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0206 - Das Vampirnest

0206 - Das Vampirnest

Titel: 0206 - Das Vampirnest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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plötzlich eine andere Bedeutung gewonnen. Sie waren zu ihrer Heimat geworden, hier fühlten sie sich wohl, hier konnten sie sich verstecken, denn die meisten Menschen trauten sich nicht, einen Sarg zu öffnen, weil eine natürliche Angst sie davor abhielt.
    Deshalb waren Särge für die Blutsauger so wertvoll.
    Davon allerdings wußte Mabel Jenkins nichts. Sie ahnte nicht, daß die anderen bereits in den Totenkisten lagen, sie wollte nur weg. Kaum hatte sie das Verlies verlassen, als sie vor sich den Gang sah, an dessen Decke eine Laterne hing, die im Rhythmus der anlaufenden Wellen hinund herschwang.
    Das Licht leuchtete den Gang nicht bis zum Ende aus, so daß Mabel nicht genau erkennen konnte, wohin er führte. Sie hoffte allerdings, in die Freiheit.
    Der Boden war nichtglatt. Über dem Holz und an den Seiten lagen Metallstreifen, mit dem es verstärkt worden war. Einige Streifen hatten dem Gegendruck nicht standgehalten, waren abgerissen und standen mit ihren Kanten in die Höhe, wobei sie Stolperfallen bildeten, über die Mabel Jenkins in ihrer Angst auch prompt fiel.
    Sie konnte einen Schrei nicht unterdrücken, streckte die Arme aus und stützte sich an der Wand ab.
    Den Schrei hatte auch Lady X gehört. Bisher hatte sie sich mit Vampiro-del-mar gestritten und nicht darauf geachtet, was die Gefangene tat.
    Dann jedoch erwachte sie zu einer fieberhaften Aktivität. Mit einer gedankenschnellen Umdrehung kreiselte sie herum. Die langen Haare flogen, ihr Gesicht verzerrte sich vor Wut, ein Sprung brachte sie an die schmale Tür, und im gleichen Augenblick noch leuchtete es neben ihrer Hüfte rotgelb auf.
    Lady X hatte geschossen.
    Sie jagte die Garbe der flüchtenden Frau nicht in den Rücken, sondern zielte dicht an ihr vorbei, wo die tödlichen Projektile die Bordwand auffetzten, das Holz zerhackten und lange Splittern hervorrissen.
    »Bleib stehen!« schrie sie, als noch das Echo der Schußsalve in der Luft schwang.
    Mabel dachte nicht daran. Sie rannte auch nicht weiter, denn sie wollte der anderen nicht ungeschützt ihren Rücken darbieten. In ihrer Panik warf sie sich nach rechts und sah dort an der Seite eine Tür, deren Klinke sie mit dem Ellenbogen hinunterdrückte und die Tür dann aufstieß.
    Lady X hätte längst ein zweitesmal schießen können. Sie tat es nicht, denn besser hätte es nicht werden können.
    Die Blonde war genau in die Falle gelaufen!
    Das merkte Mabel Jenkins, als es zu spät war und sie nicht mehr zurückkonnte. Der Raum, den sie sich bei ihrer Flucht ausgesucht hatte, war nicht dunkel. Auch unter dieser Decke schaukelte eine Lichtquelle, und Mabel sah mit Schrecken, wo sie gelandet war.
    In einem Sarglager!
    Rechts und links standen die Letzten Ruhestätten. Alle Arten waren vertreten. Sie sah dunkle, pechschwarze Särge, deren Holz glänzte wie mit Lack eingerieben, es gab auch helle Totenkisten, die bräunlich schimmerten.
    Mabel merkte erst nach drei Schritten, daß sie in eine Falle gelaufen war. Vom Regen in die Traufe kommen, nennt man so etwas.
    Sie blieb stehen. Fast wäre sie noch ausgerutscht, denn auf den Planken lag ein feuchter Film, und auch an den Innenwänden glänzte die Nässe.
    Hinter sich hörte sie das hämische Lachen der Verfolgerin. Sie traute sich kaum, sich umzudrehen, dafür sorgte schon Lady X. Die schob sich näher, lehnte ihre Maschinenpistole an einen Sarg und streckte den Arm aus.
    Ihre linke Hand legte sich auf Mabels Schulter. »Komm schon, kleine Frau!« flüsterte sie. »Ich nehme dich nur zu gern in unseren Reigen auf!«
    Mabel erschauderte. Die Atmosphäre im Bauch des Schiffes war drohend und unheimlich. Särge, wohin sie schaute. Makaber aussehend und für Vampire wie geschaffen.
    Mabel ahnte, wo auch sie bald liegen würde, wenn sie nicht etwas tat.
    Sie wollte nicht in diese verfluchte Totenkiste, sie wollte leben, am Leben bleiben, und als sie den ersten Schock der Berührung überwunden hatte, kreiselte sie herum.
    Damit hatte Lady X nicht gerechnet. Sie bekam Mabels angewinkelten Ellbogen in das Gesicht, und die Spitze traf sie oberhalb des Kinns. Der Treffer schmerzte zwar nicht, er war jedoch unangenehm, denn er beeinträchtigte sie in ihren Reaktionen.
    Sie fuhr zurück.
    Mabel drehte durch. »Ich bring dich um!« kreischte sie. »Ich will dich töten. Laß mich vorbei! Ich will nicht…!« Sie wollte Lady X einfach überrennen und zwischen die Totenkisten stoßen, wo sie liegenbleiben sollte.
    Pamela Scott hatte während ihres

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