0207a - Keine Chance für Gangster
holen sollten und entschieden uns für einen der Bailey-Brüder. Ich bat den diensthabenden Kollegen telefonisch, uns die eine Hälfte des Gespanns ins Office zu bringen. Phil beschäftigte sich inzwischen mit dem Tonbandgerät. Dann erschien auch schon einer der Baileys. Phil platzierte ihn auf den Stuhl vor meinen Schreibtisch.
»So, mein Freund, jetzt sind die Karten wohl etwas anders verteilt als heute Nachmittag«, begann ich. »Jetzt hast du die schlechten Trümpfe. Es liegt allein an dir, was du daraus machst. Also, wer gab dir den Auftrag, mich zu schnappen, Barring oder Mac Gregor?«
Ich hatte den Eindruck, gegen eine Wand zu reden. Der Kerl reagierte nicht ein einziges Mal auf meine Fragen. Erst als ich von der Möglichkeit sprach, ihn vielleicht dem Staatsanwalt als Kronzeugen zu empfehlen, wurde er wach. Jetzt bequemte er sich auch, meine Fragen zu beantworten. Allerdings war es nicht viel, was er uns sagen konnte. Die Anweisung, uns zu überwältigen, hatte er von Floyd Barring erhalten. Barring war es auch, der ihn und seinen sauberen Bruder mit Joe Mac Gregor in Verbindung gebracht hatte.
Die vier Gangster waren vor zwei Tagen in einer finsteren Kaschemme zusammengekommen. Mac Gregor wollte ihnen noch keinen bestimmten Auftrag geben, sondern sie gegen ein ansehnliches Handgeld für sich gewinnen. Floyd Barring sollte der Verbindungsmann zwischen ihnen und Joe Mac Gregor sein.
Das war alles, was wir erfuhren. Wir verzichteten auf eine Vernehmung des anderen Bailey. Viel mehr versprachen wir uns von Floyd Barring. Wenn dieser die Anweisungen Joe Mac Gregors an die Bailey-Brothers weiterleiten sollte, dann musste er mit seinem Boss in unmittelbarer Verbindung stehen. Barring war nach wenigen Minuten in unserem Office.
»Die Baileys haben uns einiges erzählt«, begann ich, »nach ihren Worten sollst du in direkter Verbindung mit Mac Gregor stehen. Stimmt das?«
»Und wenn es so wäre?«
»Dann würde ich an deiner Stelle von dem hohen Pferd herabsteigen, Barring. Dir bleibt nämlich nur noch eine winzig kleine Chance, die Geschworenen günstig für dich zu beeinflussen, und die liegt in deiner Bereitwilligkeit, uns zu helfen, deinen Boss zu erwischen.«
»Spar dir deine Sprüche, G-man, du rührst mich sonst zu Tränen. Noch bin ich nicht verurteilt. Der Boss wird alles tun, um mich hier rauszuholen. Er weiß, dass ich der Einzige bin, der ihn belasten kann. Übrigens habt ihr auch keine Beweise gegen mich. Ich glaube kaum, dass eure Indizien zu einer Verurteilung ausreichen. Du siehst, du kannst mich nicht bluffen.«
Ich hatte nur ein mitleidiges Lächeln für ihn. Vor mir lag eine Akte, in der ich einige Seiten nachschlug. Dann sah ich wieder Barring an.
»Du irrst dich, Barring, sogar in zweifacher Hinsicht. Erstens bist du nicht der Einzige, der Mac Gregor belasten kann. Weshalb sollte er also besonders viel Interesse an deinem Schicksal haben. Du bist doch nur eine kleine Figur in seinem Spiel. Zweitens, und das wird dich besonders fesseln, haben wir die Aussagen eines Mannes, der bei den meisten deiner Untaten zugegen war. Er ist bereit, gegen dich und Mac Gregor auszusagen.« Ich tippte bei meinen Worten auf die vor mir liegende Akte.
»Es waren einmal zwei Freunde. Sie gerieten immer mehr auf die schiefe Bahn. Sie sanken immer tiefer, bis sie schließlich von einem Mann namens Nat Hopkins als Killer angeheuert wurden. Doch bald darauf trennten sich ihre Wege. Während der eine mehr oder weniger weiter sein schmutziges Handwerk ausübte, wurde der andere vernünftiger. Auch bei ihm reichte es zwar nicht mehr zu einem ehrlichen Beruf, aber er beschmutzte seine Hände wenigstens nicht mit neuem Blut. Als wir ihn erwischten, sah er die Sinnlosigkeit seines Lebens ein und legte ein umfassendes Geständnis ab. Wenn du mich nun noch fragst, warum ich dir das alles erzähle, Barring, dann lass mich gleich antworten. Ich bin allerdings überzeugt, du weißt die Antwort längst selbst. Der Mann, der mit seinem früheren Leben gebrochen hat, befindet sich hier in einer unserer Zellen. Er heißt Ben Compson. Der andere aber, der glaubt, all das, was er bisher getan hat, wäre nur ihm bekannt, sitzt hier vor mir. Er heißt Floyd Barring.«
Meine Stimme hatte bei den letzten Worten einen schneidenden Klang angenommen. Jetzt kam es darauf an, ob ich meine Worte richtig gewählt oder aber die Mentalität des Gangsters richtig eingeschätzt hatte.
Barring war auf seinem Stuhl zusammengesunken. Er
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