0206 - Der Panzerwagen brachte Blüten
aus.
Es blieb nichts anderes übrig, als zu versuchen, die Sauerstoffflasche auch als Schweißgerät gegen die Panzertür anzusetzen. Um eine Stahlplatte durchschweißen zu können, braucht man jedoch am Anfang ein Gemisch von Sauerstoff und einem brennbaren Gas, sei es nun Wasserstoff oder Azetylen.
Damit war es allerdings Fehlanzeige. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn unter einem der Feldbetten ein kompletter Schweißapparat versteckt gelegen hätte. So anspruchsvoll bin ich gar nicht; dafür halte ich um so mehr von Improvisationen. Wenn keine Wasserstoff-Flasche und kein Azetylen-Gasentwickler aufzutreiben sind, so muß eben das Propangas der Herdfeuerung denselben Dienst tun.
Ich schleppte die kleine Sauerstoff- und die nicht viel größere Propangasflasche vor die Panzertür, drehte das Propangas-Ventil ein wenig auf, entzündete das zischend ausströmende Gas mit dem Feuerzeug und richtete die fast harmlose Flamme dort gegen die Stahlplatte, wo ich einen der Zuhaltebolzen vermutete. Als ich jedoch die andere Flasche danebenhielt und Sauerstoff dazugab, wurde die Sache gleich anders. Die Flamme fauchte angriffslustig gegen den Stahl, sie jagte Funken durch die Gegend, brachte das Metall nach und nach zum Glühen und dann zum Schmelzen.
Nun kann jeder Schweißer ein Lied davon singen, daß eine Menge Erfahrung und eine genaue Einstellung des Sauerstoff - Gas - Gemischs in der Schneidbrennerdüse dazugehört, um eine dicke Stahlplatte durchtrennen zu können. Deshalb war meinem dilettantischen Notbehelf auch nur ein unbedeutender Erfolg beschieden.
Im weiten Umkreis meiner Schweißversuche verbrannte der graue Lack, auch geriet die Panzertür an einigen Stellen ein wenig aus der Form, aber mehr als oberflächlich angeknabbert konnte man die Tür selbst bei größtem Optimismus nicht nennen.
Niedergeschlagen gab ich meine fruchtlosen Bemühungen auf und überlegte, wie ich, obgleich unbewaffnet, die eventuell zurückkehrenden Gangster gebührend empfangen könnte. Meine Lage hatte sich insofern verschlechtert, als zu erwarten war, daß meine Ausbruchsversuche und die damit verbundenen Beschädigungen des Bunkers bei den Banditen auf wenig Gegenliebe stoßen würden. Ein heißer Tanz stand mir bevor,, und wieder einmal würde nicht ich es sein, der den Takt dazu angab.
Immerhin, da waren ja noch die Eierhandgranaten, und das war besser als nichts. Mit diesen niedlichen Dingern konnte ich die Ganoven schon ganz gehörig aus der Ruhe bringen, vorausgesetzt, daß sie mich nicht gleich bei ihrem Eintreffen außer Gefecht setzten.
Mein Vorhaben würde nicht einfach werden, denn so wie ich die Halunken einschätzte, würden sie mit feuerspeienden Maschinenpistolen den Bunker betreten oder, was noch schlimmer wäre, bei geschlossener Tür von außen einige Handgranaten durch die Schießscharten in die Bude werfen.
Vor der Kochnische errichtete ich mit Kisten und dem auf die Seite gekippten Tisch eine notdürftige Splitter- und Geschoßdeckung. Hinter diese mehr angedeutete als wirksame Barrikade schleppte ich sämtliche Eierhandgranaten und Sprengstoffe.
Für diese Vorbereitungen ließ ich mir Zeit. Wozu sollte ich mich auch abhetzen, es war ja erst achtzehn Uhr fünfzehn.
Ich würde nachher sicherlich mehr ins Schwitzen kommen, als mir lieb war.
***
Ich hatte meine Brustwehr aufgebaut und betrachtete sie mit einiger Befriedigung. Maschinenpistolen-Geschosse und Handgranaten-Splitter würde sie bestimmt abhalten.
Plötzlich fuhr ich erschrocken zusammen!
Draußen näherte sich ein Auto! Der heulende Motor und das heftige Knacken und Brechen der Zweige verriet, daß der' Wagen mit höchstmöglicher Geschwindigkeit durch das Unterholz vorangetrieben wurde. Übrigens kam mir das Motorengeräusch nicht unbekannt vor!
Das hatte mir gerade noch gefehlt! Die Gangster kreuzten eineinhalb Stunden früher als beabsichtigt wieder auf und dazu noch mit einer Geschwindigkeit, die auf wilde Panik schließen ließ. Demnach war ihr großes Unternehmen gründlich mißglückt. Das waren für mich nicht gerade rosige Aussichten.
Vermutlich wollten die Banditen sich jetzt im Bunker verschanzen und bis zum äußersten. Widerstand gegen die Polizei leisten. Dabei würde ich ihnen aber sehr im Wege sein…
Während ich noch überlegte, wie ich den Verteidigungszustand des Bunkers sabotieren könnte, hörte ich draußen Bremsen kreischen und Reifen über das moosdurchwachsene Gras schliddern.
Hastige Schritte im Hausgang,
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