0206 - Der Panzerwagen brachte Blüten
einer Ecke führten zwei enge Luftschächte nach oben. Durch die eine vergitterte Öffnung an der Decke zog die verbrauchte Luft ab, die andere Öffnung dicht über dem Boden diente der Frischluftzufuhr. Ob dieses System auch noch bei starker Rauchentwicklung ausreichend funktionierte, war fraglich. Ich mußte es eben drauf ankommen lassen. Eine Rauchvergiftung war jedenfalls kaum mehr zu befürchten.
Viel unberechenbarer war eine andere Gefahr.
Die Gangster hatten- sehr wahrscheinlich die Sprengladung mit heimtückischer Absicht auf der Klapptür angebracht. Wenn nun der Zünder oder die Sprengstoffe wärmeempfindlich waren, riskierte ich, daß die Ladung explodierte, sobald die Hitze meines Miniatur-Scheiterhaufens nach oben drang. Ich würde sehr auf die Flammen achten müssen. Zum Glück ist Holz ein schlechter Wärmeleiter.' Außerdem konnte ich das Feuer löschen, lange bevor es sich vollständig durch die Bohlen der Klappe gefressen hatte.
Den Rest der verkohlten Tür würde ich mit der Eisenstange schon zertrümmern können.
Papier zum Anfeuern war genug vorhanden. Dazu noch ein Schuß Whisky — Alkohol brennt nicht nur in der Kehle —, und bald schlugen die Flammen empor und leckten gierig an den Holzbohlen der Türkiappe.
Leider funktionierte der Rauchabzug doch nicht wie gewünscht. Schon nach kurzer Zeit war die ganze Bude voller Qualm, daß ich kaum noch die Hand vor Augen sehen konnte. Das Feuer flackerte gespenstisch, und die Petroleumlampe schimmelte nur mehr trübe durch den Qualm.
Der Rauch brannte in den Augen, reizte die Kehle und kratzte in der Lunge.
Ich blieb stur wie ein Panzer. Obwohl ich fortwährend husten mußte, legte ich immer neue Scheite auf das knisternde Feuer. Zwischendurch hastete ich in die Ecke zu dem Luftschacht, um ein wenig bessere Luft zu schnappen.
Es wurde schlimmer und schlimmer. Nur noch für kurze Momente vermochte ich jeweils die tränenden Augen aufzureißen, dann preßten sich die Uder von selbst wieder fest zusammen.
Ich zog das Taschentuch heraus und drückte es vor Mund, Nase und Augen. Als das nicht mehr genügte, befeuchtete ich das Tuch mit Coca-Cola. Trh kam mir vor wie ein Oberheizer in der schlimmsten Abteilung der Hölle.
Hin und wieder stocherte ich mit der Eisenstange gegen die Bohlen, um ja den Moment nicht zu verpassen, an dem sich die Flammen durch die Klappe gefressen hatten und auf die Sprengstoffkisten überzugreifen drohten. Aber es war noch lange nicht soweit.
Schließlich hatte ich alle Vorräte an Brennmaterial verheizt. Die Flammen fielen nach und nach in sich zusammen. Zurück blieb nur rauchende Asche.
Als ich das Ergebnis meines pyrotechnischen Versuchs in Augenschein nahm, wurde meine hoffnungsvolle Erwartung enttäuscht.
Da die Flammen praktisch nicht nach oben hatten abziehen können, hatten die Bohlen der Türklappe gar nicht richtig Feuer gefangen. Sie glimmten zwar noch und waren an der Unterseite auch stark verkohlt, aber doch nicht genügend geschwächt, um von der Eisenstange vollends zertrümmert werden zu können.
Ich hatte umsonst geschwitzt, gehustet, Rauch geschluckt, die Finger verbrannt, höllisch schmerzende Augen bekommen und die Kleider verdorben.
Nun war guter Rat teuer, so teuer wie das Leben selbst. Mein ratlos rundum wandernder Blick fiel auf die Säureflaschen.
Säuren haben die — meist unerwünschte — Eigenschaft, Metalle anzugreifen oder gar aufzulösen. . Diese Eigenschaft kam mir jetzt gerade recht.
Die Säure mußte die Metallbeschläge der Klappe, wenn nicht auflösen, so doch so weit anfressen, daß sie bei einem stärkeren Stoß in die Brüche gingen.
Ich war sehr im Zweifel, ob die Säure ihr Zerstörungswerk schnell genug verrichten würde. Aber wenn man gar keine andere Möglichkeit mehr hat, versucht man auch das Unwahrscheinlichste. Das war jedenfalls besser, als daumendrehenderweise und tatenlos auf den Zeitpunkt X, an dem die Sprengladung hochgehen sollte, zu warten. Bis dahin waren es noch knapp drei Stunden!
Da Flüssigkeiten unter keinen Umständen sich dazu bequemen, nach oben zu fließen, mußte ich ein Instrument besorgen, mit dem ich die Säure in die Fugen und an die Beschläge bringen konnte. Vielleicht fand ich unter den Falschmünzer-Geräten so etwas Ähnliches wie eine Spritze oder Pumpe.
Einmal mehr machte ich suchend die Runde in dem Keller. Indes, ich entdeckte nichts, was sich dazu eignete, die Säure in einem gezielten Strahl in die Höhe zu befördern.
Da
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