0208 - Die Killerfische
wieder erreichte ein neuer Kraftimpuls das Monstrum. Es schüttelte den Kopf, als wollte es trübe Gedanken verscheuchen, löste seine Hände und geriet so in die Strömung, von der es nicht nur mitgenommen, sondern auch der Oberfläche entgegengetrieben wurde.
Schwimmbewegungen machte es nicht, es ließ sich nur treiben, wie ein Stück Holz.
Höher und höher glitt er. Das Wasser wurde klarer, die Trübung war zwar noch vorhanden, jedoch nicht mehr so stark wie auf dem Grund des Meeres. Das Monstrum hatte freie Bahn.
Grünlich schimmerte das Wasser. Auch hier wurde es von zahlreichen Fischen umkreist, die seinen Aufstieg beobachteten. Dann jedoch verdunkelte ein Schatten die unmittelbare Umgebung. Er war gewaltig, zuerst nur als bizarres Etwas zu sehen, dann jedoch huschte er heran.
Erst jetzt hob das Monstrum den Kopf.
Ein Killerfisch lauerte auf ihn. Riesig in seinen Ausmaßen, mit runden, starren Augen, die einen stumpfen Blick aufwiesen. Halb war das Maul geöffnet, die Zähne darin wirkten wie Messer, so gefährlich waren sie.
Das Monstrum, zwar keiner menschlichen Regung fähig, merkte allerdings, daß hier ein Feind lauerte. Ein Feind, der bekämpft werden mußte. Und kämpfen konnte es, das hatte es früher schon gelernt, wo es sich immer durchsetzen mußte, denn die Feinde lauerten überall.
Es machte auch gar nicht erst den Versuch, dem Fisch auszuweichen, im Gegenteil, das Monstrum schwamm näher heran, wobei es seine langen Arme ausgestreckt hielt.
Der Killerfisch lauerte. Er bewegte nur sein Maul und klappte es langsam auf.
Darin sah das Monstrum seine Chance. Beide Klauen griffen zu, verhakten sich vor der unteren Zahnreihe im Fleisch des Riesenfisches und rissen es mit einem Ruck entzwei, als bestünde die Haut nur aus Papier.
Ein dunkler Blutstrom schoß aus der Wunde und färbte das Wasser. In Wolken trieb er auch auf das Monstrum zu, so daß er ihm für Sekunden die Sicht nahm.
Das Monstrum paddelte sich frei. Sein viereckiges Maul hatte es geöffnet, es tat ihm nichts, wenn Wasser hineindrang, es war kein normales Lebewesen, und als es aus der Wolke auftauchte, da sah es, wie der Killerfisch abdrehte und eine lange Blutwolke hinter sich ließ, die als schmale Spur zerfaserte und von den Wellen abgetrieben wurde.
Das Monstrum war zufrieden. Eine erste Bewährungsprobe hatte es hinter sich. Der Kampf war gewonnen. Zuversicht ergriff von ihm Besitz.
Auch die anderen Kämpfe würde es gewinnen, und diesmal wollte es das Monstrum schlauer anstellen.
Einmal drehte es seine kantigen Schädel und glotzte zurück in die Tiefe.
Es war kein Verfolger zu sehen. Der Killerfisch hatte das Weite gesucht.
Urplötzlich durchbrach das Monstrum mit seinem schrecklichen Schädel die Oberfläche. Der Kopf schien wie ein Korken auf dem Wasser zu hüpfen, Wellen rollten heran, überschwemmten ihn, so daß er im ersten Augenblick nichts sehen konnte.
Dann wurde er von einer hochlaufenden Welle nicht überspült, sondern auf den Kamm getragen, und er konnte sehen.
In Sichtweite sah er einen unregelmäßig verlaufenden Streifen. Mit dem sicheren Instinkt erkannte er, daß er diesen Streifen ansteuern mußte, denn dort befand sich das Land.
Als er wieder in das Wellental glitt, hatte er seinen Entschluß bereits in die Tat umgesetzt. Mit paddelnden Bewegungen, die an die eines Hundes erinnerten, sah er zu, daß er die Richtung beibehielt. Seine Rachetour sollte beginnen. Nicht umsonst hatte er die lange Zeit auf dem Meeresgrund verbracht. Derjenige, dem er dies verdankte, sollte sterben.
Der Mann hieß John Sinclair. Und sein Gegner hatte auch seinen Namen. Andere hatten ihm einen gegeben.
Das Frankenstein-Monster!
***
Von ihren Zimmern aus hatten sie einen herrlichen Blick über die Sinclair’s Bay. Und wenn die Tage einmal klar waren, dann konnten sie sogar das offene Meer sehen. Unter ihnen und landeinwärts lag der kleine Fischerort Cloak, und eigentlich gab es in ganz Schottland keine idealere Stelle für sie als dieses Hotel in einer Burg.
Sie, das waren fünf Kampfschwimmer.
Drei Männer und zwei Frauen!
Jawohl, Frauen waren auch dabei, denn im Zeitalter der Gleichberechtigung drängten die weiblichen Personen nicht nur in Männerberufe wie Schlosser oder Automechaniker, auch Jobs, die wirklich alles erforderten, wurden von ihnen ergriffen.
Die fünf Kampfschwimmer wollten zur Armee. Sie mußten erst mehrere Tests bestehen, bevor sie aufgenommen und noch einmal hart trainiert
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