0207 - Die 73. Eiszeit
Rhodan.
Guckys Niedergeschlagenheit war unverkennbar.
„Wir hatten es in der Vergangenheit oft mit Wesen zu tun, die über individuelle paranormale Begabungen verfügten", sagte der Mausbiber. „Manche Lebensformen erreichten diese Fähigkeiten durch Mutation, bei anderen waren sie angeboren."
„Worauf willst du hinaus?" wollte Rhodan wissen.
„Bei allen Völkern mit Psi-Begabung zeigt das Einzelwesen die Fähigkeit, sich paranormal zu betätigen", fuhr Gucky fort. „Warum sollte es nicht möglich sein, daß es Lebensformen gibt, die erst durch das Zusammenwirken großer Gruppen eine paraphysikalische Welle ausstrahlen können?"
Rhodans Augen verengten sich. „Das wäre durchaus denkbar", meinte er leise. „Was aber hat das mit unserer Situation zu tun?"
Gucky spreizte die Pfoten und reckte sich. „Innerhalb der Grünetage gibt es eine konstante paranormale Welle", erklärte er. „Sie kommt mit großer Sicherheit von Tata. Die CREST und die beiden Kaulquappen stürzten kurz nach Einsetzen dieser Psi-Front ab."
„Warum hast du uns das bisher verschwiegen?" fragte Atlan.
Gucky sah ihn beinahe traurig an. „Ich sagte bereits, daß diese Parawelle sich von allen Phänomenen unterscheidet, die wir bisher angetroffen haben. Sie beruht offenbar auf der Ausstrahlung eines ganzen Volkes, ist also eine Art Psi-Kollektiv. Es gibt keine individuelle Strömung, die sich lokalisieren ließe. Deshalb glaubte ich zunächst, es könnte sich um eine Naturerscheinung handeln oder um die Ausstrahlung unbekannter Maschinen."
„Das würde bedeuten, daß die Gurus die Welle ausstrahlen", sagte Rhodan nüchtern. „Wäre das nicht eine Erklärung dafür, daß die Eskies keine einzige atomare Waffe im Einsatz haben?"
„Wie wollen wir die Gurus veranlassen, die paranormale Strahlung abzubrechen, Sir?" fragte Oberst Rudo.
„Vielleicht hören sie damit auf, sobald die Eskies sich zurückziehen", warf Mory Rhodan-Abro ein. „Wir brauchen nur das Ende dieser Schlacht abzuwarten."
„Mory hat recht", stimmte Atlan zu. „Ich glaube, unsere Aufregung war völlig unnötig. Bald werden die Eskies aufgeben.
Bisher konnten sie noch keine entscheidenden Erfolge erzielen. Sie werden in ihre Höhlen zurückkehren und sich an ihre Ausgangsposition zurückziehen."
Für Rhodans Begriffe war diese Lösung zu einfach, um wahr zu sein.
„Wir dürfen nie vergessen, daß wir hier in einer raffinierten Falle sitzen", sagte er rasch. „Ich rechne damit, daß noch irgend etwas geschehen wird, bevor der Krieg um die Festung zu Ende ist."
General Zseht-Agberat-Ly blickte mit innerer Befriedigung auf die Ebene hinab. Langsam aber sicher kam der Angriff des Gegners zum Stehen. Viele Stellungen waren durch den gezielten Beschuß der Verteidiger ausgefallen. Kanonier Berra arbeitete wie eine Maschine. Sektor Drei war völlig ungefährdet. General Ly sah die fremden Flugkörper inmitten der gegnerischen Armee. Hilflos waren sie gelandet. Ly wußte, daß den Besatzungen noch eine unangenehme Überraschung bevorstand. Die angreifende Armee wartete bereits auf die zweite Welle der Festungsbewohner, doch die Fremden konnten nichts davon wissen.
Lys Adjutant hatte vor wenigen Augenblicken berichtet, daß der Feind im Sektor Sieben gefährlich nahe herangekommen wäre.
Das vordere Panzerfort in diesem Gebiet hatte geräumt werden müssen, so stark war das Trommelfeuer gewesen. Ly glaubte nicht daran, daß dem Gegner ein Durchbruch gelang, aber es wurde Zeit, die zweite Welle einzusetzen.
Nun, im Sektor Sieben gab es keinen Kanonier Berra und - Ly lächelte selbstgefällig - keinen General aus dem Geschlecht der Zseht-Agberat. Ly war nicht mehr jung, aber er hielt sich für eine stattliche Erscheinung. Er hoffte, bei den nächsten Wahlen in den Obersten Rat der Zseht-Agberat gewählt zu werden. Etwas kummervoll dachte er an jene Zeiten, da sein Geschlecht noch großen Einfluß in der Festung besessen hatte. Jetzt waren es die Familien der arroganten Telsh-Dgromas und der Senstallot, die regierten. Den Zseht-Agberat blieb nur eine stolze Vergangenheit.
Ly hoffte, daß mit seiner Wahl in den Obersten Rat etwas von jenem Einfluß wiederkehren würde, den sein Geschlecht früher ausgeübt hatte.
Ly richtete sein Augenmerk wieder auf das Schlachtfeld. Die Angreifer hatten sich darauf verlegt, das Trommelfeuer von den hinteren Stellungen aus fortzusetzen, während einzelne Stoßtrupps gegen die Festung vordrangen. In verschiedenen Gebieten hatten
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