0207 - Der Mann, der nicht sterben konnte
hatten sich auf ihre Schultern gelegt, rissen sie vom Fleck weg und schleuderten sie zur Seite, auf das Podest vor der Tür zu, wo die Horror-Oma von zwei anderen Händen aufgefangen wurde.
Weit riß sie die Augen auf und schaute in mein Gesicht.
»John!«, hauchte sie.
Ich gönnte ihr ein kurzes Lächeln, dann nahmen mich die weiteren Vorkommnisse voll in Anspruch.
Ich hatte die Frau aus der unmittelbaren Gefahrenzone geschafft.
Wir waren von Fjodor Rankin nicht gesehen worden, und als dann Suko anstatt der Frau plötzlich auf der Türschwelle stand, war er für eine winzige Zeitspanne durcheinander.
Das war genau die Chance, die Suko brauchte. Er hatte auf so einen Moment gelauert, und er wollte seine stärkste Waffe einsetzen, die er besaß.
Seinen Stab!
In einem alten tibetanischen Kloster hatte er ihn bekommen. Der Legende nach stammte der Stab aus dem Besitz des großen Religionsgründers Buddha.
Und er besaß magische Eigenschaften, die nicht genauer erforscht waren.
Wenn Suko ein bestimmtes Wort rief, hielt er die Zeit für fünf Sekunden an. Während dieser Frist erstarrten alle anwesenden Personen in der unmittelbaren Umgebung, nur derjenige, der das Wort gerufen hatte, konnte sich bewegen.
Allerdings durfte Suko seine Gegner während der Zeitspanne nicht töten, dann hätte der Stab seine Wirkung verloren. Der Chinese konnte allerdings Vorbereitungen für eine Vernichtung des Gegners treffen, und das wollte er auch hier.
Vielleicht für eine Sekunde schauten sich Suko und der andere an. Bisher hatte der Chinese Fjodor Rankin noch nie aus dieser unmittelbaren Nähe gesehen. Er sah einen älteren Mann mit weißen Haaren, aber silbrig glänzenden Augen, in denen sich die unheimlichen Kräfte des Mannes konzentrierten, um frontal gegen die Feinde gerichtet zu werden.
Suko mußte dem anderen zuvorkommen.
»Topar!« rief er.
Das war das Wort. All diejenigen, die den Schrei vernommen hatten, erstarrten.
Auch Fjodor Rankin!
Und Suko hatte freie Bahn.
***
Der Chinese hatte selbst nicht so recht geglaubt, daß der Stab bei Rankin seine Wirkung zeigen könnte. Um so erfreuter war er, als er sah, daß der andere zur Statue geworden war und auch der silberne Glanz in seinen Augen sich etwas abschwächte.
Suko überwand die trennende Distanz zu seinem Feind mit wenigen Schritten. Eine Waffe konnte Rankin nicht töten, aber vielleicht konnte man ihn bewußtlos schlagen.
Im Sprung hatte der Chinese schon ausgeholt. Der Arm war schräg erhoben, die Handkante gekrümmt, damit sie auch die gewisse Stelle traf, die Suko vorgesehen hatte.
Wuchtig pfiff seine Hand nach unten.
Es war ein Hieb wie mit dem Hammer geschlagen. Er traf genau den wunden Punkt.
Für einen Moment wirkte es so, als würde der andere den Treffer schlucken, dann jedoch kippte er wie ein Brett zur Seite und fiel hin. Sein Kopf schlug auf einen Teppich. Suko atmete aus. Da war die Zeit auch schon um. Sarah Goldwyn und ich konnten uns wieder bewegen. Wir stürmten in die Halle hinein, sahen den toten Earl und auch den Russen bewegungslos am Boden liegen.
»Mensch«, sagte ich nur. Sarah Goldwyn meinte: »Suko, du bist wunderbar.«
Mein Freund und Kollege hob die Schultern. »Der Mann, der nicht sterben konnte«, sagte er. »Aber einem gezielten Schlag mit der Handkante konnte er nichts entgegensetzen.«
»Das sehe ich.«
»Er war eben doch mehr ein Mensch«, meinte Lady Sarah, »wenn die Schwierigkeiten auch noch nicht beendet sind. Vielleicht sollte man ihn in Blei eingießen.«
»In Blei?« fragte ich erstaunt und verzog meinen Mund. »Ja.«
»Warum das denn?«
»Weil er möglicherweise radioaktiv verseucht ist.«
Jetzt verstand ich nichts mehr. Die Horror-Oma schien wieder einmal mehr zu wissen.
Suko dachte praktischer und schlug vor, dem Kerl Handschellen anzulegen.
Ich hatte nur welche im Wagen, doch Suko trug ein Paar hinten an seinem Gürtel. »Die habe ich immer bei mir, seit ich Inspektor bin«, sagte er.
»Bravo«, lobte Lady Sarah.
Suko legte dem Mann die stählerne Acht um, während Lady Sarah mir in Stichworten erklärte, wie der Russe zu diesem Monstrum geworden war. An vieles hatte ich gedacht, nicht aber an den Absturz eines Meteors, der mit seinen gefährlichen, unbekannten Strahlen einen Menschen verändert hatte.
»Das Problem ist damit nicht gelöst«, meinte Suko. »Noch lebt unser Freund.«
»Wohin mit ihm?« fragte Mrs. Goldwyn.
Keiner von uns wußte eine Antwort. Wir standen ziemlich ratlos in der
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