0203a - Wir standen auf der Abschußliste
Halfter und nahm sie schußbereit in die Hand, bevor ich weiterkroch. Ich ließ den Schuppen noch ein Stück hinter mir.
Nachdem ich mich nochmals vergewissert hatte, daß im Haus alles ruhig blieb, sprang ich auf und hetzte in langen Sprüngen auf den Bau zu. Jetzt hatte ich keinerlei Deckung mehr, es wäre zwecklos gewesen, wenn ich mich langsam herangearbeitet hätte. So schlug ich einige Haken und rannte wie von einer Tarantel gestochen.
Keuchend ließ ich mich vor dem Schuppen zu Boden fallen und bemühte mich, meinen pfeifenden Atem zu unterdrücken, um jedes verdächtige Geräusch wahrnehmen zu können.
Aber außer dem Klatschen des Wassers unten am Ufer und meinem klopfenden Herzen blieb alles totenstill. Es hing noch ein kleiner Rest von Tränengas in der Luft, denn hier in der windstillen Ecke hatte sich einiges gesammelt und war nicht weggeweht worden.
Schon allein deshalb mußte ich schnell weiter, sonst konnten mich womöglich die Gangster, wenn sie herauskamen, spielend einfach überwältigen. Und was mir dann blühte, wußte ich zu genau: Man würde mich zuerst als Geisel benutzen, um freien Abzug zu erhalten, und man würde mich einfach wie ihre anderen Opfer erledigen.
Das Licht der Scheinwerfer von der Mauer fiel sehr günstig, so daß ich mich nicht im hellen Licht bewegen mußte. Und die Lampen von der Nordseite machten mir gar nichts aus, denn der Schuppen hielt ihr Licht fern. Tief hingeduckt am Boden kroch ich bis an die Hauswand heran und lauschte angestrengt.
Nichts rührte sich, und ich fürchtete irgendeine Falle, die Rice ausgeheckt hatte. Denn selbst, wenn die Gangster durch das Tränengas kampfunfähig gemacht waren, so waren sie doch bestimmt nicht so betäubt, daß sie wie Tote in einer Ecke liegen und keinen Mucks mehr von sich geben würden.
Jeder Nerv meines Körpers war aufs äußerste angespannt, um sofort zu einer Reaktion bereit zu sein, als ich mich langsam an der Hauswand aufrichtete. Ich brachte die Pistole in Anschlag und spähte vorsichtig ins Zimmer.
Ein Fensterflügel schwang knarrend im Wind hin und her, denn nicht nur das Glas, sondern auch der Fensterriegel war zerschossen. Aber drinnen im Zimmer war keiner von den Gangstern zu entdecken. Als der Fensterflügel wieder zurückschwang, wirkte ein Teil der Scheibe, der noch stehengeblieben war, als Spiegel und zeigte mir, daß dieses Zimmer leer war!
Jetzt blieb mir nichts anderes übrig, ich mußte auch die anderen Räume inspizieren. Und wahrscheinlich mußte 'ch sogar ins Haus eindringen. Ich schob mich hart an der Hauswand entlang zum nächsten Fenster.
***
Ich kam jetzt in das Licht der Scheinwerfer drüben von der Mauer. Zum Glück erkannten meine Leute mich und schwenkten die Lampen etwas zur Seite, daß ich nicht gerade im allerhellsten Licht stand.
Denn wenn jetzt einer der Gangster hinter einem der Fenster zum Vorschein kam, hatte ich kaum Aussicht, hier lebend herauszukommen. Irgendeine Deckung gab’s nicht mehr, und der Weg bis zum Schuppen war zu weit, als daß ich das Stück noch hätte laufen können.
Ich setzte daher alles auf eine Karte und hechtete die letzten Meter zur Haustür. Hinter dem Rahmen Deckung suchend, stieß ich die Klinke herunter und ließ die Tür ganz aufschwingen. Vor mir auf der Erde lag ein Fetzen Tuch, den ich aufhob und über den Lauf meiner Pistole hängte. Das hielt ich dann um die Ecke in den Gang rein. Als drinnen alles ruhig blieb, riskierte ich einen schnellen Blick: der Gang war leer!
Ich stürmte in den Flur, denn jetzt mußte ich auch den Film ganz ablaufen lassen. Überdies hatte ich in dem Haus auch noch mehr Möglichkeiten der Deckung als draußen. Drinnen die Türen waren alle sperrangelweit offen.
Ich flitzte in das Zimmer rechts ’rein, nachdem ich mich durch einen kurzen Blick überzeugt hatte, daß es leer war. Hinter der Tür ging ich erst in Deckung, aber nach wie vor blieb alles ruhig. Dann untersuchte ich den Raum, in dem noch ein Rest des Tränengases hing, das mir in den Augen brannte wie Feuer und mir kaum Luft zum Atmen ließ.
Und dann sah ich die Bescherung! Der Kühlschrank in der Ecke war zur Seite geschoben, und an der Stelle, wo er gestanden hatte, gähnte eine offene Falltür. Ich nahm mir den nächstbesten Gegenstand, der mir in die Finger kam und warf ihn in die Öffnung im Fußboden, bevor ich einen Blick durch die Falltür warf.
Als ich erst nach verhältnismäßig langer Zeit unten einen dumpfen Aufschlag hörte, riskierte ich
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