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0209 - Ein Souvenir aus der Hölle

0209 - Ein Souvenir aus der Hölle

Titel: 0209 - Ein Souvenir aus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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noch das Auftauchen dieses Geistersehers, dieses Parapsychologen. Was hatte der bei einer wissenschaftlichen Analyse des Diamanten zu suchen?
    »Nur ein Wort, Freundchen, und ich setze dich schneller wieder vor die Tür, als du das Labor betreten hast«, knurrte er im Selbstgespräch. Williamson war ein Mann, der mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen verwurzelt war. Daß dieser Diamant aus kaltem, aber nicht gefrorenem Wasser bestand, war zwar erstaunlich, aber bestimmt erklärlich, und Williamson war bereit, die Erklärung dafür zu finden und nachzuweisen.
    Alles andere war Hokuspokus und gehörte in den Zirkus oder ins Fernsehen, ins Kinderprogramm. Die Schamanen der Ureinwohner Australiens konnten vielleicht mit ähnlichem Kinderkram aufwarten, aber denen war der Diamant ja auch nicht ausgehändigt worden.
    So etwas war Sache der ernsthaften Wissenschaften.
    Williamson sah auf die Uhr. Es war noch erstaunlich früh. Vielleicht konnte er noch einen Blick ins Labor werfen und eine Testreihe vorbereiten. Er schritt zur Tür, als ihm schwindlig wurde.
    In zehn Millionen Kilometern Entfernung sah er den Brennenden Mann, der höhnisch lachte und ihm zuwinkte, und dann brach Williamson zusammen, um nie wieder aufzustehen.
    Er war tot.
    ***
    »Nein!« schrie Perkins. »Das ist doch nicht möglich!« Er stand am Schubfach und wollte die weiße Decke, die das Skelett bedeckte, wegreißen. Zamorras Zuruf stoppte ihn.
    »Nicht anfassen, Perkins!«
    Der Mann erstarrte mitten in der Bewegung. Langsam ging jetzt Zamorra auf das Skelett zu und warf dem Grauen einen fragenden Blick zu. »War der Mann schon ein Skelett, als er eingeliefert wurde?«
    Er starrte in ein wachsbleiches Gesicht, das sich mehr und mehr ins Grüne verfärbte. »Wenn Sie sich übergeben müssen, ’raus, aber vorher beantworten Sie mir meine Frage!« befahl Zamorra.
    »Nein, Mister«, keuchte der Graue. »Nein…«, und dann stürmte er tatsächlich nach draußen, einer der Toiletten entgegen.
    Auch die anderen sahen etwas käsig aus. Zamorra und erstaunlicherweise auch Nicole waren Musterbeispiele der Selbstbeherrschung. Zamorra begann zu schnuppern. Aber er konnte nicht den geringsten Hauch von Verwesung wahrnehmen. Das Skelett war trocken.
    »Nicht anfassen«, wiederholte er seine Warnung, als Perkins jetzt wieder die Hände ausstreckte. »Oder wollen Sie in einer halben Stunde so aussehen wie unser abgemagerter Freund?«
    »Wie ist das möglich?« stieß Ben Nurm bestürzt hervor.
    »Wenn ich es Ihnen sagte, würden Sie mich für verrückt halten«, erwiderte Zamorra und schob Perkins zur Seite.
    »Momentan halte ich mich selbst für verrückt«, stöhnte der Glatzkopf.
    Zamorra öffnete sein Hemd und zog das Amulett hervor. Er begann zu frieren. Hier unten war es empfindlich kühl; kein Wunder, denn die hier aufbewahrten Leichen mußten kalt gelagert werden, um nicht zu verwesen, und diese Kälte blieb nicht allein auf die Kühlfächer beschränkt. Unwillkürlich mußte er schmunzeln, als er Nicole in ihrem dünnen Kleidchen mit dem freizügigen Schnitt sah.
    »Was machen Sie da?« fragte Nurm mißtrauisch.
    Zamorra gab keine Antwort. Er ließ das Amulett am silbernen Kettchen über dem Skelett pendeln. Plötzlich ging ein schwacher, grünlicher Lichtschauer von der Silberscheibe aus und hüllte das Skelett ein. Die weiße Plastikdecke flammte auf. Rotes Feuer umloderte die bleichen Knochen des Toten, leckte an ihnen und verzehrte sie.
    »Sind Sie wahnsinnig?« schrie Ben Nurm und riß Zamorra zurück. Gelassen hängte sich der Parapsychologe das Amulett wieder um und schloß das Hemd, ehe der Polizist einen genaueren Blick auf die eigenartigen Hieroglyphen und Zeichen auf dem kühlen Metall werfen konnte.
    Nur Asche war im Schubfach zurückgeblieben.
    »Jetzt können Sie die Reste gefahrlos berühren«, sagte Zamorra.
    »Diese roten Flammen«, stöhnte Perkins. »Sie erinnern mich an etwas.«
    Zamorra sah ihn starr an.
    »An die Flammen Ihres Brennenden Mannes, Perkins«, stellte er fest und hatte damit genau ins Schwarze getroffen.
    ***
    Unten, im Kühlraum, hatten sie nichts mehr verloren. Den toten Polizisten gab es nicht mehr, und darum stiegen sie die Treppe wieder nach oben hinauf, wo der Graugekleidete ihnen ein kleines Büro für die folgende Unterhaltung zur Verfügung stellte. Wie selbstverständlich ließ sich der Oberinspector hinter dem Schreibtisch nieder. Zamorra, Nicole und Steve Perkins nahmen auf den Besucherstühlen

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