0206 - Der Panzerwagen brachte Blüten
fiel mein Blick auf das Rote-Kreuz-Zeichen an einem Wandschrank!
Wenn der Sanitätskasten auch nur einigermaßen gut ausgestattet war, befand sich eine Injektionsspritze dabei, also genau das, was ich suchte.
Um es gleich vorweg zu sagen: Der Sanitätskasten war noch viel besser ausgestattet. Es kommt selten vor, aber diesmal traute ich tatsächlich meinen Augen nicht!
Die schreckliche Husterei und die brennenden Augen, ja sogar den ganzen Feuerzauber hätte ich mir sparen können, wenn ich schon eher diesen Wandschrank inspiziert hätte. Aber wer vermutet auch in einem Sanitätsschrank Geräte, mit deren Hilfe man aus einem bombensicheren Verlies ausbrechen kann? Ich tat es jedenfalls nicht.
In dem besagten Schrank also hingen zwei verschimmelte Gasmasken, deren Atemschläuche mit Sauerstofflaschen verbunden waren.
Ich freute mich wie ein frisch gekrönter Schneekönig auf der Hochzeitsreise. Nun konnten mir Injektionsspritzen und Säuren gestohlen bleiben. Was ich entdeckt hatte, war weit wirksamer als Preßlufthammer und Gesteinsbohrer: Reiner Sauerstoff in Flaschen!
Freunde, das war so gut wie ein Schweißbrenner!
Ohne Rücksicht auf das empfindliche Gerät schlug ich mit dem Hammer die Überwurfmutter am Hochdruckventil los und montierte das Druckminderungsventil samt Atemschlauch und Maske ab. Auf eine Schneidbrennerdüse konnte ich großzügig verzichten; es galt ja nicht, eine Panzerplatte den Strich entlang zu durchtrennen.
Das Unternehmen würde sicher wieder mächtig Qualm entwickeln. Für Augenblicke war ich unschlüssig, ob ich zum Schutz dagegen nicht die zweite Gasmaske anlegen sollte. Ach was, wäre nur Zeit- und Sauerstoff Vergeudung!
Es wurde eine Angelegenheit von weniger als zwei Minuten.
Die angeheizten Bohlen der Klappe glühten noch stellenweise.
Ich drehte das Ventil der Stahlflasche auf und richtete den Sauerstoffstrahl in die Glut.
Eine Stichflamme schoß auf.
Funken stoben sternförmig auseinander und regneten sprühend über mich herab.
Unter gewaltiger Rauchentwicklung schwand das Holz zusehends wie Schnee auf einer heißen Herdplatte.
Im Handumdrehen hatten sich die schweißbrennerähnlichen Flammen so tief in das Holz gefressen, daß ich schleunigst den Sauerstoff abdrehen mußte, um zu verhindern, daß auch die Sprengstoffe auf der Klappe entzündet wurden. Die explodierende Höllenmaschine würde zwar den Ausgang augenblicklich freilegen; aber mit einer derart durchschlagenden Wirkung konnte ich mich aus begreiflichen Gründen nicht befreunden.
Qualm, Husten, beißende Augen… alles wie gehabt.
Aber dieses Mal lohnte sich meine Hartnäckigkeit. Schon beim ersten Rammstoß gegen die angebrannten Bohlen knisterte es freundlich im Gebälk, beim zweiten flogen schon die Fetzen, und beim dritten fuhr die Eisenstange oben durch.
Ich kann nur flüstern, es war- trotzdem noch ein schönes Stück Arbeit, einen genügend großen Durchschlupf freizubrechen und dann die schweren Kisten so weit beiseite zu wuchten, daß ich mich aus der finsteren Unterwelt ans Tageslicht durchzwängen konnte.
Natürlich galt meine erste Sorge der Höllenmaschine. Sie mußte umgehend unschädlich gemacht werden.
Wie ich vermutet hatte, hatten die Gangster in wenig menschenfreundlicher Absicht die Sprengladung ausgerechnet auf der Klappe angebracht. Innerhalb weniger Sekunden riß ich die Stromkabel aus dem Zeitzünder, der tatsächlich auf zwanzig Uhr eingestellt gewesen war.
Meine folgenden Entdeckungen waren durchweg enttäuschend. Wenn ich auch nicht mehr in dem Keller eingesperrt und von einer vernichtenden Explosion bedroht war, so hatte sich mein Gefängnis eigentlich nur einen Stock höher verlagert, denn ich konnte den Bunker nicht verlassen, da die solide Panzertür hermetisch verschlossen war.
Die Panzerfäuste, die eine Panzertür ohne weiteres zu knacken imstande waren, fand ich nirgendwo mehr.
Schlimm genug. Aber geradezu zum Verzweifeln war es, daß die Gangster darüber hinaus sämtliche Schußwaffen mitgenommen hatten. Zu meiner Verteidigung eigneten sich nur einige Eierhandgranaten, mit denen die Sprengladung zusätzlich geschmückt gewesen war.
Meine Hoffnung, über Funk mit der Außenwelt und besonders mit dem Head Quarter des FBI in Verbindung zu treten, erfüllte sich auch nicht. Das Funkgerät war völlig zerstört. Der berühmte, vom Porzellanladen her bekannte Elefant mußte auf den Röhren, Widerständen und Spulen herumgetrampelt haben. So sah es wenigstens
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