0209 - Ein Souvenir aus der Hölle
als Sie denken.«
»Ich verstehe Sie nicht«, gestand Nurm. »Was haben Sie davon? Für wen oder was könnte es wichtig sein? Für Sie?«
»Und Sie verstehen uns nicht«, gab Zamorra zurück. »Ist der Tote noch im Gebäude? Wer war zum Zeitpunkt des Todes in seiner Nähe? Wer war kurz vorher mit ihm zusammen?«
»Sie reden wie ein Kriminalist«, sagte Nurm.
»Ich hatte schon mit einigen Fällen zu tun, in denen übersinnliche Erscheinungen eine Rolle spielten«, sagte Zamorra. »Und ich hege die Befürchtung, daß es hier ebenso ist.«
»Schön«, sagte Nurm. »Wir können hinfahren. Die Leiche befindet sich bei der Gerichtsmedizin. Aber ich kann erst hier weg, wenn die Pressekonferenz beendet ist. Öffentlichkeitsarbeit, verstehen Sie? Es macht einen schlechten Eindruck, wenn ich so einfach verschwinde, nachdem ich vorhin große Worte gemurmelt habe.«
»Das paßt hervorragend«, sagte Zamorra. »Wir wollten uns auch noch mit Mister Perkins unterhalten…«
»Dann fahren wir doch komplett«, schlug Ben Nurm vor. »Perkins’ Hotel befindet sich in der Nähe des gerichtsmedizinischen Instituts. Gleichzeitig habe ich Sie dann ein wenig von dem Diamanten entfernt. Ich rechne mit einem Diebstahlsversuch in dieser Nacht.«
»Wie schön«, spöttelte Nicole.
Ben Nurm musterte sie von oben bis unten.
»Sie sollten sich nicht einem jähen Windstoß aussetzen«, warnte er dann. »Ich müßte Sie sonst wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaften.«
Nicole warf ihm eine Kußhand zu, hakte sich bei Zamorra ein und kehrte mit ihm in die Menge der Reporter zurück. Der Fragenansturm ebbte ab. Steve Perkins hatte sich auf die Kante des Tisches gesetzt, auf dem der Diamant hell leuchtete, und erzählte gerade, wie er ihn gefunden hatte, gemeinsam mit Alan Wonder. Zamorra betrachtete den Diamanten. Auf fünf Meter Abstand fiel ihm nichts Besonderes daran auf, aber dann mußte er wieder an den Toten denken. Etwas stimmte nicht. Und was erzählte Perkins gerade von einem brennenden Mann im ewigen Eis?
»Aber das ist doch Fantasterei!« rief einer der Reporter dazwischen. »Mister Perkins, wollen Sie hier eine Märchenstunde abhalten?«
Scharf fragte Perkins zurück: »Ist es auch ein Märchen, daß dieser Diamant nicht aus Kohlenstoff, sondern aus Wasser besteht? Und ist es auch ein Märchen, daß er hochverdichtoten Stahl durchschneidet?«
»Was noch zu beweisen wäre!« fauchte der Journalist, der sich von der Story des Südpolmanns auf den Arm genommen fühlte.
Der Hagere mit dem Bart und der Brille, der als Dr. Williamson vorgestellt worden war, schüttelte heftig den Kopf. »Unsere ersten oberflächlichen Voruntersuchungen bestätigen Mister Perkins’ Worte, und es ist zu erwarten, daß eingehendere Untersuchungen noch etliche Eigenschaften herausstellen, die auf den ersten Blick nicht festzustellen sind!«
Immer noch klang Spott in der Stimme, des Reporters, als er fragte: »Dann behaupten Sie also, den Stein der Weisen gefunden zu haben?«
»Ich behaupte gar nichts«, knurrte Dr. Williamson, »außer das, was sich durch wissenschaftliche Untersuchungen und Experimente beweisen läßt!«
Aber das Wort »Stein der Weisen« war gefallen und ließ sich nicht mehr aus den Köpfen der Zuhörer verbannen, auch wenn es nicht der Wissenschaftler gewesen war, der es ausgesprochen hatte. Und mit dem Begriff »Stein der Weisen«, ging ein anderer einher: Alchimie, die mittelalterliche Kunst oder Scharlatanerie, aus beliebigen Materialien Gold zu machen.
Die ersten Sensationsreporter hatten ihr Fressen gefunden und zogen sich zurück. Nach und nach folgten auch die anderen. Es war nichts mehr zu retten. Schließlich waren nur noch die Polizisten, der Doc, Ben Nurm und Zamorra, Nicole und Steve Perkins übrig.
Zamorra grinste Ben Nurm an. »Glauben Sie jetzt immer noch, daß Diebe sich für den Diamanten interessieren?«
»Der wird ja gerade durch diesen Blödsinn noch interessanter«, knurrte Nurm unzufrieden. »Was glauben Sie, was ab morgen früh los ist, wenn der Mist in jeder Zeitung steht: Wissenschaftler versuchen, Diamanten als ›Stein der Weisen‹ abzutun. Es gibt viele, die dann annehmen, es sei ein absichtlicher Versuch, die Angelegenheit ins Lächerliche zu ziehen. Bin gespannt, wie viele sich noch daran erinnern, daß es einen Toten gegeben hat.« Jetzt hatte er wieder die Reporter gemeint.
Zamorra wandte sich wieder dem Tisch zu. Der war plötzlich leer. Zwei Polizeibeamte entfernten sich
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