0208 - Die Killerfische
Mir hatte er einen blau angestrichenen alten Jeep angedreht, der für diese Gegend goldrichtig war, vorausgesetzt, er schaffte die Strecke und brach nicht unterwegs zusammen.
»Das geschieht auf keinen Fall«, hatte mir der Verleiher versichert.
Ich war großzügig und glaubte ihm. Zudem hätte ich den zweiten Wagen, den er noch da hatte, auf keinen Fall genommen. Dieser alte Fiat wurde nur durch Rost zusammengehalten.
Mit dem Jeep gondelten wir los. Als Kundenservice hatten wir noch eine Karte der Gegend bekommen. Die würde uns unterwegs gute Dienste leisten.
Kaum hatten wir die Stadt verlassen, da merkten wir das erste Manko des Wagens. Er hatte keine Heizung. Oder keine, die noch funktionierte.
Wir mußten tatsächlich unsere gefütterten Jacken anziehen, sogar die Handschuhe behielt ich über. Die Sitze waren ziemlich ausgeleiert, federten nach, und auf Sukos Seite quoll stinkendes Seegras aus einem Schlitz im Bezug. Eine angenehme Fahrt würde das auf keinen Fall werden.
Schon bald hielt uns die karge schottische Landschaft gefangen. Hier im Norden mußte man schon wirklich Schottland-Fan sein, um sich wohlzufühlen. Es gab keinen Wald, alles war flach, der Wind wehte, das Gras besaß einen braungelben Winterschimmer. Hin und wieder sahen wir schmutzige Schneeflecken.
Am Himmel führten die Wolken, getrieben vom Wind, wilde Tänze auf.
Es waren gewaltige Gebirge, mal dunkel mal hell, so daß es mir ganz so aussah, als würde es wieder anfangen zu schneien. In ein Schneegestöber wollten wir nicht kommen.
Die Straße nach Cloak mußte zwischen den Ortschaften mal irgend jemand zusammengedrückt haben, denn plötzlich wurde sie so eng, daß nur noch ein Wagen fahren konnte. Wenn jemand entgegenkam, mußte der schwächere in den Graben.
Uns kam keiner entgegen. Als die Fahrbahn sich wieder verbreiterte, das geschah nach einer langen Kurve, sahen wir auch die Steinwälle, die so typisch für Schottland sind und die den Weg der Fahrbahn haargenau markierten.
Die Reifen des Jeeps waren in Ordnung. Vor der Fahrt hatte ich sie mir genau angeschaut. Deshalb fuhr ich auch voll durch einen plötzlich auftauchenden Schneematschstreifen. Wir rutschten zwar etwas, aber die Reifen griffen.
»Du bist ja heute wieder ein kleiner Niki Lauda!« meinte Suko.
»In Schottland werde ich zum Tier.«
»Aha.«
Ich spielte mit dem Gaspedal. Der Jeep war gut. Wenn man ihn fuhr, konnte man die Heizung vergessen. Ich freute mich wie ein Kind, daß ein Spielzeug bekommen hatte. Einmal verließ ich sogar die Straße, scheuchte den Wagen eine kleine Böschung hoch und fuhr wieder herunter. Diese Aktion hatte bei Suko nur ein Kopfschütteln zur Folge.
Es ging etwas bergab. Deshalb konnten wir weit sehen, erkannten Häuser und dahinter das Meer.
Cloak war fast erreicht.
»Sieht irgendwie stark aus«, sagte ich und blickte über die Häuser hinweg, wo ein langer weißer Streifen gegen die Küste donnerte. Die Brandung.
»So etwas haben wir schon oft gesehen«, maulte Suko. »Fahr endlich, sonst friere ich hier noch fest.«
»Ist dir kalt?«
»Was denkst du denn?«
»Dann mach dir doch warme Gedanken.«
Suko schüttelte nur den Kopf. Er hielt mich für albern und übergeschnappt.
Die Straße folgte jetzt der Küstenlinie. Und zwar in zahlreichen Kurven.
Obwohl es fortlaufend bergab ging, blieben wir ziemlich hoch, so daß wir immer aufs Meer schauen konnten, das jetzt linkerhand von uns lag, da der Weg eine große Kurve geschlagen hatte.
Bis zum Ort war es doch noch ein ziemliches Stück. Die Nähe der Häuser war eine optische Täuschung gewesen. Ich ließ die Späße sein, da ich mich voll auf die Fahrbahn konzentrieren mußte. Zu den Klippen hin war sie durch einen langen Steinwall gesichert. Die Steine aufzuschichten, hatte sicherlich eine Heidenarbeit gemacht.
Zwangsläufig mußten wir langsamer fahren. Das Donnern der Brandung übertönte sogar das Geräusch des Fahrtwindes. Ein paar vereinzelt stehende Häuser erschienen. Sie sahen ziemlich baufällig aus, wahrscheinlich wurden sie nur als Schuppen benutzt.
Dann hörte auch die Steinmauer auf, und wir konnten erkennen, daß das Gelände dahinter flacher wurde. Wir hatten einen guten Blick auf die Bay, die meinen Namen trug.
Das wüßten auch die Jugendlichen und zwei Erwachsene, die sich am Straßenrand eingefunden hatten und aufs Wasser schauten, als gäbe es dort etwas Besonderes zu sehen.
»Da tauchen welche«, sagte Suko.
Ich schaltete zurück und fuhr
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