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0203 - Um Mitternacht am Galgenberg

0203 - Um Mitternacht am Galgenberg

Titel: 0203 - Um Mitternacht am Galgenberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Schultern. »Ziemlich seltsame Geräusche.«
    »Inwiefern?«
    »Das klang wie ein Poltern.«
    Er hatte den Satz kaum ausgesprochen, als wir es ebenfalls vernahmen. Dumpf drang das Geräusch durch die dicke Tür. Uns allen war klar, dass im Innern des Hauses einiges nicht stimmte.
    »Die Tür schaffen wir nicht«, sagte Suko.
    »Aber das Fenster.« Ich winkelte schon den Ellbogen an. Neben der Tür, etwa kinnhoch, befand sich ein Fenster. Ich sprang hoch und hieb gleichzeitig mit dem Ellbogen zu.
    Die Scheibe zersplitterte. Dann zog ich die Beretta und schlug mit dem Griff einige spitze Scherben aus dem Kitt. Suko hatte bereits die Hände zu einer Stütze gefaltet. Ich hob das rechte Bein, stieg hinauf und kroch durch die Öffnung. Dabei vernahm ich Ty Everetts Stimme. »Licht gibt es nicht.«
    Im Raum war es düster. Spärlich präsentierte sich die Einrichtung. Ich sah die Umrisse einiger Möbelstücke und schaute nach, ob unter dem Fenster etwas stand.
    Da war nichts.
    Ich sprang von der Bank, kam sicher auf den Boden und öffnete sofort die Tür, um meine Freunde einzulassen. Taschenlampen hatten wir mitgenommen. Drei Lichtspeere zerschnitten die Dunkelheit.
    Sie wurden geschwenkt und huschte geisterhaft über die Möbelstücke.
    Ein Schrank, ein Tisch, ein Regal mit Büchern. Alles stand an der nackten Wand.
    Im Hintergrund des Zimmers entdeckten wir einen Durchgang. Und dort hörten wir auch die dumpfen Geräusche.
    Ich war als erster eingestiegen und übernahm auch die Führung. Mit der Lampe leuchtete ich in den Gang. Hinter mir schwenkten Suko und Bill ihre Lichter, die sich zu einem großen Kreis vereinigten, genau dort, wo der Pfarrer lag.
    Er war gefesselt. Blut lief über sein Gesicht, ein Knebel hinderte ihn am Reden, aber er hatte es geschafft und schlug mit den Füßen gegen die Tür eines schmalen Schranks, der an der Wand stand.
    Sofort kümmerten wir uns um den Mann. Wir lösten Knebel und Fesseln und brachten den Pfarrer in einen Nebenraum, wo ein altes Eisenbett stand, über dem ein schlichtes Holzkreuz an der Wand hing.
    Der Geistliche atmete schwer. Er wollte etwas sagen, und wir sahen ihm an, welche Mühe ihm das Sprechen bereitete.
    »Wasser!« verlangte ich. Bill Conolly schickte Ty Everett. Der kannte sich hier besser aus.
    Mit einem Taschentuch tupfte ich dem Geistlichen das Blut von der Stirn. »Alles okay«, sagte ich, »Sie sind in Sicherheit.« Hoffentlich verstand er mein Französisch.
    Sein »Merci« war nur gehaucht.
    Er bekam sein Wasser. Ich hielt das Glas gegen seine Lippen. Die Hälfte rann daneben und versickerte im Kragen, die andere Flüssigkeit schluckte er hinunter.
    Menschen aus dem Dorf betraten das Zimmer. Wir schickten sie nicht weg. Sie konnten sich um den Pfarrer kümmern.
    Dann redete der Geistliche. »Sie, sie waren da«, krächzte er mit kaum zu verstehender Stimme. »Ich habe das Unheil geahnt, jetzt ist es nicht mehr aufzuhalten. Sie wollten die Tafel, die ich nicht hatte. Sie wollten sie mitnehmen. Izzi…«
    Der Name war gefallen und elektrisierte uns. »Was ist mit Izzi? Wer waren die Männer?«
    »Gefährlich. Sie… sie sind seine Diener. Würmer… riesig. Geben Sie acht…«
    »Und wo können wir sie finden?«
    »Galgenberg… Izzi…« Es waren die letzten beiden Worte des Geistlichen. Danach wurde er bewusstlos.
    ***
    »Komisch«, sagte die kleine Colette. »Ich habe gar keine Angst mehr. Wirklich nicht…«
    »Da geht es dir besser als mir«, erwiderte Marcel.
    »Wieso? Hast du Angst?«
    »Ja.«
    »Dann beschütze ich dich.«
    »Das finde ich toll.«
    Das ungleiche Paar hatte bereits eine Strecke hinter sich gebracht. Die beiden marschierten durch eine schweigende Bergwelt. Sie hatten sich nicht ins Gelände geschlagen, sondern waren auf den schmalen Pfaden geblieben. So kürzten sie zwar nicht ab, doch der Weg war bequemer zu laufen.
    Es war kälter geworden. Colette hatte sich in die Decke gewickelt. Sie bedeckte sogar ihren Kopf, nur das schmale kleine Gesicht schaute hervor.
    Es dauerte etwas, bis der schmale Pfad sich talwärts schlängelte. Solange befanden sie sich noch auf der Höhe, und wenn sie sich umwandten, lag der Galgenberg immer in ihrem Blickfeld.
    Finster und furchteinflößend hob sich der Galgen ab. Marcel war wirklich kein Angsthase, er hatte im Leben meist die rauhen Seiten kennen gelernt, doch wenn er den Galgen sah, beschlich ihn ein unbehagliches Gefühl.
    Der Wind war noch mehr aufgefrischt. Man hörte ihn säuseln und manchmal

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