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0205 - Die goldene Kralle

0205 - Die goldene Kralle

Titel: 0205 - Die goldene Kralle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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dem allerdings der Augenausdruck nicht paßte.
    Er war nicht mehr menschlich. Er hatte sich verändert, die Pupillen blickten kalt und gnadenlos. Sie hatten eine gelbgrüne Farbe angenommen.
    Wie bei einem Raubtier…
    Und das war er schließlich auch. Seine rechte Hand griff in die Manteltasche und holte eine verknautschte Packung Zigaretten hervor. Er klopfte ein Stäbchen heraus, steckte es sich zwischen die Lippen und ließ das Feuerzeug aufschnacken.
    Tief sog er den Rauch in die Lungen. Durch die Nase atmete er ihn wieder aus und starrte mit leerem Blick die Straße entlang, wo er den Eingang des Schwimmbades sehen konnte. Der BMW parkte als einziger Wagen hier. Andere Fahrzeuge mieden im Winter die Strecke. Nur wenige Spaziergänger trieb es in den Stadtpark. Meist ältere Menschen, die viel Zeit hatten. Sie sahen den Wagen und auch den Fahrer, aber sie gingen weiter. Niemand hielt an, um Fragen zu stellen.
    Die Zigarette verqualmte zwischen seinen Fingern. Er dachte an nichts und wurde erst aufgeschreckt, als die Glut sich bedrohlich den Fingern näherte und gleichzeitig der ihm wohl vertraute Klang eines Hupenhorn ertönte.
    Babs war da!
    Gerd König warf den Zigarettenstummel in den Ascher und schaute in den Rückspiegel.
    Feuerrot leuchtete die Farbe des Wagens. Es war ein schnittiger Alfa. Vor einem halben Jahr hatte Barbara Päuse den Wagen erworben. Sie stoppte dicht hinter dem BMW und stieg aus.
    Gerd König neigte sich zur Seite und öffnete die Beifahrertür.
    Babs warf sich in den Wagen.
    »Mußte das sein, daß du mich jetzt sprechen willst?«
    »Ja«
    »Warum?«
    Er verzog das Gesicht. Eine genaue Antwort konnte er nicht geben. Er durfte ihr nicht sagen, daß es am Nachmittag vielleicht schon zu spät war und er sie zuvor noch einmal sehen wollte.
    Sie war wie immer ein wenig hektisch.
    Das rötlich blonde Haar wurde von einem Kopftuch verdeckt. Sie hatte in der letzten Zeit ein wenig zugenommen, trug einen weiten weißen Mantel mit Wattefutter, darunter einen lang fallenden, bunten Pullover mit Querstreifen und eine Knickerbockerhose in einem hellen Braun.
    Um ihren Hals hatte sie lässig einen Schal geschlungen. Die Augen in dem etwas rundlichen Gesicht blitzten ärgerlich, der rot geschminkte Mund zeigte einen gehetzten Ausdruck.
    »Nun sag’ mir endlich, weshalb du mich hast kommen lassen, wenn du mir schon auf meine letzte Frage keine Antwort geben wolltest.«
    »Nun, ich wollte dich einfach sehen.«
    »Wie?« Vor Erstaunen blieb ihr Mund offen.
    »Ja, du hast richtig gehört. Ich wollte dich sehen.«
    Babs holte tief Luft. »Sag mal…« Sie schluckte. »Spinnst du eigentlich, Gerd?«
    »Nein, nicht daß ich wüßte.«
    »Du kannst mich doch nicht ohne Grund von meiner Arbeit wegreißen.« Sie schlug mit der flachen Hand gegen ihre Stirn. »Das gibt es einfach nicht. Nur weil du mit mir reden willst. Wir hätten heute abend oder morgen nachmittag…«
    »Ich wollte aber jetzt.«
    Babs würde wütend. »Und wenn du rufst, muß ich springen, wie?« Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das geht wirklich nicht. Du verlangst von mir, daß ich warte, wenn du deine monatelangen Dschungeltouren und was weiß ich nicht alles unternimmst, und ich muß laufen wie ein Dienstmächen, wenn der gnädige Herr ruft. Das ist schon unverschämt.«
    »Ich will aber mir dir reden.«
    »Was ist denn so wichtig, zum Teufel?«
    Gerd beugte sich vor und schaute durch die Scheibe. Seine Lippen bewegten sich kaum, als er erwiderte: »Weil es das letzte Mal ist, daß wir uns treffen.«
    Jetzt endlich war es heraus.
    Babs Päuse war sprachlos. Mit allem hatte sie gerechnet, nur nicht mit dieser Eröffnung. So etwas war ihr in den 31 Jahren ihres Lebens noch nie passiert. Das war ja ein regelrechter Tiefschlag.
    Nicht daß sie den Mann im Wagen sonderlich gebliebt hätte, ihr paßte einfach die Art und Weise nicht, wie er sie abschieben wollte.
    So hinten durch die kalte Küche.
    »Du sagst ja nichts«, murmelte Gerd König.
    »Ist auch schwer.«
    »Sicher.«
    »Kann ich eine Zigarette haben? Meine liegen im Wagen.« Sie sprach mit kratziger Stimme.
    »Natürlich.« Er gab ihr eine. Seine Hand zitterte, als sie das Feuerzeug hielt. Der Tabak schmorte an, und Babs Päuse sog den Rauch ebenso tief in die Lungen wie ihr Freund vorhin.
    »Du willst mich also loswerden«, sagte sie. Steif hockte sie neben ihm. Äußerlich sah man ihr nichts an, innerlich jedoch bebte sie vor Enttäuschung.
    »So kannst du das nicht

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