0207 - Die 73. Eiszeit
„Unter diesen Umständen ist es besser, wenn Sie sofort zurückkehren. Nehmen Sie sich zwei Jacken mit. Ihr Rückweg wird etwas kühler sein.
Redhorse soll die beiden Shifts zum Abschleppen bereithalten."
Die beiden verließen die Zentrale.
„Jetzt haben wir wieder Stoff zum Nachdenken", meinte Atlan mit einem Seitenblick auf die Kontrollen.
„Glauben Sie, daß der Temperatursturz bedeutungsvoll ist?"
wollte Mory Rhodan-Abro wissen.
„Horror ist ein Kunstplanet", erinnerte der Arkonide. „Wir können also ruhig annehmen, daß die Wärme von zweiunddreißig Grad Celsius, die bei unserem Eintreffen in der Grün-Etage herrschte, sich unter normalen Umständen nicht verändert. Wenn es jetzt abkühlt, muß irgend etwas Unvorhergesehenes passiert sein."
„Ich glaube, es sind wieder die Gurus", verkündete Gucky. „Die paranormale Ausstrahlung hat sich irgendwie verändert. Man kann nach wie vor nichts damit anfangen, es gibt noch nicht einmal telepathische Kontaktmöglichkeiten."
„Was hätten sie davon, wenn sie die Temperatur auf plus zwölf Grad herabsinken lassen?" fragte Mory.
Rhodan schnippte mit den Fingern. „Deshalb tragen die Eskies diese Pelzvermummungen!" Er nickte den anderen zu. „Ja, sie hüllen sich in Pelze. Dabei ist die jetzige Temperatur ausgesprochen gut verträglich."
Gucky verschränkte seine Ärmchen über der Brust. Seine Augen schimmerten.
„Wer sagt euch, daß die Temperatur aufhört zu sinken?" fragte er gelassen.
Captain Don Redhorse blickte der sich schnell verflüchtigenden Säule hellen Dampfes nach und versuchte zu begreifen, daß es sein eigener Atem war. Er holte tief Luft und stieß sie mit weit geöffnetem Mund wieder aus. Er hatte sich nicht getäuscht, sein Atem wurde bereits sichtbar. Die Temperatur fiel also weiter.
Redhorse blickte auf die Uhr. Seit etwa dreißig Minuten wurde es kälter. Wahrscheinlich lag die Temperatur nur noch ein oder zwei Grad über dem Gefrierpunkt.
Löquart und er hatten ihre Jacken übergezogen und verschlossen. Auch im Innern des Schiffes kühlte es jetzt rasch ab.
Da alle Heiz- und Klimaanlagen ebenfalls ausgefallen waren, bestand keine Möglichkeit, die Kaulquappe zu erwärmen.
Redhorse war kein ängstlicher Mann, doch das schnelle Sinken der Temperatur bereitete ihm Sorgen. Etwas geschah innerhalb der Grünetage, wofür Redhorse keine Erklärung hatte.
Zwar setzten die Eskies ihre Angriffe gegen die Festungsstadt fort, doch Redhorse hatte den Eindruck, daß sie sich langsam zurückzogen. Die Zahl der Explosionen ließ ständig nach. Das Trommelfeuer aus dem Hinterland diente jetzt nur noch als Deckung für einen Rückzug der Stoßtruppen in der Nähe der Festung.
Redhorse ging zum Interkom und gab der Besatzung den Befehl, warme Kleidung anzulegen.
Löquart zog Handschuhe an. Immer wieder blickte er fragend zu Redhorse hinüber. Redhorse bemerkte die Unsicherheit des Mannes, doch er wußte nicht, was er ihm sagen sollte. Er wartete ungeduldig auf die Rückkehr der vier Männer, die er zur CREST II und zur C-18 geschickt hatte.
Zum viertenmal innerhalb der letzten fünf Minuten verließ Löquart seinen Platz in der Schleuse und ging zum Barometer. Er starrte einen Augenblick darauf, schüttelte den Kopf und nahm seine alte Stellung wieder ein.
Wenn die Quecksilbersäule nur nicht unter die Gefrierpunktgrenze sank, überlegte Redhorse. Für ihn war das beinahe eine Demarkationslinie, die nicht überschritten werden durfte. Wenn es erst einmal einige Grad unter Null war, konnte es noch kälter werden, bis...
Redhorse zwang sich, nicht daran zu denken.
Löquart begann zu pfeifen. Natürlich konnte Redhorse den Sergeanten nicht hören, aber er sah, daß der Mann die Lippen gespitzt hatte und kleine Dampfwölkchen in unregelmäßigen Abständen seinen Mund verließen. Redhorse bezweifelte, daß Löquart kaltblütig war. Wahrscheinlich wollte er nur seine Furcht unterdrücken.
Die Rauchschwaden über der zerklüfteten Ebene hatten sich etwas verzogen. Redhorse konnte jetzt deutlich erkennen, daß die Truppen der Eskies auf dem Rückzug waren. Nur noch die Batterien im Hinterland beschossen die Festung. Auf diese Stellungen beschränkten die Gurus ihr Artilleriefeuer.
Damit war der Ausgang des Kampfes um Tata praktisch entschieden. Ohne große Verluste hatten die Gurus ihre Festung halten können. Redhorse hatte von Anfang an den Eskies keine große Chance eingeräumt. Die Festungswälle widerstanden den Waffen der
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