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0203a - Wir standen auf der Abschußliste

0203a - Wir standen auf der Abschußliste

Titel: 0203a - Wir standen auf der Abschußliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir standen auf der Abschußliste
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einen Blick: die Falltüre führte keineswegs in einen Keller, wie ich zuerst vermutet hatte!
    Unten schimmerte mir dunkel ein Kanalschacht der Abwässeranlage entgegen. Und von den drei Gangstern war natürlich nichts mehr zu sehen.
    ***
    Bevor ich aus dem Hause stürzte, schob ich den Eisschrank so auf die von mir wieder geschlossene Falltüre, daß die Gangster nicht mehr aus der Unterwelt der Kanäle auftauchen konnten. Jetzt war ich wenigstens von dieser Seite vor Überraschungen sicher, und dann nahm ich den kürzesten Weg zu meinen Leuten an der Mauer: durchs Fenster. Wie wild gestikulierte ich und zum Glück erkannten sie mich auch sofort und schickten keinen Warnschuß aus einer 38er vor meine Füße.
    Während ich auf die Mauer zuhetzte, ärgerte ich mich, daß ich mein Sprechfunkgerät bei Webster gelassen hatte, um bei meiner Kriechtour nicht dadurch behindert zu sein. Aber Webster war doch ein fixer Kerl, denn er kam mir schon entgegengelaufen und hielt mir das Ding unter die Nase.
    »Was ist los?« hörte ich meinen Chef, Mr. High. Seine Stimme klang nicht ganz so kühl und beherrscht, wie ich das sonst bei ihm gewöhnt war.
    Vom Spurt auf die Mauer ganz außer Puste, keuchte ich in das kleine Mikrofon. »Der ganze Plan ist mißlungen, Sir. Die Gangster sind uns durch einen vom Haus zugänglichen Kanalschacht durch die Abwässeranlage entkommen.«
    An dieser Stelle unterbrach ich mich. Nicht, weil mir die Luft ausging, sondern weil ich wußte, daß Mr. High Zornesausbrüche nun mal nicht ausstehen konnte.
    Aber er fragte sofort nach weiteren Details: »Welchen Vorsprung haben die Gangster Ihrer Schätzung nach? Ist sonst alles reibungslos abgelaufen? Was schlagen Sie vor, Jerry?«
    Das waren allerhand Fragen auf einmal, und ich konnte sie noch nicht mal der Reihe nach erschöpfend beantworten: »Abgelaufen ist alles reibungslos, bloß, daß die Aktion eben gescheitert ist und die Gangster entschlüpft sind. Ich schätze, daß sie immerhin einen Vorsprung von fast ’ner Viertelstunde haben, denn ich habe lange Zeit gebraucht, um mich an das Haus heranzuschleichen Und wenn ich Ihnen einen Vorschlag machen soll, dann muß ich Ihnen sagen, daß ich mit meinem Latein ziemlich am Ende bin.«
    Mein Chef schien zu merken, daß ich dazu auch sehr niedergeschlagen war, denn er gab mir zur Aufmunterung eine kräftige Spritze: »Ist Pech, daß die Aktion gescheitert ist. Werfen Sie jetzt bloß nicht die Flinte ins Korn, denn Sie haben daran gewiß keine Schuld. Wir haben schließlich alles umsichtig geplant. Die Geschichte mit der Falltür konnten Sie nun wirklich nicht mit einkalkulieren.«
    Das brachte mich natürlich wieder auf die Beine, obwohl ich Weit davon entfernt gewesen war, die Flinte ins Korn zu werfen. Denn selbst uns beim FBI können schon mal solche Pannen Vorkommen. Wir sind schließlich auch nur Menschen.
    »Das beste, Sir«, schlug ich dann vor, »wäre noch, wenn ich auch in den Untergrund gehe und die Gangster durch die Kanäle verfolge« Das war gar nicht so abwegig, denn die Rohre des New Yorker Kanalisationsystems sind immerhin mehr als mannshoch, und bei der Trockenheit, die wir seit einer langen Zeit hatten, würde wohl nicht allzuviel Wasser unten in den Rohren sein. Als mein Chef zu meinem Vorschlag schwieg, fügte ich noch hinzu: »Unabhängig davon könnte man ja noch die Ausgänge hier in der Nähe bewachen und eine Großfahndung einleiten. Dann werden wir die Gangster doch noch bekommen.«
    »Nein, Jerry«, warf da Mr High ein, »ich denke nicht daran, den Gangstern die Chance zu geben, Sie da unten einfach abzuschießen. Wilder ist jetzt bei mir, und wir versuchen gerade ’rauszufinden, wo die nächsten Ausbruchsmöglichkeiten für Rice sind. Großalarm haben wir schon gegeben. Warten Sie mal eben«, hörte ich noch, dann vernahm ich seine Stimme wie aus weiter Ferne. Wahrscheinlich sprach er gerade mit Wilder.
    Inzwischen waren auch die anderen Leute von der Mauer herübergekommen, nachdem sie die Scheinwerfer, bis auf einen, abgeschaltet hatten Sie schauten sich unglücklich an, und Webster fragte:
    »Was ist denn los? Wo sind die Vögel?«
    »Davongeflogen«, knurrte ich grimmig und ließ mir von Webster eine Zigarette geben. Nervös zog ich den Rauch tief in die Lungen und stellte das Funksprechgerät auf größere Lautstärke, um vielleicht doch etwas von Mr. Highs Gespräch aufschnappen zu können.
    Aber nur undeutlich hörte ich Stimmengewirr, verstehen konnte ich nichts.

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