eine andere Dimension ausnutzen, die den nötigen Platz schuf. Denn das Innere der Spider war weitaus größer, als die äußere Hülle es erwarten ließ. Die Innenmaße übertrafen die äußeren Abmessungen beträchtlich, etwas, das auch einem Professor Zamorra schon mehrfach
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