0205 - Die goldene Kralle
Rufe der Heraneilenden vernommen, richtete sich aus seiner gebückten Haltung auf und schaute den Helfern entgegen.
Erst jetzt sahen diese, mit welch einem Monstrum sie es zu tun hatten. Bisher war die Entfernung noch zu weit gewesen, nun wurde ihnen das Schreckliche bewußt.
»Das ist ein Monster!« schrie jemand.
Auch der Wertiger hatte die Worte vernommen. Er wich einen Schritt zur Seite und schaute den anderen entgegen.
Die waren stehengeblieben. Plötzlich hatte sie ihr Mut verlassen.
Angst breitete sich aus.
Einer schlug ein Kreuzzeichen. Es war ein italienischer Gastarbeiter, und er murmelte ein Gebet in seiner Heimatsprache.
Die beiden Deutschen standen stumm.
Das Bild, das sie zu sehen bekamen, war so schlimmm, daß sie es nicht fassen konnten. Es lähmte ihre Aktivitäten.
Die älteren Spaziergänger hielten sich weiter hinten auf. An der Straße hielt ein Wagen der Stadtreinigung. Sein Fahrer wollte die abgeschnittenen Zweige abholen.
All das sah auch die Bestie.
Sie zog sich zurück.
Einen Schritt, den nächsten. Dann machte sie kehrt und rannte in wilden Sprüngen davon.
»Die Polizei!« schrie der italienische Gastarbeiter. »Wir müssen die Polizei holen. Schnell…«
Wie ein Blitz eilte er davon.
Zurück blieb die verletzte Barbara Päuse, die von den letzten Ereignissen nichts mehr mitbekam, eine gnädige Bewußtlosigkeit hielt sie umfangen…
***
Eigentlich wußten wir selbst nicht genau, was wir suchten. Man konnte es auch als eine Art Beschäftigungstherapie bezeichnen, aber vielleicht fanden wir eine Verbindung zwischen den Angestellten der Firma und den Morden.
Wir hatten die Namen von Hans König bekommen. Obwohl die Firma international arbeitete und in zahlreichen Geschäftszweigen tätig war, beschäftigte König nur zwölf Angestellte. Beim Personal konnte man am besten sparen.
Kommissar Kölzer, der uns praktisch nicht aus den Augen ließ, hatte sich die Namen lange angeschaut. Er war sowieso in seinem Element. Um uns herum befanden sich die großen Rechengeräte, die Computer, die Sichtschirme, die kalte Pracht einer unpersönlichen Technik. »Ich kenne keinen von den Leuten«, erklärte er, und hinter den Brillengläsern funkelten seine Augen.
»Vielleicht der große Zampano«, sagte ich.
Kölzer gab sich ein wenig irritiert. »Wer ist das denn?«
»Ihr Computer.«
»Ach so.« Der Kleine lachte. »Nein, nein wir haben ihn anders genannt. Wir nennen ihn den cleveren Karl.«
»Warum gerade Karl?«
»Weiß ich auch nicht.«
Danach mußten wir warten. Man hatte uns in ein kleines Büro gesteckt. Es gab nicht genügend Stühle für uns, so daß Suko und ich auf einem Tisch platzgenommen hatten und die Beine baumeln ließen.
Ich war ehrlich genug und mußte zugeben, daß wir irgendwie festsaßen. Trotzdem war ich nicht von der Meinung abzubringen, daß die Morde irgend etwas mit der Familie König oder deren unmittelbaren Umgebung zu tun hatten. Wenn der Killer wahllos mordete, dann mußte es wirklich ein großer Zufall sein, daß er ausgerechnet Personen getötet hat, die mit der Firma König in einem unmittelbaren Zusammenhang standen. So sah ich die Sache.
Kommissar Kölzer mittlerweile auch. Er hoffte jetzt nur noch auf einen Erfolg seiner heißgeliebten Rechenanlage.
»Ich schaue mal nach, ob schon ein Ergebnis vorliegt«, sagte er und verließ den Raum.
Wir schauten auf die leere Tür.
Will fragte: »Was haltet ihr von ihm?«
»Scheint kein schlechter Kerl zu sein«, meinte Suko. »Vielleicht muß man heute als Polizeibeamter in der Datenverarbeitung besser Bescheid wissen, als bei irgendwelchen…«
Da kam Kölzer schon zurück. Die Brille war ihm nach vorn gerutscht. Irgendwie machte er einen traurigen Eindruck. Er sah aus wie jemand, dem die Felle weggeschwommen sind.
An der Tür blieb er stehen und rückte die Brille wieder in die richtige Position. »Muß ich es noch sagen?«
Ich winkte ab. »Nein, Kommissar. Pech auf der ganzen Linie.«
»Genau.«
»Hat Ihr Super-Computer, der ja auch an den Hauptcomputer beim BKA angeschlossen ist, nichts ausgespuckt?« wollte Will Mallmann wissen.
»Nein. Kein Name war registriert.«
»Ich habe mir auch nicht vorstellen können, daß König vorbestrafte Personen einstellt«, meinte Suko.
»Er hätte es ja nicht zu wissen brauchen«, hielt ich ein schwaches Argument dagegen.
Da wurde die Tür aufgestoßen. Ziemlich heftig, denn der Mann, der sich dafür verantwortlich zeigte, konnte nicht wissen, daß
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