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0205 - Die goldene Kralle

0205 - Die goldene Kralle

Titel: 0205 - Die goldene Kralle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sollte. Wirklich nur ein Tiger oder eine Mischung aus Mensch und Bestie? Davon hatte niemand etwas gesagt.
    Suko und ich hatten die Spitze übernommen. Wir konnten am schnellsten laufen. Wills Kondition war nicht mehr so gut, und Kölzer hatte zu kurze Beine, er hielt sich allerdings tapfer und hatte auch seine Dienstpistole gezogen.
    Wir erreichten den Wald. Das Wort Wald war übertrieben. Nur ein paar Bäume standen in loser Folge auf der Wiese. Zudem waren sie noch entlaubt, wir besaßen eine relativ gute Sicht und konnten auch die Freilichtbühne sehen. Schräg daneben schimmerte bleigrau das Wasser eines kleinen Sees.
    Von dem Tiger war nichts zu sehen.
    Keuchend blieben wir stehen. »Der ist bestimmt weg«, sagte Kommissar Kölzer.
    »Ich möchte mir trotzdem die Bühne anschauen«, entgegnete ich.
    Kölzer hob die Schultern.
    Da fiel ein Schuß. Wir kannten das trockene Geräusch einer Pistole natürlich und wirbelten herum.
    Der Polizist hatte geschossen. Und zwar in die Luft, denn die Waffenmündung zeigte noch immer nach oben. Wahrscheinlich hatte er etwas entdeckt. Wir rannten wieder zurück. Auf halber Strecke schrie der Uniformierte, der uns zum Glück entgegenlief.
    »Er ist am Freibad! Die Kollegen haben ihn gesehen!«
    Mehr brauchte er nicht zu sagen, wir änderten die Richtung. Das Freibad, um diese Zeit menschenleer, war mit dem Park-See verbunden. Wir liefen auf die Kassenhäuschen zu und hörten Schüsse.
    Die Kollegen mußten die Bestie gestellt haben.
    Unsere Chancen wuchsen.
    Ein Polizist rannte uns mit rudernden Armen entgegen. »Kommen Sie!« schrie er keuchend. »Schnell, wir haben ihn!«
    »Wo?« brüllte ich.
    »Bei den Kabinen.«
    Der Eingang war offen. Jetzt zogen auch Suko, Will und ich die Pistolen. Kommissar Mallmann besaß ebenfalls eine mit geweihten Silberkugeln geladene Dienstwaffe. Früher hätte man ihn deswegen ausgelacht, heute lachte niemand mehr von seinen Vorgesetzten.
    Es war ein noch altes Schwimmbad. Auf den dicken grauen Mauersteinen, die die Begrenzung bildeten, wuchs eine grüne Moosschicht. Die Umkleidekabinen waren in einem flachen Gebäude untergebracht, das mich an einen Kasernenbau erinnerte.
    Sie lagen mit der Rückseite zum Becken, und ich fragte den mitlaufenden Uniformierten: »Wo befindet sich Ihr Kollege?«
    Er blieb stehen und deutete nach oben. Sein noch junges Gesicht zeigte die Anspannung, unter der er stand.
    »Auf dem Dach?« präzisierte Kölzer.
    »Ja.«
    Da erschien der Mann schon. Er bewegte sich auf Händen und Füßen voran. Als er uns sah, richtete er sich auf.
    »Wo steckt die Bestie?« zischte Kölzer.
    »Irgendwo in den Kabinen.«
    Der Kommissar verzog das Gesicht. »Da können wir lange suchen«, beschwerte er sich. »Sie wissen nicht genau wo?«
    »Nein.«
    Kölzer schaute uns an.
    Mallmann hob die Schultern. »Es wird uns wohl nichts anderes übrigbleiben, als jede zu durchsuchen.«
    Ich nickte. »Scheint mir auch so.«
    Suko begann schon mit der Arbeit. Die einzelnen Kabinen waren nicht verriegelt. Die ersten beiden Türen riß er auf, während wir mit schußbereiten Waffen danebenstanden, um sofort feuern zu können, wenn sich etwas Verdächtiges zeigte.
    Nichts.
    Auch bei der dritten, vierten und fünften hatte der Chinese keinen Erfolg. Ziemlich deprimiert schauten wir aus der Wäsche.
    Noch hatten wir über die Hälfte vor uns, und die Spannung stieg zwangsläufig. Auch ich stand leicht unter Strom. Es war lange her, als ich gegen einen Wertiger gekämpft hatte. Das war damals in einem verlassenen Tal in Indien gewesen.
    Und jetzt hier in Hamburg.
    Auf dem Dach stand noch immer der Polizist. Er beobachtete uns, während sich sein Kollege in unserer Nähe aufhielt. Wir rechneten wirklich damit, daß die Gefahr in der Kabine lauerte, doch der Gegner war viel schlauer.
    Er hatte diesen Platz längst an der Rückseite verlassen und war auf das Dach geklettert, auf dem sich der ahnungslose Polizist befand. Während wir eine Tür nach der anderen aufrissen, kroch der Wertiger lautlos über die Kante und näherte sich dem Rücken des Mannes. Die Bestie ging geduckt. Tatze und Fuß berührten den Boden, ohne ein Geräusch zu verursachen. Die rechte Pranke hatte er erhoben, die gefährliche Kralle funkelte.
    Der Polizist merkte nichts. Er hielt sich am Dachrand auf und ging immer ein wenig weiter, je nachdem, welchen Weg auch wir zurücklegten. Der Wertiger schien genau zu wissen, daß ihm eine Flucht kaum ungesehen gelingen konnte. Deshalb

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