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0203a - Wir standen auf der Abschußliste

0203a - Wir standen auf der Abschußliste

Titel: 0203a - Wir standen auf der Abschußliste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir standen auf der Abschußliste
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mich an.
    Als ich bis auf fünf Schritte herangekommen war, warf er mir seine Pistole entgegen, aber aus dem Liegen heraus konnte er mir damit nicht das geringste anhaben. Es schien auch nur mehr eine Geste des Aufgebens zu sein, denn er richtete sich jetzt auf und keifte mir wutentbrannt entgegen:
    »Na, schieß doch schon, G-man! Schieß mich doch über den Haufen!«
    Und er erwartete tatsächlich, daß ich es tat. Das sah man aus seinem ganzen Verhalten. Er hatte die abwegige Idee, daß ich jetzt hier an ihm ein Urteil für seine Verbrechen vollstrecken würde. Aber dafür sind die ordentlichen Gerichte da, wir vom FBI haben nur die Verbrecher zu überführen und zu fangen.
    Trotz meiner Schmerzen, die ich jetzt in meinem linken Oberarm fühlte, hatte ich Grover gegenüber keine Rachegefühle. Ich ging ruhig auf ihn zu und tastete ihn wortlos nach Waffen ab. Als er dabei ruhig blieb, sah ich mir seine Verletzung an und winkte dann die Beamten heran.
    ***
    Während sich meine Leute um Grover kümmerten, gab ich einen kurzen Bericht an die Zentrale durch, damit Mr. High seine weiteren Entscheidungen treffen konnte. Kurz bevor ich das Sprechfunkgerät wieder leiser stellte, hörte ich noch, wie Wilder vom Einsatzkommando noch einen Befehl wegen einer Großaktion gab.
    Bevor ich mit Grover zur Zentrale zurückfuhr, schickte ich zwei meiner Leute durch die Straße. Sie sollten die verstörten Anwohner beruhigen. Denn nachdem jetzt die Schießerei vorbei war, hingen ein paar schimpfende Gestalten in den Fenstern und beschwerten sich über die nächtliche Störung. Am liebsten hätte ich ihnen sagen lassen, daß wir uns die Zeit leider auch nicht aussuchen können, zu der wir Verbrecher jagen müssen. Aber ich wußte, wie wenig Verständnis solche Leute für unsere Arbeit aufbringen, obwohl wir doch fast täglich unser Leben für sie aufs Spiel setzen.
    Ich war die Schimpferei gründlich satt und setzte mich daher schon in den Wagen. Webster saß hinter dem Steuer. Als ich die Wagentür öffnete, erkannte er im Schein der Innenbeleuchtung, daß mein linker Ärmel blutbefleckt war.
    »Sind Sie verletzt?« fragte er besorgt und half mir beim Einsteigen.
    »Nicht schlimm«, tat ich das ab, obwohl der Arm zu brennen begann. »Wird nur ’ne Schramme sein.«
    Webster zog mir vorsichtig die Jacke aus und streifte den zerfetzten Ärmel des Hemdes hoch. Aber es war tatsächlich nur eine glatte Fleischwunde. Sie blutete zwar noch stark, aber es war halb so schlimm, wie es aussah. Die Stoffetzen, die noch in der Wunde waren, würde der Doc in der Zentrale bald herausholen können.
    Jetzt kamen auch die beiden Beamten zurück, die ich durch die Straße geschickt hatte. Einer von Ihnen hatte noch ein Verbandspäckchen übrig, die anderen waren alle' für Grover verwendet worden, der, ohne einen Laut von sich zu geben, hinten im Wagen hockte.
    Ich preßte das Verbandspäckchen auf die Wunde und gab Webster den Befehl zum Abfahren. Als er anfuhr, tippte sein Finger auf den Drehknopf, mit dem man die Sprechfunkanlage des Wagens anstellt. Dabei sah er mich fragend an.
    Ich deutete aber mit dem Daumen auf Grover, der hinter uns saß, und schüttelte verneinend den Kopf. Es war nicht nötig, daß Grover etwas von der Hetzjagd mitbekam, die jetzt überall in New York nach Rice und Lund einsetzen würde.
    Ich schaltete das Rotlicht an. Webster verstand mich sofort, auch ohne daß ich was sagte, und trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch.
    ***
    Der Stadtpolizist Billy Stranger schimpfte wie ein Rohrspatz, als er den Auftrag erhielt, gemeinsam mit seinem Kollegen Spiller eine Fahrzeugkontrolle an der Williamsburg Bridge durchzuführen. Er hatte nicht ganz unrecht mit seiner Schimpferei, denn eigentlich war sein Dienst längst zu Ende. Aber wegen des Großalarmes war er von seinem Vorgesetzten noch in der Dienststelle gehalten worden.
    »Mensch, Spiller«, brummte er, als er seinen Uniformrock vom Haken riß, »ausgerechnet morgen sollte ich für zwei Tage Urlaub kriegen. Und da wird wohl jetzt nichts mehr draus.«
    Spiller war etwas älter als sein Kollege, und er hatte manchen Sondereinsatz erlebt. Er nahm die Sache nicht so tragisch, und als er sein Koppel umlegte, meinte er ziemlich gleichgültig: »Ist doch so schlimm auch wieder nicht. Dann verschiebst du eben deinen Urlaub um ein paar Tage.«
    Aber damit hatte er Öl ins Feuer geschüttet, denn Stranger kam jetzt erst richtig in Fahrt: »Urlaub ein paar Tage verschieben!« schnaufte

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