0204 - Herr der Grünen Hölle
Höllenreich unterjocht sind, haben ihre eigenen Gesetze und Vorstellungen.
Der Parapsychologe wußte von diesen Wesen sehr wenig. Die Kunde der Elementargeister hatte er den Büchern von Eibon entnommen, als er diese uralten Folianten, die er durch Zufall in Abschrift in der Bibliothek seines Château entdeckt hatte. Über die anderen Naturgeister, die Kobolde, Zwerge, Gnome, die Hobbs oder auch Heinzelmännchen und letztlich die Elben, über all das hatte ihm der Elbenkönig Glarelion in jener Schreckensnacht nur vage Andeutungen gemacht.
Professor Zamorra streckte die Arme theatralisch nach der Erscheinung des Elementargeistes aus.
»Zamorra ist mein Name!« rief er, »und nur aus höchster Not gebrauchte ich die Worte der Macht, sprach ich die Sprüche, die dich zwingen. Nicht für mich allein rief ich. Siehe, o Mächtiger, unsere Not. Fort reißt uns die Strömung und so du ihr nicht Einhalt gebietest, zerschellt unser Gefährt an den Felsen der Katarakte. Das aber weiht mich und alle hier dem Tode!«
»Was verlangst du?« fragte der Wassergeist barsch. »Was schert mich der Tod von Sterblichen. Was seid ihr denn schon? Hilfos seid ihr, wenn euch die Künder meines Elements umschmeicheln, wenn euch die, welche in den Wassern wohnen, zu sich herabreißen zu grausigem Mahle. Ha, ihr Menschen glaubt, Euch die Natur dienstbar gemacht zu haben! Ihr wollt stärker sein wie die, welche ewig sind. Mit einem einzigen Zucken seines Körpers legt Hymaya, der Elementargeist der Erde euere Städte in Trümmern, auf meinen Wink zerbersten euere Deiche und Dämme durch Flutwellen. Vergebens müht ihr euch, wenn Onasimona, der Feuergeist in euren Wäldern und Pflanzungen tanzt und eure Bauwerke werden hinweggefegt, wenn Äorosh, der Geist der Winde, seine Boten sendet. Zürnt euch aber Tenewalaya, der Geist des Lebens, so geratet ihr völlig in Panik, denn dann rasen Kriege über die Erde, toben Krankheiten und Pestilenz. Was soll ich euch erretten, ich, durch dessen kleinsten Wink die Ozeane ganze Kontinente fressen?«
»Was erzählst du mir Dinge, die ich sehr gut weiß«, rief Zamorra nun einen Deut schärfer. Er wußte, daß er dem Geist zwar höflich und bittend begegnen mußte, aber dennoch nicht vor ihm kriechen durfte. Velayaya würde nur ein grausames Spiel mit ihm treiben.
»Denn wisse, o mächtiger Geist!« dröhnte Zamorras Stimme über das Wasser, »daß ich nicht nur die Macht besitze, dich zu rufen, sondern auch, dich zu zwingen!«
Die Wassersäule wechselte vom gischtigen Weiß in glühende Purpurfarbe. Der Geist schien in höchstem Maße erregt.
»Das… das wagst du nicht!« kam es an Zamorras Ohr. Da wußte der Professor, daß er gewonnen hatte. Velayaya schien vor irgend etwas Angst zu haben.
»Möchtest du es ausprobieren?« fragte Zamorra und gab gleich selbst die Antwort. »Nein, denn du wirst für die Zeit, welche die Menschen eine Stunde nennen, die Strömung anhalten, daß wir an’s Ufer gelangen können!«
Im gleichen Moment mußte Professor Zamorra balancieren und die Erschütterung ausgleichen. Irgendwie war das Flugzeug auf Grund gekommen. Eine Sandbank vielleicht, irgendwelche Felsen unter dem schwarzen, undurchdringlichen Wasser des Rio Negro - oder wirklich die Kraft des Elementargeistes?
Professor Zamorra war sicher, das hier die Macht des Velayaya eingegriffen hatte.
»Dank sei dir, Meister der Elemente!« rief Zamorra, »weit werden wir deine Großmut und Kraft zu preisen wissen. Noch einmal, Dank sei dir und… !«
»Spar dir deine Lobeshymnen!« donnerte ihn der Beherrscher des Wassers an. »Ich tat meinen Teil, erfüllte die Bitte, zu der du mich mit Stab und Pakt gezwungen hast. Nun erfülle auch du die Vorschriften, die einst erlassen wurden, als die Geisterwesen den Sterblichen offenbarten, in welcher Form beide Seiten miteinander verkehren könnten. Bedenke, daß mir etwas zusteht…«
Zamorra kroch es eiskalt den Rücken herunter. Er kannte diese Regelung aus ändern Arten der Magie. Auch der ›Höllenzwang‹ zum Beispiel schreibt eine geringe Gabe, einer Maus zum Beispiel, vor, wenn man sich von den Kräften aus dem Schwefelreich einen Wunsch erfüllen läßt.
»Was forderst du, mächtiger Geist?« fragte Professor Zamorra und war auf alles gefaßt.
Günstigenfalls wollte Velayaya ein Kleinod, einen Ring oder eine Halskette, die man in den Fluten versenken mußte. Professor Zamorra ahnte aber, daß der Elementargeist andere Opfer verlangte.
»Ich fordere ein
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