0204 - Horror-Rock
Sie war inzwischen dezimiert worden. Ich hoffte, daß ich irgendwann auch die restlichen Wesen besiegen konnte.
Denn Xorron, Lupina, Vampiro-del-mar und Lady X bildeten eine permanente Gefahr. Nicht zuletzt auch Dr. Tod, der den Würfel des Unheils besaß und ihn manipulieren konnte, so daß das Grauen zu einer Tatsache wurde.
Wir waren nicht die einzigen, die sieh dem geheimnisvollen Castell näherten. Ein Blick in den rostigen Rückspiegel zeigte mir, daß uns der beladene Lastwagen folgte. Er fuhr sogar ziemlich schnell, und seine Ladung schwankte von einer Seite zur anderen.
»Dauert es noch lange?« Mittlerweile fiel mir die Kurverei auf den Wecker.
»Nein, wir haben es bald geschafft.« erwiderte Doreen.
Sie hatte nicht gelogen. Noch zwei enge Kurven, wobei es rechts von uns ziemlich steil in die Tiefe ging, und wir sahen das Castell vor uns.
Es lag auf der Kuppe eines flachen Hügels. Von unserem Standort aus wirkte es völlig normal. Es war quadratisch angelegt, besaß vier Mauern, die einen gewaltigen Innenhof umschlossen. Das Tor stand weit offen.
Grell ertönte hinter uns eine Hupe. Der Fahrer des Lastwagens hatte sie betätigt. Ich war unbewußt ein wenig langsamer gefahren, um mir das Bild des Castells einzuprägen, das paßte dem Knaben nicht.
Ich hob beruhigend die Hand, doch dem Fahrer waren wir einfach nicht schnell genug. Links an uns brauste er vorbei. Er konnte es sich erlauben, der Weg war breiter geworden. Unser Fiat wurde durch eine Staubwolke eingehüllt.
Vor dem Castell standen bereits einige Wagen. Der Parkplatz war groß genug. Wir stellten unser Fahrzeug so hin, daß wir auch rasch wieder wegkamen.
Dann stiegen wir aus.
Ein Mann mit einer Parkwächtermütze kam zu uns. »Haben Sie hier zu tun?«
»Wir sind Gäste«, antwortete Doreen.
»Dann müssen Sie Gebühr zahlen.« Er riß einen Zettel ab und kassierte.
Ich bekam den Abschnitt. Als Kundendienst fügte der Knabe noch hinzu: »Allerdings dürfen Sie das Castell noch nicht betreten. Einlaß ist erst in zwei Stunden.«
»Das wissen wir.«
»Ich wollte es nur gesagt haben.«
Wir schritten auf das Castell zu. Die Musiker waren bereits eingetroffen.
Ein buntbemalter Wagen stand vor der Mauer. Es war ein VW-Bus. Man hatte die Ladeklappe geöffnet. Auf der Fläche sahen wir zahlreiche Kabel liegen und auch zwei schwarze Lautsprecher. Rechts und links des Eingangs standen zwei Aufpasser und achteten darauf, daß niemand den Innenhof betrat.
Dort wurde gewirbelt. Man putzte, dekorierte und hatte sogar eine transportable Bühne herangeschafft. Es war ein breites Holzpodest, auf dem die vier Musiker ihre Schau abziehen würden. Sie waren dabei, die Geräte aufzubauen. Ich sah gewaltige Verstärker, die Instrumente, auch Lautsprecher und Mikrophone. Arbeiter bauten die Lautsprecher vor den Innenmauern auf. Sogar die ersten Tonproben hörten wir. Ein schauriges Krächzen.
Die Mitglieder der Horror-Band waren ebenfalls da. Sie turnten auf der Bühne herum. Bisher waren wir von ihnen noch nicht entdeckt worden, da ihre Arbeit sie zu sehr beschäftigte.
Die Aufpasser bedachten uns mit mißtrauischen Blicken, die uns jedoch nicht störten.
»Da sind die beiden aus dem Zimmer«, murmelte Suko. »Nichts ist ihnen passiert.«
Ich hatte sie auch gesehen und spürte, wie die Wut in mir hochstieg. Sie konnten mir sicherlich sagen, wo Jane Collins steckte, und ich ballte die Hände.
»Machen Sie jetzt nichts Unüberlegtes«, flüsterte Doreen Delano warnend.
»Keine Angst.«
»Sollen wir mal um das Castell herumgehen?« schlug Suko fragend vor.
Er erntete unsere Zustimmung.
Aus der Ferne hatte es nicht so groß ausgesehen. Als wir damit begannen, es uns näher anzuschauen, da entdeckten wir seine eigentliche Größe und waren überrascht.
An der Südseite war es ziemlich dicht an das Ende des Hügels gebaut worden. Es gab nur einen schmalen Pfad, der an dieser Mauer entlangführte.
Der Blick aufs Meer war herrlich.
»Mich wundert es, daß clevere Manager noch kein Hotel hierher gesetzt haben«, sagte ich.
Doreen hob die Schultern. »Wahrscheinlich steht das alte Castell unter Denkmalschutz.«
»Das wird es wohl sein.«
In der Ferne sah ich ein Schilf. Es war meilenweit von der Küste entfernt und wirkte von meinem Standpunkt aus gesehen majestätisch, wie es seine Bahn durch das Wasser zog.
Ich dachte wieder an Jane und daran, daß sie irgendwo verschollen war.
Verdammt, das paßte mir nicht. Ich wollte nicht mehr länger
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