0207a - Keine Chance für Gangster
hatten natürlich jegliche Orientierung verloren und wussten nicht im Geringsten, in welcher Gegend wir uns befanden. Wir hörten, wie draußen scheppernd ein Tor geöffnet wurde. Gleichzeitig ruckte der Wagen wieder an und fuhr langsam weiter. Das dauerte jedoch nur kurze Zeit.
Der Unbekannte, der während der ganzen Zeit nicht ein einziges Wort gesprochen hatte, stieß die Tür auf und sprang aus dem Wagen. »Los, aussteigen!« brummte mein Leibwächter. Der Druck seiner Automatic in meinem Rücken verstärkte sich.
Wir stiegen aus, wobei wir zu erkennen versuchten, wo wir uns befanden. Wir waren im Hof einer kleinen Fabrik, deren einziger Fabrikationsraum in einem flachen, lang gestreckten Gebäude bestand. Links neben diesem Gebäude parkten zwei andere Lieferwagen.
Die Bailey-Brothers brachten uns zur Giebelseite des Hauses, wo sich offensichtlich die Büroräume befanden.-Der Unbekannte war inzwischen mit dem Wagen wieder verschwunden. Bevor wir die Haustür erreichten, wurde sie von innen geöffnet. Mit einem höhnischen Grinsen trat ein Mann heraus, auf dessen Spuren wir die letzten Stunden verbracht hatten. Es war Floyd Barring.
Er machte eine einladende Geste. »Wenn Sie so freundlich sein wollen. Mein Haus wartet auf Sie.«
Seine Stimme triefte vor offen zur Schau gestelltem Hohn. »Ich habe mich selten so gut amüsiert wie in den letzten Stunden«, fuhr er fort, während wir in einen kleinen, büroartigen Raum eintraten, »Jerry Cotton und Phil Decker, zwei der bekanntesten Spürhunde des FBI, tappen blindlings in die Falle, die ich ihnen gestellt habe. Meine Hochachtung, G-men.«
»Was meinst du, Jerry«, sprach Phil mich an, »warum ein Mensch mit einer derartigen Begabung für Komik wohl bei den Gangstern gelandet ist?«
»Vermutlich deshalb, weil kein Mensch über seine Witze lachen konnte«, gab ich zurück, »oder findest du den Knaben etwa komisch?«
»Der Einzige, der sich über seine sonderbaren Späße freuen kann, wird er wohl selbst sein.«
Die höhnisch verzerrte Grimasse Floyd Barrings machte blitzartig einen Ausdruck kalter Wut Platz. »Wartet nur ab, Schnüffler, wer zuletzt lachen wird. Ihr werdet es bestimmt nicht sein, darauf könnt ihr Gift nehmen.«
»Du langweilst uns, Söhnchen«, säuselte Phil, »mit deinem Geschwätz lockst du doch keinen Hund hinter dem Ofen hervor.«
»Bailey«, fauchte Barring, »steh hier nicht rum wie ein Ölgötze, sondern bring den Schnüffler da zum Schweigen!«
Bailey verzog keine Miene. »Damit wir uns recht verstehen, Floyd, Befehle nehmen wir vom Chef entgegen, von niemand anders.«
Er deutete auf zwei an der Wand stehende Stühle. Phil und ich nahmen schweigend Platz. Die beiden Baileys verließen nun den Raum. Floyd Barring lüftete eine Pistole aus der Tasche, legte sie auf den Tisch und lümmelte sich auf einen dahinter stehenden Stuhl. Inzwischen bemühte ich mich, meine Fesseln etwas zu lockern. Ein schwieriges Vorhaben, aber vielleicht würde ich es doch schaffen. Phil hatte gemerkt, was ich plante. Er begann mit Barring ein Gespräch, um ihn abzulenken.
»Da du dich wohl nun wieder beruhigt hast, kannst du uns vielleicht verraten, wie das Spiel jetzt weitergehen wird. Was hat dein Boss mit uns vor. Wird er uns die Ehre geben und hier erscheinen?«
Floyd Barring schien seine Wut vergessen zu haben. Er grinste Phil an
»Du fragst zu viel, Schnüffler, das ist nicht immer gut. Warte nur ab, dann wirst du schon merken, was der Chef mit euch vorhat.«
Er spielte mit einem zufriedenen Lächeln am Abzug seiner Kanone. Inzwischen war es mir gelungen, meine Fesseln etwas zu lockern. Wenn es Phil gelang, die Aufmerksamkeit des Gangsters noch zwei oder drei Minuten auf sich zu ziehen, musste ich meine Hände befreien können. Phil ließ mich auch nicht im Stich.
»Seit wann weißt du eigentlich, dass wir hinter dir her sind?«
Barring lächelte eitel. »Ihr glaubtet doch wohl nicht im Ernst, dass ihr mich auf diese Art und Weise übertölpeln könnt? Ich konnte euren herzerfrischenden Dialog mit dem Barkeeper anhören. So blieb mir genügend Zeit, die Bailey-Brothers auf euch zu hetzen. Ich konnte sogar noch den Chef von eurer Entwaffnung unterrichten. Das wird mir eine fette Prämie einbringen.«
Ich musste ein Aufatmen unterdrücken. Ich hatte es geschafft. Die Schnur hing nur noch lose um meine Handgelenke. Ich würde sie in Bruchteilen von Sekunden abstreifen können, wenn es die Situation erforderte.
Wenn ich jetzt mit Phil die
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