0208 - Die Killerfische
sich seine Schützlinge angesehen, wie sie versuchten, den Sack mit Steinen zu heben und sich dabei gegenseitig behinderten und bekämpften. Er war gespannt, wann der Verlierer auftauchte. Wahrscheinlich mit einem Betäubten im Arm.
Gannon schaute zum Ufer hoch. In der Luft lag ein Wasserstreifen, hochgeschleudert von der Brandung, die sich an den Klippen brach.
Weiter oben standen noch immer die Gaffer. Es waren sogar mehr geworden. Scharfäugig erkannte Gannon zwei Männer, die mit einem Jungen sprachen. Die Erwachsenen blickten sehr interessiert.
Sollten sie, um so größer konnte er hier die Schau abziehen. Daß er dazu nicht mehr kommen sollte, ahnte Ray Gannon nicht im geringsten.
Er merkte auch nichts von dem Verhängnis, denn das Unheil näherte sich ihm lautlos.
Das Monstrum hatte nur noch wenige Yards zurückzulegen. Hin und wieder hatte es seinen kantigen Schädel so angehoben, daß es einen Blick über die Wasserfläche werfen konnte.
Der Mann hockte noch immer in seinem Boot und ahnte nichts. Zudem schaute er in die entgegengesetzte Richtung, was dem anderen natürlich sehr gelegen kam.
Die letzten, tapsigen Schwimmbewegungen brachten den Körper bis dicht an das Schlauchboot. Ein wenig noch ließ er sich in die Tiefe sacken, und zwar so, daß er soeben unter der Wasseroberfläche schwamm.
Dann war es soweit.
Er hatte das Boot erreicht, der Mann wandte ihm den Rücken zu, und dann hob das Monstrum den rechten Arm. Wie ein Stumpf erschien er aus dem Wasser.
Und er griff zu.
Seine Klaue klatschte auf den Wulst des Bootes, drückte es nach außen, ein Vorgang, den der Mann mitbekommen mußte, und er drehte sich um.
Da schnellte das Monstrum hoch.
Bevor es seinen Arm um Gannons Hals klemmte, sah dieser noch das schreckliche Gesicht, und selbst ihm, dem harten Mann, schien ein Eispickel ins Herz zu fahren.
Das Gesicht war ein Vorbild für eine asymmetrische Plastik. Es schien aus zahlreichen Teilen zusammengesetzt worden zu sein, die Augen hingen schief, die Nase ebenfalls, das gleiche war mit den Ohren, und die Stirn schien gespalten zu sein. Er sah auch den Hals und die tiefe Wunde darin, sie leuchtete scharlachrot, obwohl das Wasser in der Wundenrinne lief.
Gannon wollte sogar schreien, da wurde ihm die Luft abgedrückt. Aus seiner Kehle drang nur ein Gurgeln, bevor er das Übergewicht bekam und von dem Monstrum ins Wasser gezogen wurde.
Eiskalt war die Flut. Sofort saugte sich Gannons Kleidung voll. Allerdings trug er noch eine Schwimmweste, die wollte ihn wieder an die Oberfläche drücken.
Das merkte auch das Monstrum. Es drückte Gannon herum und zerfetzte die Weste mit seiner Pranke.
Erst jetzt wurde Gannon bewußt, daß er sich in einer tödlichen Gefahr befand.
Zuvor war er einfach zu überrascht gewesen, und er dachte nicht daran, aufzugeben.
Er wehrte sich.
Ray versuchte, den Griff zu sprengen. Er kannte einige Tricks, und es gelang ihm auch, die Finger des anderen zu packen. Hart bog er sie herum. Wenn der andere ihn jetzt nicht losließ, würde Gannon ihm die Finger brechen.
Das Monstrum hielt fest.
Ray Gannon glaubte sogar das Knacken zu hören, als die Finger umgebogen wurden, aber der Griff lockerte sich nicht. Das Wesen verspürte keine Schmerzen.
Diese Erkenntnis machte dem eisenharten Ray Gannon Angst. Hinzu kam der Luftmangel, denn er hatte zuvor nicht die Chance gehabt, noch einmal tief einzuatmen.
Das Monstrum besaß Bärenkräfte. Während es durch den Auftrieb hin und wieder oberhalb der Wasserfläche erschien, hatte es den anderen praktisch in den Schwitzkasten genommen und drückte ihn in das Wasser hinein.
Gay Gannon wußte genau, daß er mit seinen Tricks nicht mehr freikam.
Er mußte sich etwas anderes einfallen lassen, wenn er überleben wollte.
Alles in ihm schrie bereits nach Luft. Jede Faser, jeder Nerv seines Körpers wollte atmen, doch er zwang sich dazu, die Luft anzuhalten, denn nun machte sich sein Training bezahlt. In zahlreichen Stunden hatte er trainiert, und es war ihm gelungen, immer wieder zu überleben.
Hier mußte es auch klappen.
Gannon machte sich plötzlich schwer, und er rollte sich zusammen so gut es möglich war, dabei zog er auch die Knie an und versuchte, schmaler zu, werden, wobei er den Rest an Luft, der sich noch in seinen Lungen befand, ausstieß.
Wenn das Monstrum ihn weiterhin so halten wollte, mußte es nachgreifen, für den Bruchteil einer Sekunde hatte sich dann der Griff gelockert, und diese winzige Chance blieb
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